Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin | Kapitel 15

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"Denk daran was ich dir gesagt habe.", wiederholte Jason nun zum etwa 10. Mal und langsam wurde ich richtig genervt davon.

"Ja.", antwortete ich und verdrehte die Augen.

"Du musst die Rolle weiterhin spielen, darfst dich zu keiner dummen Antwort hinreißen lassen und dich somit verraten!"

"Ja verdammt, ich bin nicht dumm!", zischte ich. Er machte mich noch verrückt! Ich war eh schon etwas aufgeregt, damit machte er es nicht besser! Im Gegenteil, langsam wurde ich richtig nervös.

"Dann ist es ja gut. Also viel Glück, wir sehen uns später.", sagte er und verschwand einfach. Na toll! Erst redete er die ganze zeit auf mich ein und dann ließ er mich einfach stehen! Was jetzt?

Ich sah die Tribute aus 10, die von ihren Mentoren eine Treppe hinaufgeführt wurden und folgte ihnen einfach. Ihr Mentor hatte sich nicht einfach aus dem Staub gemacht!

Oben angekommen entdeckte ich eine große runde Couch, auf der schon einige der Tribute platz genommen hatten. Unter anderem Charly. Ich seufzte erleichtert und machte mich dann auf den Weg zu ihm und setzte mich dann zwischen ihn und dem Jungen aus Distrikt 6. Scheinbar gab es eine vorgegebene Platzwahl. Hatte mir Jason auch nicht erzählt.

"Wo bleibst du denn? Ich war zusammen mit den Tributen aus 3 der Erste!", beschwerte sich Charlie und musterte mich.

Ich antworte ihm nicht, sondern tat es ihm nur gleich und begann sein Outfit zu mustern. Er trug einen braunen Anzug. Das war's. Das war nicht wirklich kreativ, aber immerhin besser als der Junge aus eins, der gerade in meinem Blickfeld erschien und einen bunt glitzernden Anzug trug. Er sah wirklich unglaublich bescheuert aus. Dann lieber braun und langweilig.
"Was ist so lustig?", fragte Charly und schmunzelte.

"Der aus 1 sieht aus als wäre er gerade aus dem Kleiderschrank von Camilla gefallen.", antwortete ich nur und Charly prustete los.

"Was ist?", fragte ich ein wenig verwirrt nach, als er immer noch lachte und wir schon von ein paar Tributen angestarrt wurden. Er sollte aufhören, ich wollte doch keine Aufmerksamkeit erregen!

"Camilla meinte vorhin zu mir, sie hätte noch nie so ein schönes Outfit gesehen wie das von Prink."

Grinsend drehte ich mich weg und versuche nun selbst nicht loszulachen, vor allem wegen dem Namen. Trotzdem versuchte ich ihn mir zu merken, wer wusste ob ich ihn vielleicht noch einmal brauchen konnte. Zum Beispiel um ihn lächerlich zu machen, wenn er mir blöd kam oder mich bedrohte. Das würde Zeit bringen mir in der ich mir etwas einfallen lassen konnte. Also, Junge aus Distrikt 1 war gleich Prink.

Ein paar Minuten verstrichen, während die letzten Tribute eintrafen und dann auch schon die Hymne eingespielt wurde.

Sofort wurde ich wieder nervös und ich begann unruhig mit dem Fuß, der wirklich in akzeptablen Schuhen steckte, auf den Boden zu tippen. Dazu wurden meine Handflächen feucht, weshalb ich versuchte sie an meinem Kleid abzuwischen, doch irgendwie brachte es nichts.

"Hier.", meinte plötzlich der Junge aus 6 neben mir, und reichte mir ein bunt kariertes Taschentuch. Skeptisch betrachtete ich es, nahm es aber dann doch an.

Ich wischte meine Hände trocken, als auch schon dieser Prink aufgerufen wurde. Wie immer begann der Junge aus Distrikt 1, ehe die anderen der Reihe nach folgten.

Als wir bei Distrikt 5 angekommen waren, entspannte ich mich für eine kurze Zeit und versuchte mir die Namen der Karrieros noch einmal aufzusagen. Distrikt eins waren Prink und Schimmer. Wer zum Teufel nannte sein Kind Schimmer? Dann Dumm und Dümmer hießen Derek und Bellvira, doch ich beschloss in diesem Fall bei meiner Variante zu bleiben. Die Karrieros aus Distrikt 4, Finnicks Tribute, hießen Alice und Perry. Letzterer sah ziemlich gut aus. Er war groß und muskulös und hatte für Distrikt 4 eine sehr untypische Haarfarbe, nämlich schwarz.

Plötzlich wurde die Tributin aus Distrikt 6 aufgerufen und automatisch verkrampfte ich mich wieder. Nur noch sie und dann ihr Distriktpartner, dann war ich an der Reihe.

Ich versuchte mich abzulenken und kam auf keine bessere als darüber nachzudenken, für was diese Interviews eigentlich gut sein sollten. Ich fand jedoch kein Argument dafür.

Sie gaben weder Auskunft darüber, wie stark der Tribut wirklich war, noch wie seine Chancen standen. Das Ganze diente doch wieder einmal nur zur Unterhaltung der Kapitolsbewohner und zur Steigerung der Wetteinnahmen. Dabei war es egal wie viele Nerven es uns zusätzlich kostete, so kurz vorm Start der Spiele, und wie wir uns dabei fühlten, so vorgeführt zu werden.

Nun wurde der Junge aus Distrikt 6 aufgerufen, während sich das Mädchen wieder zu uns setzte. Nur noch er, dann kam ich!

Erneut wischte ich meine Hände am Tuch ab, ehe ich es dem Jungen mit Dank zurückgab. Ich schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief durch und trotzdem zuckte ich kurz zusammen, als ich meinen Namen hörte. Ich spielte wohl schon unbewusst meine Rolle.

Langsam stand ich auf und ging nach vorne. Friedenswächter nahmen mich in ihre Mitte und führten mich einen langen Gang entlang, ehe sie stehen blieben. Vor mir konnte ich nun deutlich die Bühne erkennen, auf der Ceasar stand und mit der Menge sprach. Ich glaubte ihn sagen zu hören, dass er fand dass ich mich ganz tapfer schlug. Na vielen dank auch.

"Meine Damen und Herren, begrüßen Sie mit mir nun den weiblichen Tribut aus Distrikt 7, die liebreizende Johanna Mason!", rief er nachdem er mich entdeckt hatte.

Applaus ar zu hören und ich setzte mich in Bewegung, auch weil mich die Friedenswächter leicht vorwärts schoben.

Ceasar lächelte mich breit an und nahm dann zur Begrüßung meine Hand. Er drückte mir einen Kuss darauf, ehe er mich zu einem kleinen Sofa führte. Brav setzte mich darauf und versank automatisch in den Kissen, was mit Sicherheit ein ganz tolles Bild abgab. Konnten sie mich überhaupt noch sehen?

"Und Johanna, wie geht es dir heute?“, begann Ceasar das Gespräch.

"Ich bin ziemlich aufgeregt.“, antwortete ich, was nicht mal gelogen war.

"Das kann ich verstehen, aber dazu gibt es gar keinen Grund. Ich beiße nicht.", meinte er und zwinkert mir zu, woraufhin das Publikum zu lachen begann.

"Du siehst heute wirklich hübsch aus, dein Kleid ist umwerfend. Viel besser als dein Paradeoutfit, nicht wahr?"

Überrascht zog ich eine Augenbraue nach oben, ehe ich grinsen musste. Das musste man ihm lassen, er versuchet immer den Tributen zu helfen.

"Ja ich muss sagen, ohne einem Vogel auf dem Kopf geht es schon viel leichter.", entgegnete ich. Ich würde Prescilla nie verzeihen, dass sie auf meinem Kopf ein Vogelnest platziert hatte.

Das Publikum begann zu lachen und Ceasar stimmte lautstark mit ein.

Als er sich wieder beruhigt hatte, griff er nach meiner Hand und tätschelte sie.

"Eine letzte Frage hätte ich noch an dich. Wenn du dir eine Umgebung in der Arena wünschen dürftest, welche wäre das?"

Beinahe hätte ich erleichtert geseufzt. Die letzte Frage, und er hatte nicht ein Wort zu meinem weinerlichen Verhalten gesagt. Auch nicht zu meinen mickrigen Punkten oder was meine Familie wohl über mich denken würde.

"Natürlich würde ich mir, so wie es sich für ein Mädchen aus Distrikt 7 gehört, einen Wald wünschen.", antwortete ich.

"Ich drücke dir die Daumen, dass es einen geben wird. Danke Johanna, es war wirklich schön dich kennen zu lernen. Viel Glück!", sagt er, küsste meine Hand und führte mich dann von der Bühne. Das Publikum schenkte mir Beifall und ich war überraschenderweise sehr zufrieden mit mir. Ich wollte ihm nicht einmal an die Gurgel gehen und wirkte, so glaubte ich, auch nicht einmal genervt oder aggressiv. Mit diesem auferlegten Image hätte es also nicht besser laufen können.

Johanna Mason - Geschichte einer SiegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt