blutrünstige Enten

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Zufrieden aß ich die Suppe, welche Rosa mir gebracht hatte und sah dabei aus dem Fenster.

Eine Vogelmutter fütterte liebevoll ihre Kinder, welche im Nest herumtollten. Mütter sind manchmal so liebevoll und nett, wie es kein anderer Mensch auf der Welt sein kann.

...habe ich zumindest mal gehört.

Ob das stimmt kann ich leider nicht sagen. Ich hatte nie wirklich eine. Von früh Morgens bis spät Abends war ich in der KiTa, im Kindergarten und jetzt hier im Internat. Ich habe kaum Erinnerungen an meine Eltern. Ich kann mich nur ganz blass an ein Kindermädchen erinnern, dass Abends immer auf mich aufgepasst hatte. Sie war sehr klein und hatte Platinblonde Haare. Nett war sie trotz alledem immer. Sie war wie eine wahre Ersatzmutter für mich...

,,Ist der Platz hier noch frei?", riss mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich schüttelte schnell meine Gedanken ab und nickte hastig, bevor ich vom Fenster zu der Person aufsah.

,,Klar doch... Ist ja sonst niemand hier der den Platz beanspruchen könnte", erläuterte ich freundlich und aß dann still meine Suppe weiter.

,,Super, dankeschön. Ich habe nämlich Pause und möchte diese nicht ganz alleine verbringen, wenn eine Möglichkeit dazu besteht", sprach Rosa zu mir und ließ sich auf den Stuhl nieder. Sie trank einen Schluck von ihrem Kaffee, bevor sie sich räusperte und fragte: ,,Wie lief eigentlich deine Prüfung? Herr Haber war beim Mittagessen etwas neben der Spur und hatte so ungewöhnlich auf deine Prüfung gestarrt."

,,Naja es ist Herr Haber. Ich mache mir nichts großes aus der Prüfung... Das war sowieso alles komisch. Wieso fragen sie?"

,,Ich habe damals meine Prüfung auch bei ihm abgelegt. Ich war im selben Alter wie du. Damals musste ich in der praktischen Prüfung gegen eine wild gewordene, verrückte, blutrünstige Ente kämpfen. Das war echt verrückt." Rosa lachte etwas und fuhr sich mit einem nachdenklichen Blick durch die Haare.

,,Eine Ente? Was soll bitte so schlimm an einer Ente sein?" Ich schüttelte lächelnd den Kopf und tunkte ein Stück Brot in die warme Suppe.

,,Die Ente hättest du mal sehen sollen! Das war grausig das Vieh und hatte unglaublich scharfe Zähne." Bei diesen Worten deutete Rosa auf eine verblasste Narbe unter ihrem linken Handgelenk.

,,Oh das tut mir leid. Ich hätte nie gedacht, dass Enten so böse sein können. Hast du denn bestanden?"

,,Nachdem ich wochenlang mit dämonischem Fieber im Bett lag und irgendwann wieder auskuriert war, ja."

,,Ich hätte nie gedacht, dass man sich so vor Enten hüten muss... Aber sag mal... Hast du schon immer hier gearbeitet?"

,,Nein... Ich habe ein paar Jahre als Babysitterin gearbeitet, aber das ist auch schon lange her. Als ich dann das Job Angebot hier bekommen habe, bin ich hierher gezogen und seitdem ist das hier mein Leben, aber ich bin wirklich glücklich hier. Alle sind nett und es macht echt viel Spaß. Apropos Spaß... Das Abendessen kommt bald. Ich sollte lieber weiter machen." Sie trank ihren Kaffee aus, lächelte mir zu und ging dann schnellen Schrittes wieder zurück an die Arbeit.

Sie war echt nett, aber irgendwie erinnerte sie mich auch stark an irgendjemanden. Grübelnd brachte ich meinen Teller weg und machte mich dann auf den Weg nach draußen. Ein weinig frische Luft würde mir jetzt bestimmt gut tun...

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