Johanna Mason - Geschichte einer Siegerin | Kapitel 23

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Immer weiter trieben mich meine Beine durch den Dschungel, ohne dass ich mich auch nur einmal umblickte. Ich wollte nicht feststellen müssen, dass Perry mir folgte und mich vermutlich auch gleich erwischte. Außerdem würde dann mein Plan nicht aufgehen.

Ich blieb an einer Wurzel hängen und fiel der Länge nach hin, wobei meine Axt über den Boden schlitterte. Sie kam ein paar Meter vor mir entfernt liegen.

Na großartig. Tribute und Mutationen konnten bleiben wo sie waren, meine eigene Dummheit und Unachtsamkeit brachte mich am Ende wirklich noch um.

Ich rappelte mich wieder auf und sah nun endlich über die Schultern. Nichts. Kein Perry, kein anderer Tribut, nicht mal irgendein Vogel war zu sehen.

Erleichtert seufzte ich auf, ehe ich dann zu meiner Axt robbte. Der Boden war blutbefleckt, meine Axt hatte eine schöne Spur bei der Rutschpartie hinterlassen.

Ich sprang auf und schnappte mir meine Waffe, um sie so schnell es ging mit Farn zu säubern. Ich wischte sogar zusätzlich mit einem Stück Stoff, den ich aus einer Innentasche meines Rucksackes schnitt, darüber, bis sie endlich wieder glänzte. Danach lehnte ich mich gegen einen Baum und rutschte dort hinunter.

Mein erster Mord. Ich hatte heute zum ersten Mal einem Menschen das Leben genommen. Doch es war reine Notwehr. Hätte ich sie nicht getötet, dann würde sie nun hier herum laufen während ich mich tot auf dem Weg zurück nach Distrikt 7 befand.

Ich ging kurz in mich um herauszufinden was ich fühlte und wie es mir jetzt ging. Lastete diese Tat auf mir? Doch überraschender Weise tat sie es nicht. Um ehrlich zu sein, hatte ich es mir viel schlimmer vorgestellt. Ein Leben auszulöschen war eine grausame Tat, das war mir durchaus bewusst. Doch ich wollte überleben, was bedeutete ich durfte in dieser Hinsicht sowieso keine Gewissensbisse zulassen. Doch ich hatte keine. Sie wollte mich umbringen, hatte vermutlich schon viele andere getötet, darunter vielleicht sogar Charly? Nein, bei dieser Person verspütre ich definitiv keine Reue. Vielleicht lag es an einem Schock oder eben an der Tatsache, dass ich verdammt nochmal gewinnen wollte!

Ich wartete noch kurz bis sich meine Atmung wieder normalisiert hatte, danach stand ich auf und ging weiter um zu jagen, da sich mein Magen bemerkbar machte. Doch weit kam ich nicht, da mich ein lautes Piepsen inne halten ließ. Allerdings blieb ich nur zu gerne stehen, da ich mittlerweile wusste, was dieses Geräusch bedeutete, weshalb ich auch grinsend nach oben blickte. Nur noch wenige Meter über mir segelte ein Fallschirm auf mich herab. Ein weiteres Sponsorengeschenk. Es schien als würden die Kapitolmenschen immer dann zum Geldbeutel greifen wenn ich jemanden umbrachte, egal wer oder was es war. Nun ja, das ließe sich machen. Vielleicht suchte ich jetzt dann ein paar Mutationen?

Ich schmunzelte über meinen Gedanken und nahm dann das Präsent in Empfang. Zum Vorschein kam ein richtiger Eintopf! Die Sache mit dem Jagen hatte sich also vorerst erübrigt.

Der Eintopf war noch warm, da der Dampf nach oben stieg, kaum dass ich den Deckel abgenommen hatte. Schnell schnappte ich mir den dazugehörigen Löffeln und schaufelte das Essen in mich hinein. Vermutlich sollte ich nach dem letzten Mal klüger sein, doch es schmeckte einfach zu gut als dass ich mich bremsen konnte, weshalb ich mal wieder alles aufaß.

Am Abend saß ich deshalb dann mit vollem Magen in einem Baum wo ich darauf wartete, dass die Nacht hereinbrach. Langsam wurde ich richtig gut im Bäume hochklettern, egal wie dick oder hoch sie waren. Wer hätte gedacht, dass die Hungerspiele doch für etwas gut waren?

Ich fuhr mit einem Finger an meiner Axt entlang, während ich meine Umgebung mit den Augen absuchte. Die Mücken hatten wieder ihre Angriffshaltung eingenommen, weswegen ich nebenbei immer wieder damit beschäftigt war sie zu erschlagen, was es nicht gerade leicht machte sich zu konzentrierte.

Die Hymne erklang und ich machte mich bereit das Mädchen aus 1 am Himmel zu sehen, welches ich eigenhändig dorthin befördert hatte. Es dauerte auch nicht lange und sie erschien, gefolgt vom Mädchen aus 2 und… Perry! Wieso war er tot? Er war doch noch quicklebendig als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Was also war passiert? Mutationen? Der Himmel wurde wieder schwarz, doch ich bemerkte es gar nicht, da ich immer noch damit beschäftigt war mir einen Reim auf seinen Tod zu machen. Perry ar gestorben. Das hieß es waren nur noch… Moment mal! Das Mädchen aus 2 war auch tot! Was ar bei den Karrieros passiert?

Schnell zählte ich mit den Fingern die Überbliebenen zusammen. 4. Noch vier Tribute neben mir waren am Leben, darunter zwei Karrieros. Doch waren die zwei noch zusammen? Ich glaubte nicht, da mir langsam etwas klar wurde. Der einzige Grund für den Tod der beiden den ich mir vorstellen konnte ist das Auflösen des Bündnisses. Scheinbar hatte mein Plan funktioniert und der Junge aus Distrikt 1 hatte wirklich Perry für den Tod seiner Mittributin verantwortlich gemacht. Deshalb kam es zum Kampf und deshalb war ich jetzt zwei weitere Karrieros los.

Zufrieden und mit einem Grinsen im Gesicht, welches dort moralisch gesehen eigentlich nicht sein sollte, lehnte ich mich zurück. So musste es gewesen sein, etwas anderes konnte ich mir nicht vorstellen. Allerdings war ich mir ziemlich sicher, dass es nun dem Ende zugehen würde.

Ich setzte mich auf und packte meinen Rucksack. Meine Stiefel schnürte ich fest zu und die Axt nahm ich in die Hand. Die Zeit des Wartens in den Bäumen war vorbei. Der Moment war gekommen indem ich die Dinge selbst in die Hand nehmen musste. Und dazu ging ich nun selbst auf die Jagd. Und dieses Mal waren nicht diese komischen Vögel mein Ziel.

Johanna Mason - Geschichte einer SiegerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt