13. Ich rede und Zane versteht

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Zoe

Im Stall der Pegasi ist es dämmrig und ruhig. Ein paar der Wesen, die tatsächlich wie in den Illustrationen meines alten Sagenbuches aussehen, stehen ruhig in ihren Boxen, ein paar andere begrüßen uns wiehernd und ich verstehe tatsächlich ein mehrstimmiges Hallo. „Euch auch ein Hallo." Antworte ich und Zane und Marie schauen mich, genau wie die Pegasi überrascht an. Am letzten Tag habe ich mir angewöhnt den Würfel Lebensquell anzufassen, wenn ich nervös bin. So mache ich es auch jetzt. „Was denn, verstehst du sie nicht?" Frage ich meinen Bruder und ziehe überrascht den Würfel aus der Tasche. Anstatt einem Würfel habe ich nun eine detaillierte Statue der Pegasusillustration in meinem Sagenbuch in der Hand. Unterbewusst muss ich den Würfel wohl verändert haben. Nun hebt auch das Pegasus in der letzten Box den Kopf. Es ist komplett schwarz und seine Augen haben einen traurigen Schimmer. „Wer ist da?" Fragt es und weshalb auch immer macht Zane einen Schritt auf es zu. „Hey, was bist du denn für ein schönes Tier?" Fragt er und dieses Mal bin ich mit starren dran. „Du verstehst ihn nicht, oder?" Frage ich meinen Bruder und starre auf das Pegasus in meiner Hand. Unglaublich, dass ich sowas unterbewusst geschafft habe. Als ich den Kopf hebe sehe ich, wie mein Zwilling geistesabwesend nickt und langsam immer weiter auf die letzte Box zugeht. „Percy?" Fragt das Pegasus vorsichtig und schaut meinen Bruder lange an. „Ich bin Zane und wer bist du?" Sagt Zane im selben Moment. Es scheint, als würden die zwei sich verstehen obwohl sie nicht die selbe Sprache sprechen. Wieso eigentlich? Wenn Zane ebenfalls ein Sohn des Poseidon ist müsste er das erhabene Geschöpf doch verstehen. „Das ist Blackjack", mein Kopf dreht sich ruckartig zur Seite und das Pegasus in meiner Hand verwandelt sich in eines von den Spielzeugautos, mit denen ich Zane früher immer beworfen habe. Ich muss das dringend in den Griff bekommen!
Der Kopf eines Mädchens, ungefähr fünfzehn Jahre alt schaut aus einer der Boxen heraus. „Tut mir leid, dass ich euch erschreckt habe, ich mache gerade Hufpflege bei Delta hier. Sie zeigt auf das Pegasus in der Box, dass zustimmend wiehert: „Genau, das war auch dringend mal wieder nötig." Ich kichere, bevor mein Blick wieder auf Zane und Blackjack fällt. Zane steht nun direkt vor der Box und streckt die Hand aus: „Alles ist gut." Sagt er mit beruhigender Stimme. „Ich tu dir nichts." Die Augen von Blackjack brechen mir fast das Herz, so traurig wie sie aussehen. „Percy?" Fragt er erneut. „Das ist Zane, das Mädchen neben mir ist Marie und ich bin Zoe." Stelle ich uns vor. „Wer ist Percy?" „Percy Jackson war der letzte Sohn des Poseidon, er hat mich/ihn gerettet und war seither sein/mein bester Freund." Erklären mir Blackjack und das Mädchen unisono und Blackjack fügt noch ein: „Du riechst nach ihm." Hinzu. Dann drückt er seine Nüstern in die Hand meines Bruders. Es ist ein magischer Moment. „Wow, er hat seit ich denken kann niemanden an sich ran gelassen." Sagt das Mädchen. Anscheinend war dieser Percy schon länger nicht mehr hier... Aber wir haben ja noch etwas zu tun. „Marie, Zane und ich sind hier, weil wir eure Hilfe brauchen um zum Camp Jupiter zu kommen. Wollt ihr uns helfen?" Frage ich und schaue einmal quer durch den ganzen Stall. Einige Boxen sind leer, alle Boxen haben Klapptüren, durch die die Pegasi ins Freie können. Es sieht so gar nicht wie in dem Reitstall aus, den wir mal mit der Schule besucht haben. Unter den Pegasi ist inzwischen unruhiges Gemurmel zu vernehmen. Sie scheinen zu diskutieren und nuscheln dabei so, dass ich kaum ein Wort verstehe. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Schließlich wiehert Blackjack laut: „Also ich bin bereit ihnen zu helfen." Ein weiteres Pegasus schließt sich ihm an: „Ich auch, ich würde das Mädchen, das die Statue damals zurückgebracht hat gerne mal wieder sehen." Es tritt aus seiner Tür heraus und stellt sich neben mich, während ich übersetze. Mein Bruder beginnt dabei richtig zu strahlen. Aber immer noch fehlt ein Pegasus, wenn wir schnell reisen wollen. „Ich komme auch mit, das ist mal eine Abwechslung." Wiehert in dem Moment ein letztes Pegasus und kommt auf Marie zu. „Du willst doch nur von diesem Jungen weg, diesem Jannis". „Ich hätte nicht gedacht, dass sie geht. Sie und Jannis sind normalerweise ein Herz und eine Seele." Das Mädchen schüttelt ungläubig den Kopf und ich muss unwillkürlich lachen. Sie dreht den Kopf zu mir und schaut mich verwundert an: „Ist was?" Ich schüttele immer noch lachend den Kopf. Ein Teil der Anspannung, die mich gestern nach dem Rat der Hüttenältesten befallen hat, fällt wieder von mir ab. „Nein, es klang nur nicht unbedingt so, als würde sie Jannis so toll finden." Murmele ich irgendwann. Das Mädchen schaut mich noch für einen weiteren Moment überrascht an, dann dreht sie sich um und macht mit der Fußpflege weiter. Delta schnaubt zufrieden und wir verlassen zusammen mit den Pegasi den Stall.

Im hinausgehen beschnuppert mich mein Pegasus noch einmal eingehend. „Du riechst nach Nr 7." Stellt es dann fest. „Das ist das Parfum meiner Mutter." Unwillkürlich muss ich schlucken. Dad hat es ihr vor Jahren geschenkt und sie ist immer sehr sparsam damit umgegangen, nur bei ganz besonderen Anlässen hat sie etwas davon aufgetragen. „Wie heißt du eigentlich?" Frage ich um mich abzulenken und, weil es unhöflich ist auf einem Pegasus zu reiten, ohne seinen Namen zu kennen. „Gideon" Schnaubt er und für einen Moment sieht es so aus, als würde er lächeln.

„Wir haben euch die Notausrüstung für Halbgötter eingepackt: Necktar und Ambrosia um Wunden zu heilen. Ihr dürft aber nicht zu viel davon nehmen, sonst werdet ihr zu Asche. Außerdem eine Trinkflasche für jeden, ein paar goldene Drachmen, das ist die Währung der Götter und Marie weiß, wie man mit ihnen telefonieren kann. Dann haben wir noch etwas Proviant und für jeden ein Camp T-shirt zum Wechseln. Achja, und ein Empfehlungsschreiben für die Römer, die haben's irgendwie mit sowas." Erklärt Piper uns und kichert bei den Letzen Worten. „Fragt wenn ihr dort seid auch nach Hazel, sie müsste jetzt wieder dort sein und kann euch vielleicht sagen, was es sich mit dem ‚Licht des Lebens' auf sich hat." Fügt Jason noch hinzu und stupst seine Frau in die Seite. „Das ist Teil der römischen Kultur und nicht lustig." Meint er todernst, was Piper aber nur zu einem neuen Lachanfall bringt. „Und sagt ihnen am besten auch gleich, dass ihr nicht der Legion beitreten wollt. Sie reagieren etwas gereizt, wenn sie bereits einen Teddybären geopfert haben. Und grüßt Tara und Felix von uns und Hazel, wenn ihr sie trefft. Und kommt gesund zurück." Fügt sie dann hinzu. Während wir die Notausrüstung für Halbgötter und unser Gepäck nehmen und auf die Pegasi steigen. Jason und Piper waren etwas überrascht, Blackjack zu sehen aber Chiron hat nur gelächelt. „Kommt gesund zurück." Stimmen ihnen nun auch Luka und Frank zu, die zum offiziellen nach-dem-Frühstück-Abschieds-Komitee ernannt worden sind. Frank gibt seiner Halbschwester flüsternd noch ein paar Tipps und diese nickt lächelnd, dann geht es los. Als Gideon immer höher steigt und das Camp unter uns immer kleiner wird, frage ich mich, auf was ich mich da eigentlich eingelassen habe.

Zane & Zoe - die zerbrochene GöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt