Nervosität

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Die Woche vergeht wie im Flug und ehe ich es mich versehe ist Freitag. Maddy und Kyle haben es ihren Eltern gesagt, eine ziemlich schwierige Sache, denn niemand hört gerne, dass die Tochter mit 17 ein Kind erwartet oder der Sohn seine Freundin geschwängert hat. Doch letztendlich können auch sie nichts tun als es akzeptierten und warten bis die beiden eine Entscheidung gefällt haben. Viel Zeit bleibt nicht mehr, denn sollte Maddy das Kind nicht wollen muss sie in den nächsten drei Wochen abtreiben. Ihre Mutter steht hinter ihr, immer hin war sie selbst ein sehr frühes Kind, wobei Maddys Vater das ganze anfangs schon für eine sehr fixe Sache gehalten hat. Durch Ashton's Hilfe, mit der wirklich keiner gerechnet hat, sah dann aber auch dieser ein, dass diese Entscheidung bei Maddy und Kyle liegt, auch wenn Kyle und Maddys Vater erstmals keine Freunde werden. Kyles Eltern haben versprochen die beiden ebenso zu unterstützen, es ist  verhältnismäßig wirklich gut gelaufen, Maddy scheint mit dem Ausgang zufrieden. Ihr ist zwar hin und wieder ziemlich übel aber dagegen nimmt sie nun Medikamente die sich mit der Schwangerschaft vertragen. Es läuft wirklich gut gerade, für uns alle und irgendwie fühle ich mich zum ersten Mal in meinem Leben wie ein richtiger Teenager.

"Und bist du schon aufgeregt?", Maddy kommt und legt den Arm um mich. Lachend kneift sie mir in die Wange. "Mac schau mal Maddy wird ganz rot wenn sie an Jayden denkt." Mackenzie kommt uns entgegen und ich sehe beide böse an. "Hört auf wir sind immer noch in der Schule." Heute sind zwei Stunden früher Schluss da es eine Konferenz gibt, was ziemlich angenehm ist. Das heißt aber auch, dass Bio entfällt und ich Jayden vor heute Abend nicht mehr sehe.

"Na komm. Du kannst es ruhig zugeben." Kichernd dreht sie sich zu Mackenzie während ich nur die Augen verdrehe. Mit den beiden hat man es echt nicht leicht. "Okay okay ich bin vielleicht etwas nervös. Aber jetzt lasst mich in Ruhe und wir besorgen was zu essen. Ich sterbe vor Hunger." Ich wechsle geschickt das Thema, immerhin liebt jeder Essen und ich merke wirklich sie mein Magen knurrt. "Ich bin dafür, dass wir Pizza holen. Mum hat mir Geld dagelassen, weil sie mit Dad heute nach Seattle gefahren ist und beide dort übernachten." Für Maddy nichts Neues, ihre Eltern müssen oft in der nächst größeren Stadt bleiben um die Firma zu führen. "Hört sich gut an. Ich ruf sofort an, dann kommt es vielleicht schon wenn wir zu Hause sind." Begeistert tippt Mac die Nummer in ihr Handy und für einen kurzen Moment vergesse ich meine Aufregung.

*

Der Moment ist wirklich nur sehr, sehr kurz, denn ab fünf bin ich ein einziges Nervenbündel. Davor haben mich meine besten Freundinnen, Mackenzie hat sich diesen Titel nun doch auch schon verdient, brav abgelenkt, mit Serien und Hausaufgaben haben wir den Nachmittag verbracht, ich habe noch ein wenig Latein gelernt, auch wenn es nicht unbedingt nötig ist, ich sollte schon alles können für die Arbeit nächste Woche.

"Was ist wenn Jayden doch noch absagt? Oder es nur freundschaftlich meint? Vielleicht interpretiere ich da viel zu viel hinein und...", Maddy unterbricht meinen Monolog. "Abi! Komm mal wieder runter Süße. Er wird nicht absagen und es ist ein DATE daran ist nichts, rein gar nicht, freundschaftlich gemeint okay? Beruhig dich. Es wird alles gut. Wir können dir ja schon mal was zum anziehen raussuchen vielleicht hilft das." Schmunzelnd sieht sie zu Mac die auch nur belustigt den Kopf schüttelt. "Ach Abi. Du bist so niedlich.", pflichtet sie Maddy bei und erhebt sich. "Na dann Ladys, lasst uns anfangen."

In Maddys Zimmer hole ich erstmal hervor was ich von zu Hause mitgebracht habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Maddy mit meiner Auswahl nicht zufrieden sein wird, aber ich will es wenigstens versuchen. "Also ich hab das hier mit..", verlegen halte ich ein dunkelblaue Bluse und einen dazu passenden dunkelroten Rock hoch. Wie erwartet hebt Maddy ihre Augenbraue. "Die Bluse gefällt mir aber ich glaub ich hab da was besseres." Kurz kramt sie in ihrem Kasten, dann holt sie einen kurzen, anliegenden Rock hervor, der weißgolden glitzert. "D-das soll ich anziehen?", frage ich unsicher. "Ja! Das sieht gut aus. Probier mal." Mackenzies prüfender Blick liegt auf mir als ich meine Kleidung abstreife und in die Bluse und den Rock schlüpfe. "Lass den obersten Knopf offen.", kommentiert Maddy und begutachtet das Ergebnis. "Perfekt!" Sie öffnet eine Kastentür und ich kann mich in einem Spiegel sehen. Immer noch nicht ganz überzeugt trete ich ein weniger näher. Es sieht gut aus, aber es ist so kurz. Und viel Ausschnitt für meine Verhältnisse. Aber ich vertraue den beiden. "Na gut. Welche Schuhe da...?", bevor ich die Frage überhaupt fertig gestellt habe sagen beide wie aus der Pistole geschossen. "Die Overknees!", rufen beide. Was habe ich mir denn auch erwartet?

*

"Perfekt! So lass ich dich gehen!", mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen legt Maddy den Eyeliner, mit dem sie mir einen geraderen Strich gezogen hat als ich es in Mathe auf Papier hinbekomme, zur Seite. "Was sagst du Mac?", fragt sie diese und auch Mackenzie strahlt mich an. "Super! Ich bin so stolz auf dich, krall dir den Kerl!" Dieses Kommentar bringt mich zum Lachen und ich sehe in den Spiegel. Wow. Bin das überhaupt noch ich? Meine Augen ziert ein dunkles Braun, geschmaucht mit ein wenig rosa-Gold Glitzer. Es sieht gut aus. Ich sehe älter aus. Aber fühle ich mich bereits dafür mit meinem jahrelangen Crush auszugehen? Diese Frage bleibt unbeantwortet, denn mein Handy läutet. Es ist Jayden.

"H-hi.", hebe ich ab und höre Maddy und Mac im Hintergrund kichern.

"Hey Nerd. Ich bin unten kommst du?" Jayden klingt amüsiert, wahrscheinlich weil ich mich nervös anhöre. Gott ich muss echt runter kommen, wir haben uns in letzter Zeit so oft gesehen und es war nie ein Problem. Nur, dass wir uns jetzt eben nicht nur als Freunde treffen...

"Ich bin gleich da." Mit diesen Worte lege ich auf, stecke mein Handy in die neue kleine schwarze Tasche die ich mir von ein wenig Geld, dass ich zu Weihnachten bekommen habe gegönnt habe, und umarme meine Freundinnen. "Danke Mädels, für alles. Wir sehen uns ich ruf euch an."

Da Maddy einen Schlüssel hat ist es kein Problem wenn ich zuerst das Haus verlasse. Mum und Eric sind mit einem Galerist essen, der womöglich Erics neue Bilder ausstellt, außerdem habe ich angedeutet, dass ich vielleicht bei Maddy schlafe, also habe ich unbegrenzt Zeit.

Mein Herz klopft viel zu schnell als ich die Tür öffne und Jayden's Auto dasteht.

Atmen.

Zügig gehe ich auf dieses zu und öffne die Beifahrersitztür. "Hey.", kommt es von mir drei Tonlagen zu hoch, sofort schießt Blut in meine Wangen.

"Hey Nerd.", erwidert Jayden und grinst mich breit an. "Kanns los gehen?", fragt er als ich verlegen auf meine Füße starre.

Reiß dich zusammen.

"Ja.", erwidere ich. "Lass uns fahren Kiffer."

Jayden Newborn Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt