Langsam brach die Nacht herein und mit ihr kamen wieder die Mücken. Ich hasste diese Viecher, das konnte ich gar nicht beschreiben!
Wie viele Kanonen es in dieser Nacht wieder sein würden blieb abzuwarten, in der letzten waren es zwei. Ich hatte keine Ahnung was genau der Auslöser war, doch es konnte natürlich auch eines der Mutationen gewesen sein, welche ich vor zwei Tagen angetroffen hatte. Seitdem war ich ihnen zum Glück nicht mehr begegnet, doch wer wusste schon, ob sich das nicht bald ändern würde.
Allein bei dem Gedanken umklammerte ich meine Axt fester. Insgesamt waren nun schon 15 Tribute tot, die zwei von letzter Nacht noch nicht mitgezählt. Natürlich hoffte ich, dass es jemand von den Karrieros war, doch wirklich daran glauben tat ich nicht. Vielmehr rechnete ich damit Charlys Gesicht am Himmel zu sehen. Lange hatte er durchgehalten, doch ich glaubte es war nur noch eine Frage der Zeit. Er war den Hungerspielen einfach nicht gewachsen, war nicht kaltblütig genug.
Die Hymne ertönte und automatisch richtete ich meinen Blick nach oben. Das Mädchen aus Distrikt 3 erschien, wodurch ich laut aufstöhnte. Wieder niemand aus Distrikt 1 oder 2! Wann erwischte es endlich einen dieser verdammten Karrieros?
Der Himmel wurde kurz schwarz, ehe erneut ein Bild gezeigt wurde. Doch so gleichgültig mir alle anderen Bilder zuvor waren, so sehr brachte mich dieses aus der Fassung. Charly.
Ich spürte einen Stich in der Brust und musste ein paar Mal blinzeln, ehe ich mich wieder unter Kontrolle hatte. Er war tot. Gestorben, ohne dass ich ihn noch einmal gesehen hatte. Wir kannten uns nicht wirklich, doch das hatte ihn nicht abgeschreckt mich nach einem Bündnis zu fragen, damit ich nicht allein und verloren in der Arena war. Natürlich war mir klar, dass nur einer überleben konnte, doch trotzdem tat es mir leid, er hatte das nicht verdient. Vor allem wusste ich auch nicht, woran oder wodurch er gestorben war.
Der Himmel verdunkelte sich wieder und blieb nun so, was bedeutete, dass es nur die zwei Toten gab, deren Kanonen ich gehört hatte. Eine davon war Charly, vielleicht war es bei seinem Tod also ganz in meiner Nähe gewesen. Ich hatte seinen letzten Atemzug also indirekt durch die Kanone gehört.
Ich schloss die Augen und ließ meinen Kopf gegen den Baumstamm sinken. 7 waren noch übrig. Davon waren es 5 Karrieros. Diese würden jetzt vermutlich auf die beiden Verbliebenen Jagd machen, ehe sie sich gegenseitig umbrachten. Einer der Einzelkämpfer war ich, der andere war der Junge aus 9, den ich bereits zu Beginn der Spiele als stark eingeschätzt hatte. Bei dem Mädchen aus 10 scheine ich mich jedoch getäuscht zu haben, denn ihr Bild war letzte Nacht erschienen. Was sie getötet hatte wusste ich nicht, genauso wenig wodurch Charly gestorben war. Ob es die Karrieros waren? Oder die Mutation?
Ich schüttelte den Kopf, da ich nicht länger daran denken wollte.. Charly war tot und das war für mich eigentlich gut. Ich musste endlich auf diese Art und Weise denken. Vor allem da ich seinen Tod eh nicht mehr ändern konnte. Das einzige was ich für ihn und somit unserem Distrikt tun konnte war zu gewinnen. Und das hatte ich auch vor.
Eine Mücke landete auf meinem Knie und ich schlug zu. Eine weniger, doch scheinbar lockte das 10 weitere an. Zumindest kam es mir so vor. Vermutlich um sich zu rächen. Trotzdem hatte ich es irgendwie geschafft, nur zweimal angezapft zu werden. Jeder Stich brachte eine kleine Schwellung mit sich, weshalb ich überhaupt nicht scharf darauf war. Doch der Schlafsack half um sie am Stechen zu hindern. Dass und meine Mordlust auf alles was summt und brummt.
Ich beschloss genau der jetzt nachzugehen, als ich plötzlich Stimmen in der Ferne hören konnte. Ich erkannte sie sofort, da es die gleichen waren die ein paar Tage zuvor, oder auch Wochen, ich hatte kein Zeitgefühl mehr, schon einmal in meine Richtung gekommen waren Perry und das Mädchen aus Distrikt 1.
„Meinst du wirklich wir finden die aus 10 hier?“, fragte sie und ich konnte deutlich heraushören wie unsicher sie war.
„Überleg doch mal. Wo würdest du dich verstecken, wenn du ganz allein unterwegs bist?“, antwortete der Junge.
„Auf einem Baum?“, überlegte sie.
„Natürlich! Hier stehen sie am dichtesten, also muss sie hier irgendwo sein.“
Na großartig. Sie suchten zwar ein anderes Mädchen, doch sie dachten dabei daran nach oben zu schauen. Das würde sie zu mir führen.
Schnell umfasste ich meine Axt, während ich mit der anderen Hand in meiner Tasche kramte. Nachdem das beim letzten Mal mit den Steinen so gut funktioniert hatte, hatte mir noch weitere besorgt. Mal sehen ob es wieder klappte.
Ich zielte zwischen ein paar Bäume und warf einen Stein, der mit einem lauten Knall dagegen prallte und dann in einen Busch fiel. Sofort hörte ich den Schrei des Mädchens und dann lautes Getrampel.
„Ich gehe hier lang, such du da drüben, sie muss hier irgendwo sein.“, rief Perry und ich sprang im selben Moment vom Baum. Hier unten konnte ich mich besser verteidigen als oben, vor allem da ich nicht wusste ob sie Fernwaffen dabei hatten.
Ich huschte von einem Baum zum anderen, sehr drauf bedacht im Schatten verborgen zu bleiben. Dies funktioniert gut, da mich das Mädchen, das ich jetzt Blondie nennen würde, da sie wie so viele aus 1 diese Haarfarbe hatte, nicht sah.
Sie lief an mir vorbei, nur einen Meter entfernt, und ich wollte gerade weiter, als sie sich doch noch zu mir umdrehte. Eine gefühlte Ewigkeit starrten wir uns an, ehe in ihrem Gesicht ein teuflisches und triumphierendes Grinsen erschien. Jedoch nicht lange, da sie zusammen mit dem Klang der Kanone nach hinten kippte.
Überrascht starrte ich auf die Situation, bis mir bewusst wurde, dass es meine Axt war die durch die Luft gesegelt war und nun in ihrem Kopf steckte. Ich hatte sie getötet. Dieses Miststück hatte sich zu früh gefreut.
„Rubea? Hast du sie erwischt?“, hörte ich Perry rufen, was mich aus meiner Starre brachte.
Schnell zog ich die Axt heraus und versuchte dabei weder auf das Gesicht noch auf das dabei entstehende Geräusch zu achten, ehe ich so schnell es ging davon lief. Wenn er ohne sie zurückkam würden sie sicherlich ihn verdächtigen. Dass er sie weggelockt und hinterhältig getötet hatte. So hatte ich gerade vielleicht auch ihn beseitigt.
DU LIEST GERADE
Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin
FantasiJeder weiß, wie sie die Spiele gewonnen hat. Jeder kennt sie. Oder glaubt sie zu kennen. Doch wer ist sie wirklich? Wie wurde sie zu der Frau, die sich vom Kapitol nichts mehr bieten lässt? Was ist die wahre Geschichte der Johanna Mason? Die Geschic...