Eric

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"Ich bin wieder da.", rufe ich meiner Mum zu. Schon will ich in meinem Zimmer verschwinden, da steht meine Mutter vor mir. Und sie wirkt nicht locker. Ganz im Gegenteil. Ich ahne böses.

"Abigail. Wir müssen reden." Ich bin tot. In den nächsten fünf Sekunden überlege ich mir alles was ich in den letzten Jahren angestellt haben könnte. Weiß sie von der Party gestern? Dass ich getrunken habe?

"Es ist an der Zeit dir jemanden vorzustellen.", ein nervöses Lächeln legt sich auf die Lippen meiner Mutter und schlagartig wird mir klar worum es hier geht.

"Du willst mir deinen Lover vorstellen!", rufe ich erleichtert aus. Das wird aber auch echt mal Zeit. Ein leichtes Rot ziert die Wangen meiner Mutter, ein äußerste Seltenheit, die mich zum Lächeln bringt.

"Er heißt Eric.", nickt sie. "Und wir gehen heute Abend mit ihm Essen." Kommt es mir nur so vor oder wirkt meine Mutter unsicher? Schnell nehme ich sie in den Arm. "Ich freu mich für dich Mum." Und das meine ich auch so. Wenn meine Mutter sich in diesen Eric verliebt hat ist er bestimmt ein guter Mann für sie. Da kann doch nichts schiefgehen.

*

Ich habe mir extra einen schwarzen Rock und die weiße Bluse angezogen, die meine Mutter so hinreißend an mir findet. Dazu ein wenig dezentes Make-up und immer wieder ein Glas Wasser, um den Alkohol vollkommen aus meinem Kreislauf zu bekommen, dann bin ich auch schon fertig. Und das genau rechtzeitig.

"Abigail!! Komm runter wir müssen fahren!" Schnell laufe ich die Treppen hinunter und schnappe mir die schwarzen Ballerinas meiner Mutter, sie hat bestimmt etwas dagegen, doch um sich aufzuregen bleibt ihr jetzt keine Zeit mir. "Bin schon da." Ich hüpfe zu ihr ins Auto auf dem Fahrersitz und lächele breit. Wir sind beide nervös und versuchen es so gut es geht zu überspielen, weshalb wir, ein Wunder ist geschehen, das Radio einschalten und Musik hören.

*

"Hat mich sehr gefreut dich kennenzulernen Abigail. Ich meine Abi." Eric reicht mir die Hand und ich ergreife die eifrig. "Gleichfalls." Der Abend war ein voller Erfolg in jeder Hinsicht. Meine Mutter schien wirklich glücklich, Eric war ein netter Kerl und er hatte einen Hund. Das war dann ja wohl mal der Check-pot. Für seine fast 50 hatte Eric noch erstaunlich viele und dichte braune Haare, nur ein paar Strähnen schienen bereits grau, dazu war er ein äußerst charmanter und zuvorkommender Mensch, einfach perfekt für meine Mutter. Anfangs waren die Gespräche noch stockend verlaufen, doch als ich dann begonnen hatte über meinen Collagewunsch zu reden blühte nicht nur ich auf. Eric ist leidenschaftlicher Künstler, neben seinem Beruf als Architekt malt er in seinem eigenen Atelier, wohin er mich einmal eingeladen hat. Von diesem Hobby war sogar meine Mutter überrascht gewesen, die dies anscheinend auch noch nicht gewusst hatte. Doch Pepper kannte sie bereits, und hat sie mir verschwiegen. Die Kaninchendackeldame war erst acht Monate alt, Erics letzter Hund war vor zwei Jahren gestorben und er hatte sich dazu entschlossen wieder ein wenig Leben in sein eigenes Leben zu bringen, nur ein paar Monate bevor er meine Mutter kennen gelernt hatte. Ich muss zugeben, ich bin auch verliebt. Dieser Hund ist das knuffigste was ich jemals gesehen habe. Wir sind sofort Freunde geworden und Eric hat mir versprochen, ich darf mal einen Nachmittag mit ihr Spazieren gehen. Letztendlich sind Eric, meine Mum, Pepper und ich denke ich alle ziemlich glücklich und erleichtert über den Ausgang dieses Abends.

Jetzt liege ich in meinem Bett und starre an die Decke, denn wenn ich eine Sache nicht kann, ist es einschlafen. Ich weiß nicht wieso aber jeder normale Mensch legt sich hin und schläft ein, aber ich liege wach und die ganzen Eindrücke des Tages übermatten mich erneut. Mein erster Kater, Jayden, Eric, Pepper. Wow mein Leben ist richtig spannend geworden. Nur meine Bewerbung ist immer noch ein leeres Dokument. Wenigstens habe ich beinahe alle Zeichnungen beinander, es fehlen nur mehr drei Stück, was von 18 wirklich eine kleine Menge ist. Gerade überlege ich noch etwas zu Zeichnen da leuchtet mein Handy auf.

Jayden: Nerd?

Wow, was für eine Begrüßung. Und trotzdem schlägt mein Herz verdammt noch mal viel zu schnell.

Abi: Kiffer?

Es ist schwer ruhig zu bleiben, denn bis auf dieses eine Mal als er seine Freundin belogen hatte und ich der einzige Zeuge war haben wir noch nie geschrieben.

Jayden: Touché. Soll ich dich morgen mitnehmen?

Ja!! Ich bin schon dabei es zu tippen da stoppe ich. Er hat mich mit seinem Kommentar immer noch verletzt, denn auch wenn ich nicht in Kim's Liga spiele, es ist nicht nett jemandem das ins Gesicht zu sagen.

Abi: Ich laufe, Danke.

Es tut schon ein wenig weh diese Worte zu schreiben, aber ich möchte das einfach nicht auf mir sitzen lassen. Jayden aber lässt nicht locker.

Jayden: Bist du immer noch sauer?

Darauf finde ich erstmals keine Antwort, weshalb es länger dauert und Jayden gleich noch etwas hinter herschickt.

Jayden: Es tut mir leid. Ehrlich Laborpatnerin bist du noch da?

Seuftzend tippe ich eine Antwort, immer hin hat er sich jetzt ja entschuldigt und ich will wirklich gerne in seinem Auto fahren.

Abi: Halb 8.

Jayden: Ich werde da sein. Bis dann Nerd.

Abi: Bis dann Kiffer.

Zufrieden lege ich mein Handy weg. Das ist doch schon mal ein Anfang.

*

Ich höre ein Hupen und sofort ziehe ich mir den Polster über beide Ohren. Wer ist denn bitte schon so früh so laut? Das Hupen ertönt nochmal. Und nochmal. Stöhnend setzte ich mich auf und mein Blick streift kurz die Uhr.

Halb 8.

Gähnend schlurfe ich ins Bad und wasche mir mein Gesicht. Dann greife ich... warte was. Sofort renne ich zurück in mein Zimmer. Scheiße. Es ist halb 8!! Ich habe sowas von verschlafen. Wieso hat meine Mutter mich nicht geweckt?! Hecktisch greife ich mir das erste aus meinem Kasten und ziehe es über, dann schnappe ich mir meine Tasche und einen Kaugummi und renne die Treppe hinunter. Am Kühlschrank pickt ein Post-it mit der Aufschrift

"Wir sehen uns heute Abend. Schönen Schultag."

Scheiße. Meine Mutter hat mir gestern erst gesagt, dass sie heute so früh ein Meeting hat und ich mir einen Wecker stellen soll. Ich nehme mir einen Apfel und renne hinaus zu dem schon warteten Auto.

"E-es...", schnaufe ich und hole tief Luft. "E-es... tut...", fange ich neu an und versuche meine Atmung zu beruhigen. Peinlich peinlich.

Jayden beobachtet mich belustigt. "Du scheinst im Stress zu sein Nerd.", schmunzelt er und atmet laut aus und ein. "Einatmen. Ausatmen. Wow du nimmst wirklich alles wörtlich. Habe ich dir den Atem verschlagen?" Lachend fährt er los und ich schaffe es endlich einen geraden Satz hinaus zubringen. "E-es tut mir.. leid. Ich habe verschlafen." "Was du nicht sagst.", mit einem breiten Grinsen sieht Jayden zu mir hinüber. "Wenigstens lallst du diesmal nicht.", fügt er hinzu worauf hin ich ihm gegen den Arm schlage. "Hey du bist gemein." Wieder ein Lachen seinerseits, dass mich zum Erröten bringt. Was mache ich hier eigentlich? Mein Crush bringt mich in die Schule. Plötzlich klingelt ein Handy, ich sehe sofort nach ob es meines ist, da hat Jayden schon abgehoben.

"Was?", fragt er gereizt. Die andere Stimme kann ich nicht verstehen, doch es klingt sehr aufgebracht. "Ich hab dir das schon hundertmal gesagt. Es reicht Kimberly. Ich hab keine Lust mehr auf den Scheiß." Wieder eine kleine Pause und dann kommt der alles entscheidende Satz.

"Mir reicht es. Es ist aus."

Jayden Newborn Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt