Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin | Kapitel 32

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„Meinen herzlichen Glückwünsch Miss Mason. Beeindruckende Spiele.“, behauptete Präsident Snow und griff nach meiner Hand um sie zu schütteln. Sein Griff war fest und tat fast weh, doch ich verzog keine Miene und zuckte auch nicht zusammen. Diesen Triumph wollte ich diesem Mistkerl nicht geben.

„Danke.“, war alles was ich darauf zu erwidern hatte, doch das störte ihn nicht, stattdessen redete er noch kurz weiter über meine Spiele.

Er hatte bei diesem Gespräch ein Lächeln im Gesicht, welches nicht den Hauch von Wärme enthielt. Seine Augen wirkten ebenfalls kalt und ich nahm ihm seine Glückwünsche einfach nicht ab. Er konnte sagen was er wollte, ich merkte, dass es ihm vollkommen egal war, wer diese Spiele gewonnen hatte. Hauptsache es gab einen Sieger und das Kapitol mochte ihn.

Ich fragte mich was passieren würde, wenn ein Sieger seine Spiele mal nicht überleben sollte, doch bisher war es noch nie passiert, egal wie schwer die Verletzungen waren. Der Sieger des zweiten Jubeljubiläums zum Beispiel, Haymitch Abernathy, hatte die Hälfte seiner Eingeweide, zumindest wirkte sein Anblick so auf mich, halb verloren und trotzdem hatte er überlebt. Die Ärzte aus dem Kapitol flickten einen also schon wieder zusammen, und wenn es noch so schlimm um den Sieger stand. Ich konnte nicht beschreiben wie froh ich darüber war, dass dies bei mir nicht nötig gewesen war. Allein wenn ich mir vorstellte, diesen Kapitolsmenschen ausgeliefert zu sein, bekam ich schon eine Gänsehaut. Doch zum Glück würde das nie wieder passieren. Ich hatte diese Spiele gewonnen. Von nun an war ich sicher, mussten nur noch als Mentorin hierher kommen, das war der Deal. Und wenn ich krank werden sollte, dann würden mich nur Ärzte aus meinem Distrikt behandeln.

Ein Räuspern kam über Snows Lippen, scheinbar hatte er gemerkt, dass meine Aufmerksamkeit mit Sicherheit nicht ihm allein gilt. Genau genommen galt sie gerade niemand außer mir, was mich beinahe hätte schmunzeln lassen. Doch stattdessen blickte ich ihn brav wieder an, auch wenn ich mit Sicherheit meinen arroganten Blick aufgesetzt hatte, schon allein weil ich nicht schmunzeln wollte.

Treen hatte mal behauptet, dass es vermutlich einfach mein normales Gesicht sei, da ich meistens so blickte. Er fing sich einen Schlag für diese Bemerkung ein, doch jetzt wo ich so darüber nachdachte, hatte er vielleicht Recht. Ein ehrliches Lächeln bekam wirklich nur derjenige, dem ich auch wirklich eins Schenken wollte.

Ich bemerkte, wie ich wieder mit den Gedanken abschweifen wollte, weshalb ich mich schnell selbst ermahnte und wieder zu Snow blickte, der gerade zur Seite griff und eine Krone in seine Hände nahm. Ach ja, das gehörte ja auch dazu.

Als Sieger der Hungerspiele bekam man eine dämliche Krone aufgesetzt. Immerhin war man ja sozusagen auch der König oder in meinem Fall, die Königin der Spiele. Man war die stärkte von 24 gewesen und das sollte auch jeder sehen. Als wenn das nötig gewesen wäre! Überall im Kapitol würde für ein Jahr lang nun mein Bild hängen, damit auch jeder den Sieger gebührend ehren konnte. Mir war das sowas von egal, mich musste man nirgends aufhängen und ich wollte auch nicht geehrt werden, schon gar nicht von irgendwelchen Idioten aus dem Kapitol die ihren Spaß daran hatten, wie andere ihr Leben verloren. Manchmal fragte ich mich ja auch ob sie vielleicht so dämlich waren dass sie gar nicht wahrhaben wollten oder konnten, was hier eigentlich wirklich passierte. Dann dachte ich mir wieder, so dumm konnte doch kein Mensch sein und selbst wenn, waren sie trotzdem nicht besser. Wenn man sich davor verschloss machte es einen nicht zu einem besseren Menschen. Immerhin unternahmen sie nichts dagegen, was mit einem Dulden gleichkam.

Als meine Krone meine Kopf zierte, brach im Publikum noch einmal lauter Jubel aus und Caesar nahm meine Hand, um sie in die Höhe zu heben, da ich es von alleine nicht tat. Ein Lächeln kam dabei jedoch immer noch nicht über meine Lippen, einfach weil ich mich weigerte, ihr Spiel zu spielen. Klar hatte ich es in der Arena getan, indem ich getötet hatte, doch mein Beweggrund war ein anderer gewesen. Ich wollte einfach nur leben und deshalb blieb mir keine andere Wahl. Natürlich war ich deshalb kein guter Mensch, vor allem da ich noch nicht einmal wirklich schlimme Gewissensbisse bisher hatte, doch ich war sicherlich keine ihrer Figuren gewesen, wie diese Karrieros. Ich hatte es nicht für Ruhm und Ehre getan sondern wirklich nur für das nackte Überleben.

Je öfter ich das dachte, umso besser fühlte ich mich. Vermutlich war ich deshalb wieder unglaublich arrogant, doch ich fand mich besser als die Karrieros, da diese manchmal auch nicht besser waren als die Menschen aus dem Kapitol. Außer bei ein paar Ausnahmen feierten beiden Seiten die Spiele.

Als es wieder ein wenig ruhiger wurde nahm Caesar meine Hand um sie zum Abschied zu küssen, ehe er mich noch laut zusammen mit meinem Vorbereitungsteam und Jason, die Abseits auf der Bühne gestanden hatten, verabschiedete. Ein letztes Mal wurde mir laut zugejubelt, ehe wir alle die Bühne verließen, wobei mein Vorbereitungsteam nicht anders konnte als dabei halb zu weinen und die ganze Zeit zu winken, was mehr einem Windrad im Sturm glich, als einer menschlichen Hand. Hoffentlich bekamen sie einen schlimmen Muskelkater davon.

Ich konnte nicht sagen wie froh ich war, als sich die Türen hinter uns geschlossen hatten, die Stimmen und Schreie verstummten und dieser ganze Zirkus endlich zu Ende war. Nicht mehr lange und man würde mich endlich zurück nach Distrikt 7 bringen.

Johanna Mason - Geschichte einer SiegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt