Der kleine Punkt

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Ashton hat in Maddys Zimmer geschlafen. Das stelle ich zufrieden fest als ich in diesem nach einem Haargummi suche. Auch wenn wir nicht zum ersten Mal in einem Bett gelegen wären (that's what she said xP) das letzte Mal ist ein paar Jährchen her und mir ist wohler bei dem Gedanken nicht neben einem grabschenden anzügliche Witze machenden Typ zu schlafen, der es bestimmt nicht gewohnt ist neben einem Mädchen zu schlafen anstatt mit ihr. Maddy schläft auch noch, deshalb entschließe ich mich dazu Frühstück zu machen. Währenddessen rufe ich kurz meine Mutter an, damit sie sich keine Sorge macht. Ich erzähle ihr die Halbwahrheit, dass Jayden und ich Bio gemacht haben und ich viel mir Maddy und Ash abhänge. Bei dem Gedanken an Jayden beiße ich mir auf die Unterlippe. Ich sollte mich bei ihm melden und fragen ob sie das nachholen können oder uns treffen um zu reden. Gerade fange ich an die Nachricht zu tippen, da schlurft Maddy in die Küche. Sofort lege ich mein Handy weg, Jayden rückt erstmal in den Hintergrund.

"Hey. Wie geht es dir?", frage ich sanft und nehme Maddy in den Arm. "Es geht.", flüstert sie, ganz heißer vom ganzen Weinen. "Kannst du mir vielleicht ein Glas Wasser geben?", bittet sie und sofort drücke ich ihr dieses in die Hand. "Ist dir schlecht?", frage ich besorgt doch Maddy schüttelt den Kopf, bringt sogar ein Lächeln zu Stande. "Es geht gerade. Ich muss mich nicht übergeben falls du das meinst." Erleichtert nicke ich und frage ob sie Hunger hat. Maddy verneint, doch ich zwinge so zumindest ein paar Cornflakes zu Essen. Den Speck und das Spiegelei wird Ash schon verdrücken.

Wir schweigen eine Zeit lang, ich weil ich nicht weiß was ich sagen soll und Maddy denke ich weil sie erschöpft ist. "D-du solltest zum Arzt gehen.", fange ich dann vorsichtig an. "Ich kann dich begleiten wenn du möchtest. Außer du willst alleine sein das würde ich natürlich auch Ver...", Maddy hebt die Hand und ich breche ab. "Ich würde mich freuen wenn du mitkommst.", meint sie und lächelt. Doch es dort traurig aus. Nickend esse ich weiter meine Cornflakes, da kommt Ash in die Küche. Mal wieder ohne Shirt wer hätte das nur erwartet.

"Maddy wie geht es dir?", fragt er sofort besorgt. "Es geht mir gut. Wirklich. Es tut mir leid, dass ihr euch solche Sorgen gemacht habt." Ashton's sorgvollen Gesichtszüge werden sofort weich. "Schon gut. Ich bin froh, dass wir dich am Ende doch gefunden haben." Damit lässt er das Thema erstmal - wow so viel Feingefühl bin ich von ihm ja gar nicht gewohnt - und nimmt sich die Pfanne aus welcher er etwas auf seinen Teller schaufelt.

"Kyle kommt dann jetzt vorbei. Er war auch komplett verzweifelt. Du hast uns einen ganz schönen Schreck eingejagt.", erzählt Ash so neben bei. Alarmiert sehe ich zu Maddy die kreidebleich geworden ist.

"Nein!", ruft sie ein wenig zu laut, ihre Stimme bricht und sie muss sich räuspern bevor sie weiter sprechen kann. "Nein. Bitte sag Kyle er kann nicht kommen!! Ich kann ihn jetzt nicht sehen." Beinahe panisch fleht Maddy ihren Bruder an, der das überhaupt nicht nachvollziehen kann. "Was? Wieso..." zum wiederholten Mal unterbrechen ich Ashton. "Ash. Bitte. Sag ihm einfach er kann nicht kommen. Maddy braucht Ruhe ich glaube sie hat sich in der eisigen Kälte gestern verkühlt so wie ihre Stimme klingt. Wir werden zum Arzt gehen." Es ist mal wieder nur die Halbwahrheit, doch Maddy scheint noch nich bereit dazu zu sein, Ihrem Bruder zu erzählen was wirklich los ist.

Ash versteht die Welt immer noch nicht, er blickt mich und Maddy prüfend an dann hebt er eine Augenbraue. "Na gut. Aber Abi fährt mit meinem Auto und wenn ihr zurück seid dann will ich endlich wissen was hier los ist!" Zögernd nickt Maddy, es muss ja sowieso irgendwann gesagt werden und Ash ist wirklich völlig ratlos, dann brechen wir auf. Ich google schnell den Weg zu Maddys Frauenärztin, während diese noch eine warme Dusche nimmt und ziehe mich dann warm an. Ash räumt das Geschirr weg, ein wirkliches Weltwunder, und sagt Kyle ab. Um halb 2 sitzen wir in Ashs Auto, ich am Steuer. Ich habe zwar einen Führerschein, doch Mum lässt mich nur in allergrößten Ausnahmesituation and Steuer und die kommen wirklich nicht oft vor. Kurz spiele ich mich mit der Kupplung, aber nach ein paar Minuten habe ich mich an das neue Auto gewöhnt und wir kommen gut und unbeschadet bei der Ärztin an. Zwar haben wir keinen Termin, doch da Maddy und ihre Mutter hier regelmäßig herkommen können wir die Empfangsaushilfsärztin überreden uns einzuschieben.

Nach einer haben Stunde Wartezeit, am 29 Dezember eine echte Leistung denn zu Weihnachten rennen immer alle Leute zu Ärzten, betreten wir das Zimmer. Ich kann Maddys Nervosität sprühen und drücke noch einmal fest ihre Hand. Eine Frau geschätzt Mitte 40 begrüßt uns, die bräunen langen Haare in einem Dutt zusammen gesteckt. Sie sieht dünn aus und für eine Frau überdurchschnittlich groß. "Hallo Maddy. Wenn hast du denn da heute mitgebracht. Ich bin Dr. Franzis Sullivan.", stell sie sich vor und gibt mir die Hand. Ihr Akzent klingt ein wenig als würde sie über die Worte stolpern doch es hört sich auch gut an. Ich kann nicht genau sagen woher sie kommt. Vielleicht Kroatien? Oder doch Dänemark? "Ich bin Abigail.", stellen ich mich mit meinem Vornamen vor, immerhin duzt die Ärztin Maddy ja auch.

"Was kann ich für euch tun?", fragt sie dann und ich schiele zu Maddy.

"I-ich.. ich würde gerne einen Ultraschall machen.", bringt diese hervor und ihre Stimme zittert wieder gefährlich. Die Ärztin aber scheint es verstanden zu haben. "Na dann leg dich einfach schon mal auf die Liege.", meint sie freundlich. Während Maddy sich den Bauch freimacht und auch die Hose ein Stück hinter zieht bereitet die Ärztin das Ultraschallgerät vor.

"So. Das haben wir gleich.", sie lässt es über Maddys Bauch gleiten und ich stelle mich neben sie um ihre Hand zu halten. Maddy klammert sich so fest, dass es fast wehtut, doch ich lächle sie nur an. Wenigstens eine von uns muss ruhig bleiben.

"Siehst du das?", fragt Dr. Sullivan und deutet auf den kleinen Bildschirm, auf welchem wir mitverfolgen können was sie in Maddys Bauch gerade beleuchtet. "Den Punkt?", haucht Maddy und ihre Augen werden groß. "Genau. Der Punkt ist ein Baby. Herzlichen Glückwunsch ich denke deshalb bist du hier. Ich kann es bestätigen." Dr Sullivan redet ruhig und Maddy wimmert nicht auf, sondern starrt nur auf den Punkt. "Ich kann dir das Bild gerne ausdrucken.", fügt die Ärztin hinzu und ich antworte, da Maddy immer noch keine Regung zeigt. "Das wäre sehr lieb."

*

Nachdem Maddy sich wieder angezogen hat und ich das Bild in meiner Tasche verstaut habe sieht Dr. Sullivan meine beste Freundin ernst an. "Ich weiß, das hier ist nicht leicht für dich Maddy. Mit noch nicht mal 18 schwanger du werden ist bestimmt nichts was man plant, doch denk immer daran, es gibt nicht nur einen Weg. Egal was du tust wenn du es wirklich willst dann wird es einen Weg gehen." Kurz verstehe ich nicht was sie Ärztin meint, dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Maddy ist noch so jung, die Frage steht im Raum ob sie das Kind überhaupt behalten wird. Klar ist, dass Maddy in der nächsten Zeit einige schwierige Entscheidung zu treffen hat und ich schwöre mir jetzt schon egal was sie tut immer hinter ihr zu stehen.

Wofür sind beste Freundinnen denn sonst da.

Jayden Newborn Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt