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Miss Prentriss

Neugierig sah ich mich in Mr Maliks Zimmer um. Die Mischung aus dem Schlichten, Modernem und dem Bunten Durcheinander bestehend aus seinen Graffitis an der einen Wand war wirklich genial, doch auf einmal zog etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich.

Auf dem Schreibtisch unter ein paar anderen Dokumenten versteckt lag ein einzelnes Blatt Papier, von dem nur eine kleine Ecke für mich sichtbar war.

Langsam lief ich auf den Schreibtisch zu und schob einige Sachen beiseite, bis mir die Sicht auf den Zettel freigegeben wurde.

Mit zittrigen Fingern nahm ich ihn vorsichtig in meine Hände, während mir vor Staunen der Mund aufklappte.

Das Papier zeigte eine Zeichnung, eine wirklich atemberaubende Zeichnung. Aus feinen Bleistiftstrichen war ein perfektes Porträt entstanden, wobei man wirklich erkennen konnte, dass Mr Malik, der das Kunstwerk bereits signiert hatte, riesiges Talent hatte.

Doch die Perfektion war nicht der einzige Grund für das Zittern meiner Hände und meine Gänsehaut, sondern die Tatsache, dass er mich gemalt hatte.

Ich wollte es nicht glauben, doch er hatte selbst meinen Namen groß über das Portrait geschrieben. Chloe.

Doch woher wusste er, wie ich hieß? Ich hatte es ihm nie gesagt, da war ich mir sicher, und ich wurde ihm ausschließlich als Miss Prentiss vorgestellt.

Auf einmal hörte ich Schritte auf dem Flur und versuchte hektisch, alles auf dem Schreibtisch wieder so hinzulegen, wie es zuvor ausgesehen hatte, wobei zu allem Unglück noch ein Stiftehalter zu Boden fiel.

Leise fluchend kniete ich mich zu Boden, um den Kram wieder aufzusammeln, als ich auf einmal zwei Füße in schwarze Socken verpackt vor mir wahrnahm, ehe sich Mr Malik neben sich setzte und mir half.

Wir beide sagten kein Wort, sondern hangen einfach nur unseren Gedanken nach.

Mir fiel auf, wie viele Bleistifte er hatte, und unbewusst fragte ich mich, wie viele davon er wohl gebraucht hatte, um die Zeichnung von mir anzufertigen.

Als alles wieder im Behälter war richteten Mr Malik und ich uns wieder auf, ehe ich ihn auf die Tischplatte stellte.

Warum hatte Mr Malik ausgerechnet mich gezeichnet? Wir waren weder befreundet, noch kannten wir uns lange oder gut. Ich hatte ihm nie wirklich einen Grund gegeben mich auch nur zu mögen, da ich es gewöhnt war das hässliche Entlein zu sein. Ich brauchte nicht noch eine Person in meinem Leben, die mir sagte, wie unnütz ich doch war, sobald ich mich nett verhielt. Ich war zufrieden, wie es war. Mehr oder weniger jedenfalls.

Ohne das ich es bemerkt hatte fand mein Blick den von Mr Malik und ich stoppte unwillkürlich in meinen Bewegungen.

Seine Augen waren braun und so dunkel, dass sich die schwarze Mitte beinahe schon in der Augenfarbe verlor, doch trotzdem waren sie leicht gesprenkelt. Lange, ebenfalls dunkle Wimpern umspielten sie perfektionierten somit sein Gesamtbild.

Plötzlich räusperte Mr Malik sich, weswegen ich erschrocken zusammenzuckte und schnell meinen Blick von ihm nahm.

"Ehm, wie würden Sie es finden, wenn wir uns duzen würden? Schließlich sind wir nun Kollegen und wir sind doch beide noch etwas zu jung für...-"

"Was?", unterbrach ich ihn unsicher und er sammelte dem Anschein nach kurz seine Gedanken, ehe er schief grinste:

"Hi, ich bin Zayn, und wie heißt du?"

Nervös biss ich mir auf die Lippe und überlegte, ob das wirklich eine gute Idee war. Ich wollte ihn schließlich nicht allzu nah an mich heranlassen.

The Girl On The CanvasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt