Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin | Kapitel 11

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Das Training verlief was meine Tarnung betraf sehr gut, da ich wirklich von so gut wie keinem Tributen beachtet wurde. Ich hielt mich die meiste Zeit nur an den Überlebensstationen auf, so wie Jason es mir geraten hatte. Da ich aber bereits ziemlich genau wusste welche Früchte und Pilze man im Wald essen durfte, immerhin kam ich aus Distrikt 7, oder aber auch wie man ein Tier am besten auseinander nahm, war es mehr als langweilig. Das einzig gute daran war, dass ich nun Gelegenheit hatte, die anderen Tribute ein wenig zu beobachten und einzuschätzen. Vor allem aber die Karrieros.

Die beiden aus Distrikt 1 schienen ziemlich gut trainiert zu sein und vor allem das Mädchen, sie hieß Saphira oder so ähnlich, durfte man auf keinen Fall unterschätzen. Distrikt 2 hatte in diesem Jahr meiner Meinung eine nicht ganz so gute Ausbeute was die Tribute anging, da sie aus einem 15 jährigen Jungen und einem 16 jährigen Mädchen bestanden, welche beide nicht den hellsten Eindruck machten. Zumindest stellten sie sich beim Schwertkampf ziemlich dämlich an, was man von einem Karriero anders gewohnt war. Warum sich zumindest das Mädchen dann gemeldet hatte war mir ein Rätsel.

 Die beiden aus Distrikt 4, die Schützlinge von Finnick Odair, dagegen konnte ich absolut nicht einschätzen. Sie zeigten zwar das gewohnte überhebliche Verhalten eines Karriertributen, doch ob das alles Fassade war konnte ich nicht sagen. Vielleicht wollten sie auch nur die arrogante Art ihres Mentors übernehmen, wer wusste das schon?

Was die anderen Tribute anging so war niemand dabei vor dem man sich groß fürchten brauchte, außer vielleicht dem Jungen aus 9 oder dem Mädchen aus 10. Ansonsten war niemand dabei mit dem ich es nicht aufnehmen könnte. Das war jedenfalls meine Meinung, aber sagen konnte man es sicher erst in den Spielen, ich war das beste Beispiel dafür. Vielleicht hielten sich noch weitere zurück, gaben sich als schwächer aus als sie eigentlich waren. Vielleicht waren geborene Killer unter ihnen, die vor nichts zurückschreckten? Das würde sich alles erst noch zeigen. Dann, wenn das Startsignal ertönt war.

Die Trainingstage vergingen schleichend und mein Ablauf war immer derselbe. Fallen bauen, Feuer machen, verängstigt aussehen, Waffen meiden, am besten mich noch an Charly klammern.

Charly versuchte sich, im Gegensatz zu mir, jeden Tag an den Kampfstationen, doch ich hatte bereits nach der ersten Station gemerkt, dass er nicht der geborene Kämpfer war. Eigentlich sollte es mich nicht interessieren, da ich wusste dass er sterben würde, da immerhin ich gewinnen wollte, doch irgendwie konnte ich trotzdem nicht anders, ich musste ihm den Rat geben sich von dem Gemetzel fern zu halten. Ich wusste nicht was er und Jason ausgemacht hatten, doch meiner Meinung nach war das nicht das Richtige für ihn. Er käme keine zwei Sekunden gegen den Jungen aus 1 an und vermutlich würden ihn sogar Dumm und Dümmer aus Distrikt 2 erledigen.

Als der dritte Trainingstag kam war ich überraschend gelassen. Das lag wohl daran, dass ich mir keine Gedanken wegen der Punktezahl machen musste. ich durfte nicht zeigen was ich mit der Angst konnte, mir blieben also wieder einmal nur die Überlebensstationen. Mit ihnen konnte ich gar keine hohe Punktzahl erreichen, doch genau das war, so verrückt wie es klang, genau das was wir wollten. Ich musste schwach wirken, damit mich nun auch der Letzte von seiner Liste strich und seine Aufmerksamkeit lieber starken Tributen widmete.

Während Charly also sichtlich nervös neben mir auf der Bank saß, auf der wir warteten bis wir an der Reihe waren, musterte ich in der Zwischenzeit meine Fingernägel und kratzte den scheußlichen Nagellack von ihnen herunter.

„Magneta Ericsson.“, ertönte es aus dem Lautsprecher und das Mädchen aus 6 erhob sich um zu ihrem Einzeltraining zu gehen.

Nur noch Charly, dann wurde ich aufgerufen.

„Johanna?“, meldete sich Charly zu Wort und ich blickte ihn an.

„Ja?“

„Viel Glück.“, meinte er lächelnd und nickte mir zu.

„Äh ja, dir auch.“, erwiderte ich und versuchte auch zu lächeln, ehe ich wieder auf meine Hände sah.

Ein paar Minuten verstrichen, dann wurde sein Name aufgerufen und er stand auf um in die Halle zu gehen. In 15 Minuten war ich an der Reihe.

Nun doch ein wenig unruhig tippte ich mit den Füßen auf den Boden, was mir einen bösen Blick vom Mädchen aus 10 bescherte. Am liebsten hätte ich zurück gefunkelt, vor allem da ich sie eh nicht leiden konnte, da sie mich immer so abschätzig musterte, doch leider durfte ich das ja nicht. Deshalb wand ich nur den Kopf ab und hoffte für sie, dass wir uns in der Arena nie treffen würden.

Mein Name wurde aufgerufen und langsam stand ich auf. Ich atmete noch einmal tief durch, danach machte ich mich auf den Weg in die Halle.

Die Spielmacher waren sofort zu hören, wie sie sich lautstark unterhielten und über ihre eigenen Witze lachten. Ich trat vor und einer war tatsächlich so gnädig mir zuzunicken, weshalb ich mich an die Arbeit machte.

Ich baute ein paar Fallen, die mir alle gut gelangen, ehe ich ein kleines Feuer entfachte. Anschließend sortierte ich noch ein paar giftige Pflanzen von genießbaren aus, als man sich auch schon bei mir bedankte und sie mich wieder entließen. Wirklich zugesehen hatte mir keiner, das war mir klar, doch das brauchten sie mir auch nicht. Vielleicht aber war es auch besser so. Wenn sie sich nicht an mich erinnerten musste ich ihn ihren Augen wohl langweilig gewesen sein und bekam sicher keine hohe Punktzahl.

Ich verließ so schnell es ging die Trainingshalle und lief zum Aufzug, als ich beinahe mit jemand zusammenprallte. Erschrocken sah ich hoch und traf dabei den Blick seegrüner Augen.

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