Ein etwas anderes Internat

Johann Sebastian Bach

,,Willkommen auf unserem Internat. Mein Name ist Haber und ich freue mich sehr euch Unterrichten zu dürfen.", ein kleines, aber teuflisches grinsen zierte seine Lippen. Er lief vor der ersten Reihe her und sah in die Runde. Seine Stimme klang sehr ruhig und nett, was mich verwunderlicher weise verunsicherte. ,,Auf diesem Internat dürft ihr 13 Jahre lang das Leben lernen. Natürlich gelten auch hier Regeln für euch. Es wird auf den Fluren nicht gerannt, geschrien oder geschubst. Außerdem sind Waffen und spitze Gegenstände absolut verboten. Alles weitere ist in der Schulordnung geregelt ... wobei ich natürlich auch erwarte, dass ihr euch diese entsprechend durchlest. Stundenpläne, Raumpläne und Kurslisten hängen vor dem Sekretariat aus. Von euch wird auch hier absolute Selbstständigkeit und Zuverlässigkeit erwartet.", Herr Haber erzählte noch etwas von der Schulgeschichte, was alles von uns erwartet wurde und was uns erwarten würde. 

Dann wurden wir entlassen. Nach diesem Monolog, hatte ich jedoch noch eine Frage. 

Warum hat er auf diesem Klavier gespielt, bevor er uns begrüßt hat?

Alle verließen nacheinander den Raum. Ich ließ mir noch etwas Zeit und sah mich nach Herr Haber um. Dieser stand wieder vor dem Gemälde. Er hätte die Hände hinter dem Rücken gefaltet und wirkte sehr konzentriert. Ich zögerte kurz und bewegte mich dann in seine Richtung. 

,,Herr Haber?", fragte ich zögernd und blieb vor ihm stehen.Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und sah weiter zu dem Gemälde rauf. Nach ein paar Minuten bedrückender Stille setzte ich an um wieder zu gehen. ,,Ja?", sagte er dann und drehte sich zu mir. Ich stoppte verwundert und räusperte mich. ,,Ich ähm.... Ich hätte da eine Frage.", er hob nur eine Augenbraue und sah mich abwartend an. Daraufhin fuhr ich fort:,,Sie ... haben ja vorhin auf dem Klavier geklimpert und ich wollte fragen... eh... Warum haben sie das getan?", die Wörter kamen mir nur sehr schwerfällig über die Lippen und ich war erleichtert, als ich dies hinter mich gebracht habe. ,,Warum fragst du? Das ist eine lächerliche Frage. Sowas nennt man Grundwissen!", er wirkte sehr aufgebracht und sah zu mir runter. ,,Ich... ähm... Also um ehrlich zu-" 

,,Johann Sebastian Bach! Ein großer Mann der sehr viel bedeutendes getan hat. Unter anderem hat er Zusammenschlüsse von Tönen gefunden, Melodien, mit welchen man die verschiedensten Wesen entlarven konnte. Werwölfe, Vampire, Feen.. für jedes Wesen hat er drei Melodien gefunden. Eine die mit Glück und Harmonie verbunden wird, eine zweite die mit Trauer und Schmerz verbunden wird und eine dritte, die den Betroffenen in eine Trance versetzt." ,,Und...? Haben sie diese Melodien jetzt auf dem Klavier geklimpert?" Er sah mich empört an. ,,Geklimpert?! Das ist eine Kunst! Kein Geklimper, du törichtes Mädchen! Informiere dich über ein Thema, bevor du unwissend darüber sprechen magst! Und nun verschwinde und lasse mich meine Arbeit verrichten.", ich nickte, entschuldigte mich kurz und ging dann weg. 

Jetzt habe ich mehr Fragen als vorher.

Warum spricht er so geschwollen wenn er wütend wird?

Was bedeutet töricht? Ist das eine Beleidigung?

Verwirrt lief ich den Flur entlang. Ich holte mir was zu schreiben und schrieb mir dann am Sekretariat meinen Stundenplan, meinen Raumplan und meine Kurse ab. Dabei musste ich leider eins Feststellen:

Ich habe Herrn Haber in fast jeder Unterrichtsstunde und dazu war er auch noch mein Klassenlehrer. 

Scheiße. Wie kann man nur so viel Pech haben?! 

Außerdem habe ich feststellen müssen, dass mich meine Eltern bei so ziemlich jeder freiwilligen Aktion angemeldet haben. Zusätzliche Stunden soweit das Auge reicht...

Mit mieser Laune und einem Überfüllten Stundenplan machte ich mich dann auf den Weg zurück zu meinem Zimmer.