Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin | Kapitel 18

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Zunächst wurde ich in vollkommene Dunkelheit gehüllt, nur um im nächsten Moment krampfhaft die Augen zusammenpressen zu müssen.

Helles Licht blendete mich und ich hatte das Gefühl nun erblindet zu sein. Tolle Spiele, wenn man nicht sehen konnte wohin man lief oder auf wen man gerade einstach.

Da sich meine Augen erst an die Umgebung gewöhnen mussten beschloss ich meine anderen Sinne einzuschalten. Doch ich konnte nicht wirklich etwas Verdächtiges hören. Das Einzige was ich konnte war die Schwüle zu fühlen, die mich beinahe umhaute. Na toll. In der Arena war es warm und schwül. Hoffentlich bekam ich davon keine Kopfschmerzen.

Einige Sekunden verstrichen, ehe sich meine Augen endlich an das Licht gewöhnten und ich mir die Umgebung genauer anschauen konnte. Tropen. Vor mir lag eine große Wiese mit riesigen Blumen, auf der das Füllhorn stand. Das war ein guter Untergrund um schnell hinzurennen und dann wieder zu verschwinden.

Ich begann mich einmal im Kreis zu drehen, um mir die restliche Arena anzusehen, nur um dann beinahe laut aufzuschreien. Ein Wald! Hinter mir befand sich tatsächlich ein Wald! Zwar war es keiner wie bei mir zu Hause, die Bäume sahen dafür viel zu merkwürdig aus, doch immerhin Wald. Ich glaubte man nannte es Tropen. Oder so ähnlich.

Sofort musste ich an Treen denken, der vermutlich jetzt zu Hause saß uns sich zufrieden die Hände rieb. Auch ich konnte mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Sollten sie ruhig alle zu mir kommen, dort würde ich auf sie warten!

Als nächstes richtete ich meine Aufmerksamkeit nun auf das Füllhorn und die Leinwand mit der Sekundenanzeige, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Noch 20 Sekunden! Wann bitte hatte ich diese Zeit verloren? Als ich den Tropenwald betrachtet hatte? Oder als ich mich an das Licht gewöhnen musste?
Panisch blickte ich mich um. Was sollte ich jetzt machen? Hinter mir lag der schützende Wald. Dschungel? Doch das gefiel mir nicht, deshalb kreierte ich lächerlicherweise kurz vor Beginn der Hungerspiele das Wort Wungel.

Um zum Wungel zu gelangen bräuchte ich mich nur umdrehen und davonlaufen, niemand würde mich erwischen, dort wäre ich sicher. Aber ohne Waffen und Nahrung konnte ich auch dort nicht lange überleben, zumindest nicht ohne eine Waffe mit der ich jagen konnte, da ich mich nicht auf die Essbaren Pflanzen verlassen konnte. Wieso konnte es kein richtiger Wald sein?

Also musste ich zuerst zum Füllhorn und beten, dass dort irgendwo eine Axt herumlag sowie ein Rucksack den sonst niemand brauchte.

10 Sekunden.

Schnell machte ich mich bereit um so schnell es ging losrennen zu können. Ich musste zum Füllhorn, da hatte ich keine andere Wahl.

5 Sekunden.

Ein letztes Mal atmtee ich tief durch und die warme Luft erfüllte meine Lungen. Mein Herz hämmerte wie wild gegen meine Brust, ehe ich die Augen öffnete. Genau in dem Moment als der Gong ertönte.

Ehe ich selbst meinem Körper den Befehl dafür geben konnte rannte er schon Richtung Füllhorn. Ich war die Erste die ihn erreichte, weshalb ich mir schnell einen Rucksack schnappte. Doch nun sah es schon schwieriger aus. Wo unter diesem ganzen Gerümpel hatten sie die Axt versteckt?

Weitere Tribute erreichten ihr Ziel während ich mich immer noch panisch nach ihr umsah. Zum Teufel noch mal, die würden doch irgendwo eine verdammte Axt deponiert haben!

Ein Zischen ertönte neben meinem Ohr und schnell drehte ich mich um, nur um mich im nächsten Moment auf den Boden fallen zu lassen.

Das Mädchen aus 9 hatte einen Pfeif auf mich geschossen. Dieses Miststück!

Ich grabbelte vorsichtig weiter, als vor mir plötzlich etwas silbern Glänzendes auftauchte. Eine Axt!

Sofort klammerten sich meine Finger darum und ich sprang auf, sehr darauf bedacht nicht wieder in ihre Schussbahn zu gelangen. Doch das war gar nicht mehr nötig, da der Junge aus 4 gerade dabei war auf sie einzustechen. Dann musste ich es wenigstens nicht mehr tun.

So schnell mich meine Beine trugen rannte ich zum Wungel, die ersten Todesschreie im Ohr. Nur noch ein paar Meter und ich war in Sicherheit. Zumindest fürs Erste.

Unterm Rennen warf ich einen kurzen Blick über die Schultern. Sofort sah ich, dass mir jemand folgte. Für einen kurzen Moment dachte ich es wäre Charly, doch der Junge hinter mir war zu groß.

In der Hand hatte er ein Schwert und auf dem Rücken, so glaubte ich zu erkennen, einen ähnlichen Rucksack wie ich. Es schien mir als würde auch er einfach nur vom Gemetzel fliehen, doch ob mir das garantierte, dass er mich nicht angriff bezweifle ich, immerhin befanden wir uns in der Arena in der noch fast jeder zum Mörder geworden war, wenn es die Situation erforderte. Aus diesem Grund beschleunigte ich meine Schritte und umklammerte die Axt umso fester.

Als ich den Wungel endlich erreicht hatte atmete ich sofort den Geruch ein, doch es roch nicht wie daheim. Kurz versetzte mir das einen kleinen Stich, doch ich beschloss nicht länger darüber nachzudenken. Wenn ich gewann konnte ich den Duft noch öfter einatmen.

Ich rannte noch eine Weile weiter, da ich mich noch nicht sicher fühlte. Zwar würde ich mich in der Arena nie ganz sicher fühlen, doch ein wenig musste drin sein, damit ich stehen blieb. Die Karrieros würden bald die Jagd beginnen und bis dahin musste ich ein sicheres Versteck gefunden haben.

Nach etwa einer halben Stunde verlangsamte ich meine Schritte, ehe ich ganz anhielt. Ich lauschte den Geräuschen des Wungels und stellte fest, dass niemand in meiner Nähe zu sein schien.

Erleichtert blickte ich mich um und machte dann einen stabilen Baum ausfindig.

Eigentlich war ich nie gut im Bäume hochklettern, doch die Not machte eben erfinderisch.

Doch bevor ich ihn erklomm verwische ich meine Spuren und legte ein paar falsche Fährten. Um das zu erkennen müssten die Karrieros schon super Spurenleser sein, doch zumindest bei Dumm und Dümmer konnte ich diese Eigenschaft sicher ausschließen. Die beiden Tribute von Finnick kannten sich vermutlich auch nicht sonderlich mit Fährten im Wald aus, also machte ich mir keine großen Sorgen.

Oben angekommen suchte ich mir erstmal die beste und bequemste Position, ehe ich anschließend den Inhalt meines Rucksackes inspizierte.

Eine Thermoflasche, Trockenobst, Streichhölzer, ein Taschenmesser, ein Seil und ein Schlafsack kamen zum Vorschein. Scheinbar die Standartausstattung normaler Rucksäcke in den Spielen. Zusammen mit meiner Axt ergab das aber eine unglaublich super Ausbeute. Zufrieden lächelnd lehnte ich mich zurück. Besser hätte es gar nicht laufen können! Jetzt ließ ich die Karrieros erstmal ihre Arbeit machen, ehe ich mich auf die Lauer legen würde. Und dann konnte ich allen zeigen, dass ich nicht die war für die sich mich hielten.

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