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Chloe Prentiss

Rücklinks lag ich auf meinem Bett und starrte an die Decke, während ich diesen einen Moment immer und immer wieder in meinen Gedanken abspielen ließ. Den Moment, wie Zayns Blick sich in meinen bohrte, bis seine Lippen sich endlich auf meine legten und ein riesiges Feuerwerk in meinem Bauch explodierte.

Ich konnte es einfach nicht glauben. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals wieder etwas in diese Richtung für jemanden fühlen würde, doch jede Sekunde, die ich mehr mit Zayn verbrachte, verschlimmerte mein inneres Gefühlschaos und oh Gott seine Lippen waren so unglaublich weich und voll.

Meine Fingern legten sich an meine Lippen, auf die Stelle, die zuvor noch von Zayns bedeckt worden waren, und automatisch prangte ein fettes Lächeln auf meinen Lippen.

Er hatte mich geküsst.

Oh mein Gott.

Zayn Malik

Ich saß an einem langen, hölzernen Tisch, meine Fingerspitzen trommelten leise auf die Tischplatte, während ich Blickkontakt mit ihr aufbaute. Sie saß ganz am anderen Ende, doch trotzdem erkannte ich noch das strahlende Blau ihrer Augen, in dem man sich glatt verlieren könnte.

"Zayn."

"Chloe.", erwiderte ich und erschrak ein wenig aufgrund meiner eigenen Stimme, die laut in dem Saal, in dem wir uns befanden, widerhallte.

Sie erhob sich von ihrem Stuhl und ich tat es ihr gleich, während wir langsam auf einander zuliefen und ich sie fragte:

"Wie geht es dir?"

sie seufzte leise und strich ihren Rock, der beim Laufen ein bisschen hochgerutscht war, wieder glatt, ehe sie antwortete:

"Wie immer, danke der Nachfrage."

Ich zog eine Augenbraue hoch und versuchte herauszufinden, was sie dachte, doch sie glich einem riesigem Puzzle. Man konnte das Bild nicht erkennen, wenn Puzzleteile fehlten, und um Chloes Bild zu erkennen, musste ich noch viele, sehr viele Puzzelteile finden. Ich hatte selten jemanden getroffen, der so wechselbar und emotional beeinflussbar war wie sie. Den einen Tag ist sie schüchtern und leicht zu verletzen, den anderen benimmt sie sich fast schon normal, solange man nicht zu persöhnlich mit ihr umgeht oder zu intime Fragen stellte.

Mir war klar geworden, dass sie Zeit brauchte, um sich anderen zu öffnen und Vertrauen zu gewinnen, doch ich hatte beschlossen, ihr genau diese Zeit gegeben. Ich wollte sehen, was für eine Person hinter ihrer schützenden Fassade stand und ihr zeigen, dass das Leben lebenswert war.

Mittlerweile standen wir so nah voreinander, dass unsere Hüften einander berührten, und ein Schmunzeln schlich sie auf meine Lippen, als sie mit ihren kleinen Zeigefinger eine Spur von meinem Hals bis zu meinem Bauch fuhr. Anschließend beugte sie sich etwas vor und hauchte in mein Ohr:

"Man wird niemals glücklich sein, wenn man sich nicht von den Dingen lösen kann, die einen traurig machen."

"Weise Worte."

"Es ist die Warheit."

Skeptisch blickte ich sie an. Chloe wäre die erste Person in meinen Augen gewesen, der man diesen Satz unter die Nase reiben sollte, bis sie es verstanden hatte, doch genau diese vermittelte ihn mir. Es war, als wäre sie nicht sie selbst.

Ihre Finger fuhren über meine Wangenknochen, dann über meine Lippen und ich schloss langsam meine Augen, bis sie mich komplett in ihren Bann zog und mich küsste. Unsere Lippen harmonisierten zusammen als hätten sie ihr Leben lang auf genau diesen Kuss gewartet und Chloe lehnte sich ein wenig nach hinten, sodass sie auf der Tischplatte hinter ihr Platz nehmen konnte.

Ich stellte mich zwischen ihre Beine und sie verankerte sie hinter meinem Rücken, während meine Fingerspitzen ihre Seiten hoch und runter fuhren. Ihre Handflächen lagen auf meiner Brust, während sie sich nichtmal ansatzweise um ihre Haare kümmerte, die ihr bereits wild ins Gesicht fielen, doch es war egal. Es kam einzig und allein auf den Moment an.

Nach einer Weile dürckte sie mich wieder ein wenig von ihr weg, sodass sie vom Tisch aufstehen konnte und wieder mit den Füßen auf dem Boden stand, ehe sie ohne ein weiteres Wort mir den Rücken zudrehte und davonlief.

Erst als sie an einer alten Tür am Ende des Saals angekommen war drehte sie sich noch einmal um und sagte:

"Ein noch besserer Küsser als Eddy."

Meine Augen schlugen auf und erschrocken blickte ich um mich, doch es herrschte Dunkelheit, bis ich schnell die kleine Lampe auf meinem Nachttisch anklipste und versuchte, meine Atmung zu beruhigen. Es war kein Alptraum gewesen, im Gegenteil, aber trotzdem hatte er mich fertig gemacht. Ich hatte das Gefühl, ich müsste mir jedes kleinste Detail, sei es, wie Chloe sich bewegt, wie sie gehandelt und was sie gesagt hatte, einprägen, doch ich wusste, dass spätestens in ein paar Minuten meine Erinnerungen an den Traum verblasst und schließlich vollkommen verschwunden sein würden.

Doch trotzdem verließ ein Gedanke nicht meinen Kopf.

Eddy

Irgendwas mit Eddy schien Chloe nicht loslassen zu können, es schien sie immer noch zu bewegen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass sie ihn schonmal in einem unserer Gespräche erwähnt hatte, doch mir war bewusst, dass ich sowieso kaum mehr über sie wusste als ihren Namen und ihr Alter. Doch ich wollte mehr wissen. Ich wollte wissen, warum es ihr so schwer fiel, Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen, Gefühle zu zeigen und dazu zu stehen, wer sie nunmal war. Ich wolöte wissen, wie sehr dieser Eddy ihr Leben beeinflusste und was er für eine Rolle für Chloe spielte.

Stöhnend fuhr ich mir über mein Gesicht - an Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken - und wälzte mich auf meinem Bett. Es war 3 Uhr nachts und mein Kopf quillte vor lauter Gedanken beinahe über, sodass ich nicht lange ruhig liegen bleiben konnte.

Ich schnappte mir eine Zigarette aus einer Packung auf meinem Schreibtisch und fischte mir mein Feuerzeug aus der Hosentasche der Jeans, die ich gestern getragen hatte und die nun chaotisch über meinem schäbbigen Schreibtischstuhl hing, und öffnete das Fenster.

Schnell steckte ich die Zigarette an und klemmte sie mir zwischen die Lippen, nahm einen Zug und bließ anschließend den Rauch hinaus in die kühle, ruhige Nachtluft. Eine erfrischende Brise wehte mir um die Ohren, während ich nachdenklich beobachtete, wie sich der Rauch langsam aber sich auflöste und im Hintergrund die Sterne den dunklen Himmel erleuchteten, ehe ich mich kurzerhand umdrehte und zurück zu meinem Schreibtisch trat. Ich griff nach einem Blatt Papier und einem Stift, ehe ich darauf kritzelte:

"Man wird niemals glücklich sein, wenn man sich nicht von den Dingen lösen kann, die einen traurig machen."

Anschließend rieb ich mir die Hände - die glimmende Zigarette immer noch zwischen den Zähnen - und positionierte meine Staffelei mit der neuen Leinwand direkt vor meinem geöffnetem Fenster, ehe ich nach der ersten Tube Farbe, einem Pinsel und meiner Skizze des Portraits von Chloe als Vorlage griff.

Das würde eine lange Nacht werden.

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Wie findet ihr das Kapitel?

Und wie findet ihr es, wenn Zayn von Chloe träumt?:)

Ich fahre die nächsten Tage für eine Woche in den Urlaub und werde dann keine neuen Kapitel updaten können, tut mir leid x Aber ab Freitag in einer Woche, also am 25. Juli, bin ich wieder da und dann werden die darauffolgenden Tage auch wieder Updates kommen:-)

Fahrt ihr dieses Jahr in den Urlaub? Wenn ja, wohin?

Hannah ♥♥

The Girl On The CanvasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt