Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin | Kapitel 20

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Am nächsten Morgen war ich noch vor Sonnenaufgang aufgewacht, da erneut eine Kanone erklang. Automatisch hatte ich mich wieder erschrocken umgesehen, doch entdecken konnte ich niemanden. Also entweder war es nicht in meiner Nähe oder der Tribut oder die Mutation, je nachdem was für die Kanone verantwortlich war, hielt sich gut versteckt.

Nachdem ich mich aus meinen Schlafsack befreit hatte stellte ich Fallen und trank etwas aus der Flasche um den Durst zu stillen, da es wieder unerträglich schwül war. Das nervte wirklich.

Danach sah ich mich ein wenig um, jedoch immer im sicheren Schatten der Bäume. Aber da es zu keinen Begegnungen kam und es auch keine weiteren Zwischenfälle gab, saß ich nun wieder in meinem Baumversteck und starrte an den Himmel.

Zwei Kanonen hatte ich gehört, mit den 8 Toten vom Vortag ergab es 10 Gefallene. Blieben noch 14 verbliebene Tribute.

Die Minuten verstrichen und ich wurde immer genervter, auch da Geduld in mancher Hinsicht nicht wirklich meine Stärke war, bis die dumme Hymne endlich erklang.

Das Gesicht des Jungen aus Distrikt 2 erschien und ich konnte mir ein erfreuliches Grinsen nicht verkneifen. Dumm und Dümmer mussten sich also trennen. Da waren es nur noch 5 Karrieros.

Anschließend konnte man noch das Bild des Jungen aus Distrikt 5 sehen, danach wurde der Himmel wieder schwarz. Charly lebte also immer noch! Ich musste zugeben, es freute mich diese Gewissheit zu haben. Auch wenn ich gewinnen wollte und er dadurch sterben musste, so hatte er es jetzt schon weiter gebracht als die Tribute der vergangenen Jahre, die für Distrikt 7 an den Start gegangen waren.

Ich lehnte mich zurück an den Stamm und fasste für mich noch einmal zusammen. 10 Tote waren nicht viel und bisher waren die Spiele, zumindest meiner Meinung nach, relativ langweilig. Nicht dass ich dagegen etwas anzuwenden gehabt hätte. Doch lange würde es nicht dauern und ich musste mit einem Anschlag der Spielmacher rechnen. Aus diesem Grund musste ich besonders wachsam sein um so schnell wie möglich abhauen zu können, weshalb ich meinen Rucksack auf den Rücken schnalle und die Axt fest umklammere. Erst dann erlaubte ich mir die Augen auch in dieser Nacht zu schließen um ein wenig zu schlafen, wenn auch nicht besondern tief und lange.

Doch egal welche Vorsätze ich mir aufgestellt hatte, lange schlafen hätte ich eh nicht können, da ein markerschütternder Schrei in meine Ohren drang.

Reflexartig sprang ich auf und verlor dabei natürlich sofort das Gleichgewicht. In letzter Sekunde konnte ich mich noch irgendwie festhalten, damit ich nicht vom Baum fiel. Allerdings fiel mir dabei die Axt aus der Hand und ich schaffte es nicht mehr sie abzufangen, weshalb sie in einem Strauch landete.

„Verdammt!“, zischte ich, nur um mir kurz darauf die Hand auf den Mund zu schlagen. Doch fast augenblicklich ertönte eine Kanone und verschluckte meinen Ausrutscher. In diesem Moment hatte ich mir Glück als Verstand.

Ich packte meinen Schlafsack und stecke ihn so schnell es ging in meinen Rucksack, damit ich dann den Baum hinunter klettern konnte, als ich Stimmen durch den Wungel hallen hörte. Na großartig. Scheinbar hatte ich weder Verstand noch Glück.

„Den Nächsten bekomme ich.“, meinte eine schmollende Mädchenstimme und ein Junge begann zu lachen. Ich konnte nicht erkennen wer es war, doch so wie sie redeten waren es bestimmt die Karrieros. Niemand sonst machte sich solch einen Spaß daraus Andere zu töten.

„Ich denke darüber nach.“, antwortete der Junge und nun glaubte ich zu wissen wer es war. Dieser Perry, oder wie er gleich nochmal hieß. Der Tribut von Finnick, der mit mir Hovercraft kurz gesprochen hatte. Den ich dort schon nicht leiden konnte.

„Diese blöden Mücken nerven. Gehen wir wieder zurück? Ich denke nicht, dass sich hier noch ein Tribut versteckt hält.“, meinte das Mädchen nun und beinahe hätte ich erleichtert geseufzt.

„In Ordnung.“, erwiderte Perry und die beiden setzten sich wieder in Bewegung. Und zwar genau in meine Richtung.

Verzweifelte sah ich zwischen den Umrissen der Karrieros und meiner Axt hin und her. Wenn sie näher kamen könnten sie sie am Boden entdecken und somit auch mich. Und unbewaffnet würde ich keine Chance gegen sie haben. Wenn ich allerdings nach unten kletterte und sie mir schnappte, würden sie mich ebenfalls entdecken, jedoch wäre ich dann bewaffnet. Aber wenn ich Glück hatte, dann entdeckten sie mich gar nicht und ich müsste mich ihnen, in welcher Weise auch immer, nicht stellen. Doch heute schien ich ja wie vorhin gemerkt kein wirkliches Glück zu haben.

Übelkeit stieg in mir hoch, während ich krampfhaft überlegte was ich tun sollte, als ich plötzlich an Treen denken musste. Wie wir im Wald saßen und versucht haben Steine zwischen den Bäumen hindurch zu werfen und daraus einen Wettbewerb gemacht hatten. Und schon hatte ich eine Idee.

Ich wühlte in meinem Rucksack herum und fand die beiden Steine, die ich heute Nachmittag gesammelt hatte. Eigentlich waren sie dafür gedacht Feuer zu machen, falls meine Streichhölzer ausgehen sollten und ich mir etwas braten wollte. Aber in diesem Fall mussten sie eben als Ablenkung dienen.

Ich fixierte einen Punkt hinter den Karrieros und zielte. Ein lautes „Plonk“ war zu hören, gefolgt von einem spitzen Schrei des Mädchens. Beide zückten ihre Waffen, zumindest sah es im Mondlicht danach aus, und rannten los in die Richtung, aus der das Geräusch kam.

Kaum hatten sie sich in Bewegung gesetzt sprang ich vom Baum, schnappte mir die Axt und rannte ebenfalls los, jedoch in die andere Richtung.

Ich wusste, dass ich mich eben nicht sehr mutig verhielt, doch ich sicherte mir mein Überleben damit. Wenn ich kämpfte konnte ich einen töten, vielleicht den anderen verletzten. Doch auch ich konnte getroffen werden. Und wenn es einer von Beiden dann schaffte zu fliehen, wussten auch die Anderen Karrieros, dass ich nicht die war, die ich vorgegeben hatte zu sein. Der richtige Moment war noch nicht gekommen und auch wenn meine Finger, die die Axt umschlossen hatten, juckten, so musste ich noch warten. 

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