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Chloe Prentiss

Es war Anfang der Woche und gleichzeitig auch mal wieder eine der Versammlungen der Mitarbeiter. Von Zayn hatte ich seit wir uns geküsst hatten nichts mehr gehört, was auch kein Wunder war, da wir bis jetzt noch nicht einmal mehr Handynummern ausgetauscht hatten, und Tag für Tag begann ich mehr zu zweifeln.

Ich fragte mich, ob Zayn mich auch mochte, oder ob er mich nur ganz okay fand, und ob da je mehr zwischen uns sein würde, doch nie im Leben hätte ich den Mut, solche Fragen auszusprechen.

Während ich schnellen Schrittes auf unsere Firma zulief ließ ich meinen Blick an mir herabschweifen und begutachtete zweifelnd mein Outfit. Ich hatte es mir nicht verkneifen können, wieder einen schwarzen Bleistiftrock zu tragen, aber ich hatte eine hellblaue Jeansbluse und eine Kette dazu kombiniert. Für Zayn.

Doch jetzt war es zu spät, um meine Entscheidung zu bereuen oder mein Aussehen gar noch zu verändern, da ich mittlerweile vor dem Semiarraum angekommen war und nachdem ich die Tür dazu geöffnet hatte schnell mit hoch herhobenen Hauptes eingetrat.

Der Raum bereits gut gefüllt und ich überlegte unsicher, wo ich mich hinsetzen sollte, bis ich auf einmal Zayn etwas weiter am Rande erblickte, wie er mir zuwinkte. Ein kleines Lächeln schlich sich folglich auf meine Lippen und ich huschte auf ihn zu, ehe ich mich auf dem noch freien Platz neben ihm niederließ.

"Guten Morgen, gut geschlafen?"

"Halbwegs.", antwortete ich wahrheitsgemäß und war froh, dass Zayn nicht weiter darauf einging, sondern nur meinte:

"Ich mag dein Outfit."

Er zog spielerisch an meiner Kette und ich schenkte ihm ein dankendes Lächeln, als auf einmal laut die Tür aufgeschlagen wurde und Mr Bones eintrat.

***

Die Versammlung war zugegebenermaße nicht sonderlich interessant, was vielleicht daran lag, dass einfach nur jeder gefragt wurde, an was er im Moment arbeitete und wie die Entwicklungen waren (Zayn hatte für uns gesagt 》Es läuft super, wir haben bereits erste Skizzen für das Design angefertigt und müssen sie nun nur noch umsetzen.《) und so wie er es gesagt hatte, klang es überhaupt nicht so, als hätten wir den Großteil unserer Stunden damit verbracht uns in jeglicher Art und Weise näher zu kommen, sodass unser Chef zufrieden war.

Doch kaum war Mr Bones verschwunden, kam wieder jede Menge Energie in die anderen Männer, die mir so gut wie alle fremd waren, und sie begannen lauthals sich zu unterhalten und zu lachen, bis der Blick von einem Mann mit Anzug auf mir landete.

Er scannte mit hochgezogenen Augenbrauen meinen Körper ab, ehe er mit hoher Lautstärke rief:

"Himmel auf Erden, die Nonne hat ihre Kutte abgesetzt!"

Mein Mund klappte auf und ich spürte einen kleinen Stich in meinem Herzen, doch direkt im nächsten Moment erinnerte ich mich selbst daran, dass ich ihm nicht zeigen wollte, was er mit seinen Worten in mir auslöste. Ich war stark - oder wollte jedenfalls so aussehen.

Also biss ich mir auf die Zunge und hob meinen Kopf, um ihn anzusehen, während es auf einmal totenstill wurde, bis jeder hier im Raum schallend anfing zu lachen.

Selbst Zayn lachte.

Er lachte mich aus.

Dabei hatte ich nur auf ihn gehört und mir ihm zu Liebe andere Klamotten angezogen.

Doch ich irrte mich ihn Zayn - das wurde mir genau in dem Moment bewusst, als sein Lachen in einem Knurren endete und er so schnell aufstand, dass ein Stuhl ins Schwanken geriet. Er schlug mit der Faust auf die Tischplatte vor uns und er warf einen wütenden Blick in die Runde, ehe seine Augen sich auf den Mann legten, der den abfälligen Kommentar mir gegenüber abgegeben hatte.

"Du", knurrte er und zeigte auf ihn. "Wenn du noch einmal irgendwas derartig Beleidigendes gegenüber Ms Prentiss sagst, dann gnade dir Gott!"

Seine Stimme wurde immer lauter im Laufe seines Satzes und ich beobachtete, wie die Venen an seinem Hals hervorstachen und sein Kiefer sich unruhig verschob, während die Gestik des Mannes nicht allzu eingeschüchtert aussah. Doch sobald ich in seine Augen blickte, wusste ich, dass er Respekt vor Zayn hatte.

Sein Blick hatte ihn verraten. Ich fragte mich, ob es bei mir auch so war. Konnte man erkennen, wie ich wirklich fühlte, wenn man mir in die Augen sah, obwohl ich versuchte möglichst sicher herüberzukommen?

"Danke.", murmelte ich zu Zayn, der sich mittlerweile wieder hingesetzt hatte, und ich bemerkte, wie er seinen Blick starr auf meine Bluse gerichtet hatte.

Findet er meine Anziehsachen auch so schlimm?

Es sollte mir egal sein, doch es war es nicht. Ich machte mir genügend Gedanken darüber, wir andere über mich dachten, doch bei Zayn war es noch viel schlimmer. Ich wollte, dass er gut über mich dachte, und ich wollte, dass er zufrieden mit mir war.

Ich sehe schrecklich aus.

Ich atmete einmal tief ein und versuchte somit mich ein wenig zu beruhigen, als auf einmal Zayn heimlich unter dem Tisch nach meiner Hand griff. Und ab dann war es endgültig mit mir geschehen. "Bleib stark", flüsterte mir eine Stimme in meinem Kopf zu, doch es ging nicht. Ich war doch auch nur ein Mensch.

Ein schlechter Mensch.

Ein schlechter Mensch, der immer wieder Zayn enttäuschte und ihn mit in das tiefe Loch des Elends zog.

"Können wir gehen?", fragte ich Zayn mit brechender Stimme und er nickte leicht, ehe wir zusammen aufstanden und zum Parkplatz liefen. Er begleitete mich noch bis zu meinem Auto, bis wir uns knapp von einander verabschiedeten.

"Ich habe ein schlechtes Gewissen."

"Wieso?", fragte Zayn sofort und legte seine Hände auf meine Schultern, während seine Augen mein Gesicht musterten.

"Weil du wegen mir Ärger mit deinen Kollegen hast."

"Der Typ ist ein Arsch. Bitte hör nicht auf ihn, du siehst wunderschön aus.", flüsterte er und zog mich in eine enge Umarmung, während ich sprachlos dastand.

Ich konnte mich unglaublich glücklich schätzen, Zayn in meinem Leben zu haben, das war mir durchaus bewusst. Er war etwas Besonderes und ich hatte noch nicht oft Männer wie ihn getroffen.

Es war wie mit Diamanten: Die Wertvollsten waren immer die Seltensten.

"Auf Wiedersehen, Chloe."

"Bis dann.", meinte auch ich, als er sich auf einmal vorbeugte und seine Lippen auf meine Wange legte, sodass sie minimal meinen Mundwinkel berührten.

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Ich bin im Urlaub und es ist gleich Mitternacht, aber ich hatte gerade auf einmal unglaublich viele Ideen für das nächste Kapitel und wollte deshalb noch updaten.:D

Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen, hinterlhinterlasst mir doch ein Vote und/oder einen Kommentar^^

Ilya ♥♥

The Girl On The CanvasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt