Ein etwas anderes Internat

Lügnenvolle Tintenflecke

//Kiira//

,,Hallo, mein Name ist Herr Rajamaa, aber du kannst mich einfach nur Riku nennen. Und du bist Kiira, nehme ich an?", der hochgewachsene Mann mit braunen Haaren blickte mich mit einem freundlichen Lächeln an und wartete geduldig auf meine Antwort. Still bejahte ich seine Aussage mit einem Nicken.

,,Du weißt ja sicherlich schon, dass wir uns ab heute öfter sehen werden?"

Wieder ein Nicken meinerseits.

,,Und du weißt auch, dass du offen und ehrlich über alles reden kannst? Was während unserer Gespräche besprochen wird, bleibt auch zwischen uns. Also musst du dir keine Sorgen machen, dass ich irgendwelche Berichte an deine Lehrer weiterleite."

,,Ja.", fügte ich halblaut und eher teilnahmslos hinzu.

,,Sehr gut. Was hältst du davon, wenn wir direkt heute mit der Therapie anfangen und zum Ende ein paar weitere Termine ausmachen?" Riku lächelte mich freundlich an und ließ sich, nach einem Nicken meinerseits, auf einem Stuhl nieder.

,,Also. Wie wäre es wenn wir mit einem Spiel beginnen? Ich würde dich gerne etwas näher kennen lernen."

Still zuckte ich mit den Schultern.

Mir war das egal. Spiel hin oder her, ich war hier zu unrecht und das würde ich bald auch deutlich machen. Ich hoffe einfach mal, dass dieser Therapeut nicht auf der Seite von Herrn Haber steht und auch kein Dämon, Höllenfürst oder gar eine ,,Prüfung" ist. Davon hatte ich in der letzten Zeit echt genug gehabt, aber vielleicht würde mir das alles hier auch eine Pause von Habers' Spielchen geben?

,,Gut... ähm", er räusperte sich und kramte ein paar Karten hervor, bevor er weiter sprach: ,,So... Ich habe hier ein paar Karten mit Tintenflecken drauf. Du schaust sie dir an und sagst mir was du erkennen kannst, ja?"

Ich nickte still und blickte auf die erste Karte.

,,Schwarze Tinte", war meine knappe Antwort auf die erste Karte. Ich weiß, nicht gerade einfallsreich, aber was sollte mir das bringen, wenn ich jetzt irgendwelche Formen in diesen Flecken erfinde?

,,Und du siehst keine anderen Gegenstände oder Lebewesen in diesem Bild?"

Ein Kopfschütteln von mir.

,,Dann... fass das Bild doch mal in einem Gefühl zusammen." erneut versuchte Riku mehr Worte aus mir heraus zu quetschen, als ich sprechen wollte.

,,Lügen", antwortete ich knapp.

,,Ich möchte dich nicht eingrenzen bei deinen Antworten, aber... "Lügen" ist kein Gefühl."

,,Lügenvoll.", korrigierte ich mich nach einem Moment der Stille.

,,Entschuldige, aber das ist doch gar kein existierendes Wort. Nutz doch ein paar simplere Gefühle wie Glück oder Trauer", bei diesen Worten blieb er ruhig und geduldig.

Still blickte ich ihn an. Mir fiel nichts passendes ein, was ich, zu diesem eher einseitigen Gespräch, beitragen wollte.

,,Gut...", er seufzte und fuhr sich durch die Haare. Es wirkte, als wenn er einen Moment überlegte, bevor er weiter sprach: ,,Lass uns die Tintenflecke vergessen und zum eigentlichen Thema überkommen. Warum bist du hier? Was denkst du?"