In dieser Nacht wurde eine meiner Fallen ausgelöst, kaum dass ich meine Augen geschlossen hatte und eingeschlafen war. Es war eine dieser Mutationen auf die ich schon einmal getroffen war. Jedoch war sie kleiner und nicht ganz so angriffslustig. Es war also kein wirkliches Problem mit ihr fertig zu werden was in mir den Verdacht hochkommen ließ, dass die Spielmacher für Spannung sorgen und meine Fallen testen wollten. Sie funktionierten, dass konnten sie sehen, weshalb ich die restliche Nacht ohne weitere Zwischenfälle mit Schlafen verbringen konnte.
Am nächsten Morgen packte ich dann meine Sachen zusammen, ehe ich einfach losmarschierte und versuchte eine Wasserstelle zu finden. Etwas anderes war nicht wichtig für mich, da ich jederzeit mit dem Ende rechnete. Da brauchte ich keinen geeigneten Baum mehr der Schutz bot und auch keinen riesigen Vogel. Die Spielmacher würden uns sicher bald zusammenführen, das sagte mir mein Gefühl. Mein Gefühl welches gleichzeitig für Übelkeit und Sehnsucht sorgte. Ich wollte einfach nur noch nach Hause, hatte genug von dem ganzen Mist hier.
Es war beinahe Mittag, als ich einen Tümpel erreichte. Er war ausgetrocknet.
„Sehr einfallsreich.“, kommentierte ich. „Gibt es irgendwo einen See den ich bisher noch nicht bemerkt habe und der jetzt die einzige Wasserquelle ist weshalb ich nun dorthin laufen muss?“
Ich hatte keine Ahnung wie oft es schon so gemacht wurde. Den Tributen ging das Wasser aus, sie suchten nach Quellen. Leider war alles versiegt, weshalb ihnen nichts anderes übrig blieb als früher oder später den See, Teich, Strom oder was auch immer es gerade war aufzusuchen. Dort trafen sie dann aufeinander und voila, die Spiele fanden ihr Ende.
Wenn ich könnte, würde ich diese Idioten alle in eine Arena stecken und dann würde ich ihnen zeigen, wie man so etwas richtig machte. Das klang grausam, doch meinem Hass auf die Spielmacher fielen gerade nur allzu viele Dinge ein. Und meiner Meinung nach mussten mir Menschen nicht leid tun, die mit Freude Mutationen oder andere Katastrophen auf Kinder losließen und versuchten es so spektakulär wie nur gerade möglich zu gestalten. Sie hatten nichts anderes verdient. Genau genommen wäre das als Strafe noch nicht einmal ausreichend. Man müsste sie zu Avoxen machen. Das wäre ein guter Einstieg für ihre Spiele.
Ich durchkämmte den Wungel weiter, während ich mich fragte worauf sie jetzt eigentlich warteten. Warum wurde ich nirgendwo hingelockt? Meine Frage beantwortete sich jedoch von selbst, als mir die Gegend allmählich bekannt vorkam und ich dann zwischen ein paar Bäumen das Füllhorn erkennen konnte. Ich war instinktiv hierher gelaufen. An den Ort an dem dieser feige Karriero sicherlich bei all seinen Waffen hockte und ebenfalls darauf wartete, dass etwas passierte.
Das hier war reiner Zufall gewesen, doch für die Zuschauer sah es vielleicht so aus, als wäre ich zielstrebig und entschlossen hierher gelaufen um meinen letzten Gegner zu finden und dann auszuschalten. Sollten sie glauben was sie wollten. Jetzt war ich schon mal hier, da konnte ich genauso gut Ausschau nach dem Jungen halten, ehe ich mir dann einen Plan überlegte.
Ich schlich geduckt und im Schutz der Bäume um das Füllhorn herum. Dabei entdeckte ich ihn, er war wirklich hier und saß am Eingang des Füllhornes. Clever, so konnte man ihn nicht von hinten angreifen. Außer man kam von oben. Und genau das war mein Plan, kaum dass ich diesen Gedanken hatte. Vielleicht empfanden es manche als feige, vielleicht auch als kaltblütig. Doch ich war froh, wenn ich ihm nicht ins Gesicht sehen musste. Außerdem provozierte ich gerne und ich wollte ihnen keinen Finalkampf geben. Allein schon weil ich mir nicht sicher war ob das wirklich zu meinen Gunsten ausgehen würde.
Vorsichtig kam ich aus dem Wungel heraus und schlich nun zum Ende des Füllhornes. Ich suchte leise eine Stelle an der man gut hochklettern konnte und machte mich dann auch schon an den Aufstieg. Das ging sogar leichter als gedacht. Als Problem stellte sich dann jedoch heraus, dass man meine Schuhe auf dem Metall hören konnte, sobald ich auch nur einen Schritt machte.
Mein Herz raste während ich lauschte ob er nun kam, doch zum Glück hatte er mich nicht gehört.
Erleichter seufzte ich leise, bevor ich meine Schuhe auszog und nun nur mit Socken über das Füllhorn schlich, was wirklich leise klappte. Das jetzige Problem war, dass ich so keinen guten Halt mehr hatte und dreimal beinahe ausgerutscht wäre.
Die letzten Meter kroch ich dann, was einfach sicherer war, bevor ich die Steine aus meiner Tasche nahm, die ich, als ich zum Füllhorn gerannt war, gesammelt hatte. Ich schaffte es jedoch nicht sie sofort zu werfen. Stattdessen schloss ich noch einmal meine Augen und atmete ganz tief durch.
Ich verbat mir jeden Gedanken daran, was ich gleich wieder tun musste und auch würde und konzentrierte mich stattdessen auf mein Zuhause. Dabei redete ich mir gut zu, dass es das letzte Mal sein würde. Das half mir dann doch die Hand zu heben und zu werfen.
Die Steine schlugen auf den Boden auf und ich konnte hören wie der Junge erschrak und nach oben sprang. Er kramte nach Waffen und wollte dann losrennen, doch da rutschte ich vom Füllhorn. Es war zu hoch, ich verknackste mir den Knöchel und ein Schrei kam über meine Lippen ehe ich ihn aufhalten und hinunterschlucken konnte.
Sofort wirbelte herum und erschrocken blickte er mich an, ehe er auch schon mit seinem Schwert ausholte. Großartig, jetzt bekamen sie doch noch ihren Finalkampf.
Den Schmerz ignorierend wehrte ich mit der Axt ab, ehe ich ihm mit der anderen Hand das Messer in den Bauch rammte. Er hatte nicht mit einem Angriff gerechnet. Ich dagegen mit meiner Dummheit schon, weshalb ich für alle Fälle auch mein Messer gezogen hatte.
Das Schwert fiel aus seiner Hand und flehend sah er mich an, doch ich wand den Blick ab. Stattdessen hob ich nun meine Axt über den Kopf und ließ sie dann mit einer schnellen Bewegung nach unten sausen.
Die Klinge bohrte sich in den Kopf des Jungen und ich schloss die Augen, während ich versuchte die entstehenden Geräusche auszublenden. Erst als die Kanone erklang öffnete ich sie wieder wobei mir eine kleine Träne entwischte.
Es war vorbei. Ich hatte diese verdammten Spiele gewonnen. Jetzt war ich endlich sicher und konnte zurück nach Distrikt 7. Und ich würde nie wieder töten müssen. Es war endlich vorbei.
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Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin
FantasyJeder weiß, wie sie die Spiele gewonnen hat. Jeder kennt sie. Oder glaubt sie zu kennen. Doch wer ist sie wirklich? Wie wurde sie zu der Frau, die sich vom Kapitol nichts mehr bieten lässt? Was ist die wahre Geschichte der Johanna Mason? Die Geschic...