Ich stapfte zum Aufzug, während die anderen hinter mir her liefen. Doch ich nahm keine Rücksicht auf sie, ich wollte einfach nur aus diesem dummen Kleid raus. Und unter die Dusche. Ein letztes Mal, bevor ich morgen nach Hause fuhr. Da fiel mir ein, ich musste noch ein paar Handtücher klauen.
"Geschafft. Morgen geht es heim.", murmelte Jason, der zu mir in den Fahrstuhl gehuscht war und rieb sich über die Augen. Er wirkte ziemlich geschafft, was ich nicht ganz nachvollziehen konnte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er auch auf der Bühne gewesen war und ein Interview hinter sich hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen dass das irgendjemand genoss. Außer vielleicht einer dieser dämlichen Karrieros.
"Du glaubst nicht, wie sehr ich mich darauf freue, von hier weg zu kommen.", antwortete ich leise. Endlich wieder den Duft der Wälder in mich aufsagen, die Umarmung meiner Familie spüren, diese Aussicht war unbeschreiblich. Auch zu wissen, Treens dumme Sprüche bald wieder hören zu können, ließ meine Vorfreude auf zu Hause steigen. Ich würde es zwar nie zugeben, aber sie hatten mir doch ganz schön gefehlt. Und er auch.
"Ich weiß wie du dich fühlst. Mir geht es jedes Mal so.", entgegnete er und lächelte leicht, als wir auch schon die 7. Etage erreicht hatten und in unser Appartement betraten. Dort ging ich sofort in mein Zimmer und schälte mich aus meinem Kleid, ehe ich es achtlos zu Boden warf. Anschließend ging ich sofort ins Badezimmer und dort in die Dusche.
Ich genoss den Wasserstrahl und fragte mich, ob ich so eine Dusche in meinem Siegerhaus wohl auch haben würde. Wenn nicht, sollten sie mir gefälligst eine einbauen. Ich hatte diesen Mist doch nicht für ein paar vergoldete Kronleuchter durchgemacht. Für die schlimmen Erinnerungen und die vermutlich noch folgenden Albträume wollte ich schon etwas haben.
Als ich fertig war nahm ich mir eins der Handtücher, einfach weil ich mit diesem Trockenpustgerät nicht klarkam und lieber die altbewährte Methode bevorzugte. Anschließend schlüpfte ich in den Schlafanzug, bevor ich die restlichen Handtücher einfach in den Koffer stopfte, der nun mir gehörte. Er enthielt das Outfit der Parade und das Kleid meines Interviews. Etwas, das ich nie wieder anziehen würde, jedoch Erinnerungsstückte sein sollten. Mal sehen wie gut sie im Holzofen bei meinen Eltern brannten.
Nachdem wir noch etwas zu Abend gegessen hatten ging ich sofort ins Bett. Ich redete mir ein, dass wenn ich gleich einschlief, es nicht mehr lange dauerte und wir zurück nach Hause fahren würden. Natürlich war das Schwachsinn, ich konnte überhaupt nicht einschlafen, doch ein Versuch war es wert gewesen.
Es ging bereits die Sonne auf, als mich die Müdigkeit doch noch übermahnte, weshalb mich Jason wecken musste. Verschlafen sah ich ihn an, doch als er mir sagte, dass wir in 10 Minuten fahren würden und er nicht verstehen konnte, wie ich da noch im Bett lag, war ich sofort hellwach.
Ich schob ihn zur Seite und sprang aus dem Bett, ehe ich schnell ins Badezimmer eilte. Dort wusch ich mein Gesicht und schlüpfte dann gleich in die Klamotten, die für meine Heimfahrt bereitgelegt worden waren. In der Küche schnappte ich mir noch ein Brötchen und belegte es wahllos mit irgendwelchen Dingen, ehe ich auch schon abfahrbereit am Fahrstuhl stand.
„Du kannst es wirklich nicht erwarten, nach Hause zu kommen.“, schmunzelte Jason, als er mit meinem Koffer zu mir kam. „Der ist schwer.“
„Das täuscht.“, sagte ich schnell und sah ihn warnend an. „Außerdem, wer hat es bitteschön nicht eilig, von hier weg zu kommen?“
„Ach ich werde euch irgendwie vermissen.“, behauptete Camilla theatralisch und lieferte mir in gewisser Weise die Antwort. Doch Menschen aus dem Katpiol zählten bei mir nicht.
„Wir sehen uns in ein paar Monaten ja schon wieder.“, erwiderte Jason und ich verzog daraufhin sofort mein Gesicht. Dämliche Tour der Sieger, daran hatte ich gar nicht mehr gedacht.
„Das stimmt. Hach die wird fabelhaft sein! Endlich, darf ich einen weiblichen Sieger präsentieren!“, seufzte meine Betreuerin, während ich meine Augen verdrehte, was mir einen Stoß von Jason bescherte.
„Wann kommt endlich der Aufzug?“, sagte ich um abzulenken, als nur eine Sekunde später das „Pling“ endlich zu hören war. Sofort schlüpfte ich hinein, weshalb Jason nichts anderes übrig blieb, als meinen Koffer zu tragen.
„Wir könnten den einem der Avoxe geben.“, schlug Camilla vor, doch ich schüttelte schnell den Kopf.
„Nein, ist wertvoll.“, behauptete ich, während ich an die Handtücher dachte. Ich musste ja ein Beispiel dahaben wenn ich zu Hause solche bestellen wollte. Falls man sie bestellen konnte. Wenn nicht, musste ich eben immer wenn ich hier war, ein paar mitgehen lassen.
„Du hast Recht, es wäre Schade um die schönen Kleider. Diesen Avoxen kann man ja nicht vertrauen.“, murmelte Camilla, danach drückte sie endlich auf den Knopf, der uns nach unten beförderte.
Die Zugfahrt verging zu meinem Glück sehr schnell. Ich saß dabei die ganze Zeit, außer wenn es Zeit zu essen war, am Fenster sitzen, um mir die Umgebung ansehen zu können. Mein Herz schlug sofort schneller, als ich das erste Waldgebiet erkennen konnte.
Ich hatte es wirklich geschafft, das wurde mir in diesem Moment noch einmal richtig bewusst. Jetzt, wo die Heimat so greifbar und bereits sichtbar war. Keine Mauern mehr wie im Kapitol und keine merkwürdigen Bäume mehr wie im Wungel.
Als der Zug langsamer wurde machte ich mich sofort auf den Weg zur Tür. Sie öffnete sich und sofort drang Jubel in meine Ohren. Es war jedoch ein anderer Jubel als im Kaptiol. Vielmehr war es eine ehrliche Freude darüber, dieses Jahr nur einen Toten beklagen zu müssen. Ein Sieg bedeutete hier eben etwas anderes, als im Kapitol.
Ein Lächeln kam über meine Lippen, während ich den Duft von Distrikt 7 in meine Lungen sog. Anschließend hielt ich Ausschau nach meiner Familie, die bereits auf dem Weg war um mich zu Empfangen.
Umarmungen wurden ausgetauscht, meine Mutter weinte, danach verschwand das Kamerateam und ich konnte in mein neues Siegerhaus gehen. Mein Blick fiel dabei jedoch noch ein letztes Mal über meine Schulter und traf den von Treen, was mich erneut lächeln ließ. Er grinste, danach tat er so als würde er weinen, ehe er noch breiter grinste. Ich verdrehte meine Augen, konnte jedoch nicht anders als trotzdem zu grinsen. Ja, ich würde ihn später für seine bescheuerte Idee loben, die erstaunlicherweise wirklich funktioniert hatte. Jedoch nicht jetzt. Jetzt wollte ich einfach nach Hause und mit meiner Familie alleine sein, ehe ich wieder leicht genervt in den Wald flüchten würde.
Ich war unglaublich froh wieder hier zu sein. Snow konnte mir nichts mehr anhaben, endlich war ich in Sicherheit. Mein Leben begann jetzt richtig.
ENDE
der ersten Geschichte. Ihre späteren Jahre werden folgen :)
Link: http://www.wattpad.com/myworks/26698185-johanna-mason-geschichte-einer-siegerin-vom
DU LIEST GERADE
Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin
FantasíaJeder weiß, wie sie die Spiele gewonnen hat. Jeder kennt sie. Oder glaubt sie zu kennen. Doch wer ist sie wirklich? Wie wurde sie zu der Frau, die sich vom Kapitol nichts mehr bieten lässt? Was ist die wahre Geschichte der Johanna Mason? Die Geschic...