In der Klemme

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 Ich entschied mich dafür, ein wenig joggen zu gehen. Das ist immer gut, wenn man mal den Kopf frei bekommen muss. Ich ging also noch kurz in mein Zimmer um mich umzuziehen. Dann schnappte ich mir noch schnell eine Flasche mit Wasser und machte mich auf den Weg in den Wald.

Es war wirklich ein schönes Wetter, nicht so kalt, sodass man fror, aber auch nicht so heiß, dass man förmlich schmolz. Ich hörte auf einem Ohr Musik, auf dem anderen lauschte ich den Geräuschen des Waldes. Zum einen, da das Zwitschern der Vögel, das Rauschen der Blätter im leichten Wind und das Geräusch zwischendurch vorbei hoppelnder Hasen schön und beruhigend anzuhören war, zum anderen, da ich mittlerweile gelernt hatte, immer und überall Aufmerksam zu sein. Schlichtweg um zu vermeiden, plötzlich aufgespießt, in zwei Hälften geteilt oder durch einen Hieb von Krallen vergiftet zu werden. Das wäre kein besonders epischer Tod. Einige sterben im erbitterten Zweikampf mit starken Dämonen, opfern sich für ihre Freunde und andere Sterben halt, weil sie Musik auf den Ohren hatten und ehe sie sich versahen einen Kopf weniger hatten. Zu letzteren wollte ich nicht gehören.
Ich war noch nicht wirklich lange gelaufen, wahrscheinlich nicht einmal eine halbe Stunde, als ein Geräusch meine Aufmerksamkeit erregte. Wobei nein, nicht ein Geräusch, sondern mehrere. Kampfgeräusche. Ein schriller, unmenschlicher Schrei wies darauf hin, dass ein Dämon involviert war. Ich reagierte geistesgegenwärtig und versteckte mich im nächst besten Busch, welcher zu meiner Erleichterung keine Dornen besaß. Die Kämpfenden durften mich nicht sehen. Ich muss zuerst die Lage analysieren und mir dann den Überraschungsmoment zu Nutze machen – oder fliehen, sollte es sich um etwas handeln, dem ich nicht gewachsen war. Was leider noch auf ziemlich viele Dinge zu traf. Ich kenne mich zwar mit der Theorie dank Herrn Haber relativ gut aus, aber was die Praxis anging, hatte ich noch so gut wie gar keine Erfahrung. Wohl möglich wäre es die beste Option hier im Busch zu warten bis der Dämon weg war, da ich höchstwahrscheinlich bei der Flucht über eine Baumwurzel stolpern würde oder so.

Wobei, der Dämon nicht die richtige Wortwohl war. Es waren zwei wie ich nun durch die Blätter des Busches erkennen konnte.

Furchteinflößende Wesen. Den einen kannte ich. So halbwegs zumindest. Ich habe mal ein Bild von ihm in einem Lehrbuch gesehen, aber diese Art hatten wir noch nie im Unterricht angesprochen, folglich hatte ich letztendlich keine Ahnung, was das Ding war und was es konnte. Fest stand, es war Giftgrün, ähnelte einem Klumpen Knetradiergummi und aus seinen zwei Mündern floss eine Art gelber Schleim. Höchstwahrscheinlich giftig. Den anderen Dämon hingegen hatte ich noch nie im Leben gesehen. Zu meiner Verteidigung, ich konnte ihn auch nicht genau erkennen, da ein Ast perfekt vor ihm lag. Ich konnte nur eine Art schwarzen Schatten mit Klauen erkennen. Und in diesem Moment sah ich, wie die Krallen des mir unbekannten Dämonen aufblitzen und der andere war verschwunden. Besiegt. Der Gewinner schien etwas zu wittern, ich konnte leise Schnüffel Geräusch wahrnehmen. Es Witterte mich. Gegen dieses Vieh gewinnen konnte ich nicht, das war klar. Aber wenn ich hier einfach so liegen blieb, würden es mich früher oder später entdecken und dann wäre es aus. Ich schluckte. Damit blieb mir wohl nur die Flucht. Vorsichtig kroch ich rückwärts aus dem Gebüsch heraus und da passierte es. Ich kam gegen einen trocknen Ast und er brach. Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich sah wie der Dämon ruckartig seinen Kopf in meine Richtung warf. Der kurze Moment, es war wahrscheinlich nicht mal eine halbe Sekunde, in dem mir der Dämon mit seinen tiefschwarzen Augen in meine schaute, kam mir wie eine Ewigkeit vor. Dann tat ich das einzige, was mir übrig blieb. Ich rannte los, in der Hoffnung schneller zu sein und die Schule zu erreichen, bevor ich zerfetzt wurde. 

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