Ein Drohbrief aus der Höhle des Löwen

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Herr Haber rutschte zu mir und umarmte mich still. Ich genoss es und drückte mich etwas an ihn. In dem Moment habe ich echt nicht mehr gebraucht und war wirklich dankbar dafür. Nach einer kurzen Weile spürte ich wie die Hand von Herrn Haber langsam in meinen Nacken rutschte. Ich hatte mich langsam beruhigt und blickte nun fragend zu ihm herauf. Er lächelte mich nur still an. Dann spürte ich ein Stechen in meinem Nacken. ,,Au, das tut weh! Lassen sie los!", sagte ich und drückte mich etwas von ihm weg. Ich blickte ihn an und wollte noch etwas hinzufügen als meine Sicht langsam verschwamm. ,,Ich...was...wow...", brachte ich nur noch hervor. Geschwächt viel ich zurück in die Arme von Herrn Haber. Dann wurde alles schwarz. Als ich wieder wach wurde, befand ich mich nicht, wie erwartet, in einer kalten Zelle neben Herrn Haber, sondern in einem warmen, weichen Bett. Es war mein Bett im Internat. Müde setzte ich mich auf und sah mich um: Dabei erblickte ich Emma und Laura, welche sich um einen Brief stritten. ,,Ist der aus Gold oder warum reißt ihr euch so um den Zettel?", fragte ich und setzte mich an die Bettkante. ,,Zeig mal her", fügte ich noch hinzu, bevor ich mir den Brief schnappte und ihn mir genauer ansah: 

  Hallo Kiira, sicher ist das alles sehr verwirrend für dich, aber ich bitte dich niemandem von den letzten Stunden zu erzählen. Wenn du meinem Rat missfolgst, wird das leider schwere Konsequenzen für dich haben. Also überleg dir zwei Mal was du tust, bevor du mir in den Rücken fällst. Außerdem möchte ich mit dir sprechen, wenn du wieder wach bist, also begib dich umgehend zu meinem Zimmer. Gezeichnet, Haber 

 Ich schluckte schwer und blickte zu den beiden. ,,Was ist bitte passiert, dass der Haber dir jetzt sogar droht? Ich habe dir doch damals gesagt, leg dich nicht mit ihm an!", fragte Laura und zog grinsend eine Augenbraue hoch. ,,Ich weiß nicht ob ich euch das wirklich erzählen sollte. Immerhin steht genau das im Brief..." ,,Och komm schon, du Spielverderber! Er wird davon doch sowieso nichts erfahren!", pflichtete Emma bei und sah mich aus großen, bittenden Augen an. Nach ein paar Momenten der Überlegung stimmte ich doch zu und erzählte die Geschichte genau so, wie ich sie hautnah erleben musste. ,,Das ist ja echt krass! Hätte ich niemals von ihm erwartet!", rief Laura erstaunt aus. ,,Stimmt... für mich hat sich das auch alles eher nach einem schlechten Witz angefühlt, aber ich sollte jetzt wirklich los. Immerhin wollte er mich doch so dringend sprechen", erklärte ich und wollte gerade aufstehen, als Emma mich davon abhielt. ,,Willst du dich wirklich wieder direkt in die Höhle des Löwen stürzen, wo du gerade von dort entkommen bist? Entspann dich doch erst einmal etwas und ließ ein Buch ... oder so." Ich nickte zustimmend. ,,Da hast du wohl Recht. Ich lege mich, glaube ich, noch etwas hin. Gerade habe ich sowieso keine Lust auf ihn", redete ich mir ein und legte mich auch direkt wieder hin. Bald würde ich wohl wieder im Unterricht erscheinen müssen, aber für heute war das eh zu spät gewesen...

  //Herr Haber//

Nach ein paar Stunden in denen ich ungeduldig gewartet hatte, wollte ich zu Kiiras Zimmer gehen und sehen ob sie schon wach war. Vielleicht hatte sie meine Warnung ignoriert... Auf dem Weg dorthin begegnete ich einigen Schülern, welche mir undefinierbare Blicke oder Sprüche zuwarfen. Fürs Erste musste ich sie wohl ignorieren. Das Gespräch mit Kiira hatte gerade den größten Vorrang, denn wenn irgendjemand von meinem Wahren Ich erfahren würde, könnte ich meine Karriere an den Nagel hängen. Kurz vor ihrem Zimmer hielt mich Rosa auf. ,,Hey, alles okay? Ich habe davon gehört und mir echt sorgen gemacht", lächelte sie und legte behutsam eine Hand auf meine Wange.

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