Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin | Kapitel 31

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Als erstes waren mein Stylistenteam und Jason an der Reihe. Ceasar stellte ihnen die Unterschiedlichsten Fragen, wobei sie sich hauptsächlich darum treten ob sie geahnt oder gewusst hatten, was wirklich in mir steckte. Außer Jason konnte eigentlich niemand mit ja antworten und trotzdem behauptete meine Stylistin plötzlich, dass sie zumindest gespürt hatte, dass ich etwas ganz besonderes war. Lügnerin.

Nach einer halben Ewigkeit war ich an der Reihe und wurde mit Hilfe einer Plattform, die der aus der Arena viel zu ähnlich war, nach oben gefahren. Mein Blick war deshalb ziemlich wütend, als ich auf die Menge blickte, doch das schien diesen Idioten nur umso besser zu gefallen. Sie jubelten und schrien meinen Namen.

"Johanna!", rief Ceasar und kam auf mich zu um mich zu begrüßen. Und langsam wurde es leiser, vermutlich weil sie hören wollten was ich zu sagen hatte. Oh ja, sollten sie nur gut zuhören. Ich würde sicher kein Blatt mehr vor den Mund nehmen, jetzt, wo ich endlich so sein konnte wie ich wirklich war.

"Es ist wirklich äußerst schön dich wieder zu sehen. Und dein neues Image steht dir wirklich gut.", behauptete der Zeremonienmeister und führte mich zu einem kleinen Sofa. Ich antwortete nichts darauf.

"Nun, nimm es mir nicht übel, aber mit dir als Siegerin habe ich wirklich nicht gerechnet. Du hast uns alle getäuscht und umgehauen. Meinen höchsten Respekt dafür.", redete er deshalb schnell weiter.

"Das war auch der Plan.", erwiderte ich.

"Du hast also alles von Anfang an geplant?", fragte er weiter.

"Natürlich. Oder wieso sollte ich sonst bei der Ernte geheult haben?", stellte ich eine Gegenfrage.

"Punkt für dich.", lachte Ceasar, ehe er wieder ernster wurde.

"Du hast viele Menschen hier beeindruckt. Einige sogar auch eingeschüchtert. Das wahre Ich der Johanna Mason war eine Überraschung für uns alle."

"Woher wollt ihr wissen, ob das mein wahres Ich ist? Ich habe euch von Anfang nur gezeigt, was ich zeigen wollte. Mehr werdet ihr auch nie erfahren.", brummte ich halb als Antwort. Was glaubten diese Menschen, wer sie waren? Sie hatten in der Arena gesehen, dass ich nicht die war, für die sich mich zunächst gehalten hatten, sondern dass mehr in mir steckte. Ich war kein schwaches Mädchen sondern eines, das sich verteidigen konnte und nicht aufgab. Und nur weil sie das über mich herausgefunden hatten, kannten sie mich noch lange nicht.

Kurz kam Ceasar ins stocken, doch als die Menge aus welchem Grund auch immer jubelte, fing auch er plötzlich an zu lachen.

"Sie ist so mysteriös und eine solch starke und selbstbewusste junge Frau. Männer, was für eine Herausforderung, nicht wahr?"

Männer. Da war es wieder. Was sollte der Blödsinn? Außerdem waren die Männer aus dem Kapitol die letzten, die mich interessierten.

Das Publikum klatschte und rief wieder meinen Namen. Mich dagegen nervte das Ganze hier langsam und deshalb war ich froh, als endlich das Video über diese Spiele und meinem Sieg eingespielt wurde.

Es begann mit meiner Ernte, die ich eigentlich überhaupt nicht sehen wollte. Doch jetzt, wo ich wusste, dass sie es mir wirklich alle abgekauft hatten, musste ich schon sagen, dass ich es wirklich super machte. Vielleicht sollte ich als mein Talent, etwas das jeder Sieger angeben musste, wirklich die Schauspielerei nennen?

Die Vorbereitung auf die Arena wurde nur kurz angeschnitten und auch das Interview schienen die Verantwortlichen für diesen Film nicht wirklich interessant zu finden. Stattdessen legten sie ziemlich bald mit den Spielen los, was meine Aufmerksamkeit nun doch forderte.

Die Karrieros waren ziemlich brutal und zeigten kein Mitleid auch nur mit einem ihrer Opfer. Ich schien das jedoch auch nicht zu zeigen. Zumindest rückten sie mich in ein Licht welches mich als ziemlich kaltblütig darstellte. Und genau das gefiel dem Publikum am besten, da sie jedes Mal jubelten, wenn ich irgendetwas niederstreckte. Es war ein furchtbares Gefühl sehen zu müssen, wie ich das tat.

Als plötzlich Charly groß eingeblendet wurde ahnte ich schon, was kommen würde. Im nächsten Moment wurde auch schon sein Tod gezeigt. Es war wirklich das Mädchen aus Distrikt 1 gewesen. Blondie, die mich so teuflisch angegrinst hatte, bevor sich meine Axt in ihr Gesicht gebohrt hatte. Mein erster Mord.

Doch im Gegensatz zu mir war es ihr egal gewesen, ob ihr Gegner litt oder nicht. Sie hatte Charly tödlich verletzt und der Junge aus meinen Distrikt musste deshalb einen Todeskampf über mehrere Stunden führen. Ich bereute es jetzt nicht im Geringsten, den Karriero getötet zu haben.

Als die Situation mit den Spinnen kam sorgte das für einen Lacher im Publikum, vor allem da mein Gesichtsausdruck mehr als dämlich war, als ich die Spinnen bemerkte. Meine Augen verengten sich zu schlitzen.

Ein paar andere Tribute wurden noch gezeigt, danach änderte sich plötzlich die Musik im Film und das Finale der Spiele wurde somit eingeläutet. Es wirkte in diesem Film so ganz anders, als ich es erlebt hatte.

Nachdem der dritte unter uns sein Leben durch den Jungen aus Distrikt 1 verloren hatte, sah es wirklich so aus, als wenn ich ihn gezielt gesucht hatte, doch in Wahrheit hatte ich das Füllhorn nur durch Zufall so schnell gefunden.

Ich wollte mich ihm von hinten nähern, einfach weil ich ihm nicht in die Augen sehen wollte und keine Lust auf einen Kampf hatte. Im Film sah alles nach Berechnung und wilder Entschlossenheit aus.

Man konnte deutlich sehen wie falsch etwas auf Menschen wirken konnte, wenn sie die Gedanken und Gefühle der einzelnen Person nicht kannten.

Als der Film zu Ende war jubelte das Publikum und schrie wieder meinen Namen, langsam nervte das, doch ich regte mich nicht. Ich winkte nicht, noch verzog ich meine Miene. Ich bewegte mich sogar erst wieder, als ich im Augenwinkel eine Person auf mich zukommen sah. Es war Präsident Snow. 

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