7. Es ist nur ein Stück Stoff!

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Zane

Nach dem Mittagessen versammeln sich alle Camper vor dem Pavillon. Sie sind in zwei Gruppen geteilt, wenn ich das richtig verstanden habe, sind die Hütten der beiden Kriegsgötter Athene und Ares die Anführer. Das bedeutet aber auch, dass wir gegen Marie kämpfen müssen, denn die Hütte des Thanatos ist mit der Areshütte verbündet und Hermes mit der von Athene. Anscheinend geht es darum eine Flagge von der anderen Gruppe zu bekommen. Chiron, der als Schiedsrichter und Feldarzt fungieren wird, gibt das Startsignal. Sofort gehen beide Gruppen auf ihre Positionen. Das Signal (ein Muschelhorn) ertönt erneut und es geht los. Zoe und ich halten uns dabei einfach an die anderen Leute aus unserer Hütte. Lucretia, die ja irgendwie an Zoe gebunden zu sein scheint, ist wieder in ihrem Würfel verschwunden. „Fons vitae" heißt er, aber wir haben beschlossen ihn Lebensquell zu nennen. Jetzt liegt er in ihrer Hosentasche und sie hofft ihn nicht zu verlieren. In meiner Hand befindet sich währenddessen eine andere Klinge. Sie ist schwarz und extrem schmal, hat früher einmal einem Kind des Hades gehört. Er hat sie Seelenbaum genannt. Schon eine komische Idee, die vielleicht-irgendwann-mal Waffe meiner Schwester heißt Lebensquell, meine heißt Seelenbaum. Aber zurück zur Schlacht. Die Kinder der Athene haben alles sehr gut durchgeplant. Mit den Kindern des Hermes, das sind echt viele, stehen wir am Fluss, der die ungeschriebene Grenze zwischen den beiden Territorien ist, wache. Es verspricht nicht allzu spannend zu werden, da doch niemand so blöd ist eine so gut bewachte stelle anzugreifen. Andererseits ist Ares, wie mir meine Schwester beim Mittagessen eingeschärft hat, der Gott der großen Schlachten in denen viele Leute sterben. Das dürfte politisch korrekt sein. Also wird es vielleicht doch noch spannend. Wir werden mit Tamara und Draco auf Streife geschickt, da die Beiden erfahrene Kämpfer sind. Zusammen laufen wir den Fluss in Richtung Süden ab. Woher ich das weiß, nun ja vielleicht stamme ich ja vom Gott des Kompasses ab. Immer wieder hören wir Gefechtslärm, aber bei uns will wohl niemand vorbei. Auch wenn ich es nicht will entspanne ich mich ein wenig und versinke in meinen Gedanken. Vor fast einem Jahr waren wir mit unseren Eltern im Urlaub. Es war eine schöne Zeit, fast ohne Sorgen. Doch im Nachhinein frage ich mich, ob die Ereignisse von heute schon damals ihren Schatten voraus zogen. Es hat sich alles so sehr nach Abschied angehört.

In dem Moment raschelt es hinter uns im Gebüsch und unsere Begleiter zücken ihre Waffen. Eine kleine Gruppe von Kämpfern kommt zwischen den Bäumen hervor. Es sind acht Kämpfer, zwei von ihnen kommen mir bekannt vor. Ich glaube es sind Kinder des Ares. Mir wird bewusst, das wir so gut wie verloren sind. Ich meine, meine Schwester und ich haben nicht sehr viel Erfahrung und wir sind nur halb so viele. Schon haben sie uns umzingelt, auch wenn sie doch eigentlich an uns vorbeigehen könnten. „Sie wollen verhindern, dass wir Verstärkung holen und sie auf dem Rückweg überfallen." Erklärt Tamara ungefragt. Die gegnerischen Kämpfer lächeln nur. Dann greifen sie an. Auf einmal setzten meine Schlachtrevlexe ein, wobei ich doch gar kein ADHS habe. Wie in Trance wehre ich die Hiebe von einem der Kämpfer ab und weiche dem Speer eines anderen aus. Neben mir flucht meine Schwester, der Würfel will sich einfach nicht in ein Schwert verwandeln. Die Angreifer lachen, aber sie kennen meine Schwester nicht. Auch ohne Waffe weicht sie einem Hieb aus und hat ihren Gegner im nächsten Moment entwaffnet. Das ist wohl das erste Mal, dass der Selbstverteidigungskurs sich bezahlt gemacht hat. „Pass auf." Ruft sie mir zu und ich schrecke auf. Nur durch einen gewagten Sprung nach vorne kann ich einem Angriff von hinten ausweichen. Ich stehe nun mitten im Wasser, was meinem Gegner aber nichts auszumachen scheint. Ich finde aber, dass das ein riesiger Vorteil ist, schließlich bin ich Schwimmer und so andauernd im Wasser. Es gibt mir einfach ein gutes Gefühl und ich kämpfe mit Elan weiter. Tamara gelingt es ebenfalls einen ihrer Gegner zu entwaffnen, kassiert aber einen Schnitt im Arm. Blut tropft auf das Steinige Flussbett. Zoe kämpft mit dem Schwert, dass sie ihrem Gegner abgenommen hat. Ich habe sie gefühlt tausendmal fechten sehen, aber das ist noch einmal eine andere Nummer. Es ist als wären sie und das Schwert eine Einheit. „Gibst du auf Johnson?" Ich zucke zusammen und mir wird bewusst, dass ich genauso kämpfen muss, wenn ich eine Chance haben will. Die Stimme gehört zu einem Sohn des Ares, der mich aus irgendeinem Grund schon den Ganzen Tag nervt.

Schon stürmt er auf mich zu und ich pariere seinen Schlag. Ein schrecklicher Gesang dringt durch den Wald zu uns. Die Apollohütte ist wohl zum Angriff übergegangen und sie hat gestern Abend eindeutig besser gesungen. An Land hat sich die Anzahl der Gegner inzwischen halbiert. Dafür haben alle einige Wunden kassiert und Draco ist nirgends zu sehen.
Mein Schwert schlägt erneut gegen das meines Gegners. Ich kann nur parieren, komme nicht aus der Defensive. Vom anderen Ufer ertönen Stimmen, mehrere Kämpfer aus dem anderen Team scheinen auf dem Weg hierher zu sein. „Du bist ja nicht halb so gut wie deine Schwester und die hat gegen diesen Geist verloren!" Zischt der Arestyp. Eine Welle der Wut überrollt mich und vernebelt einen Moment mein Gehirn. Doch sie macht meinen Verstand auch schärfer. Ein triumphierendes Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht. „Eigentlich sollte ich dir dankbar sein." Sage ich, dann ziehe ich ihm die Beine weg. Sein Schwert fällt in den Fluss, der es außerhalb seiner Reichweite wieder ausspuckt. Sein Träger versucht sich an mir festzuhalten und mich ebenfalls in den Fluss zu ziehen. Doch ich habe genug Gleichgewichtsübungen hinter mir um sicher stehen zu bleiben. Ich strecke ihm die Hand hin, die er mit einem hinterhältigen Gesichtsausdruck ergreift. Bevor er aber irgendwas machen kann nutze ich den Schwung vom aufziehen um ihn zu mir zu drehen. In der nächsten Sekunde hat er eine Klinge am Hals, oder soll ich sagen meine Klinge? Von unserem Ufer ertönt Jubel, dort kämpft Zoe noch immer gegen ein Mädchen, das ich noch nie zuvor gesehen habe. Sie schlägt sich echt gut, dominiert den Kampf. Ihre Gegnerin muss immer mehr in die Defensive, so wie ich vorher.
Plötzlich wird ihr die Klinge allerdings aus der Hand geschlagen. Mein Lieblingsfreund, immer noch mit Klinge am Hals, schreit triumphierend auf. Ich beschließe, ihm in Zukunft aus dem Weg zu gehen. Meine Schwester schwingt sich währenddessen unter den Beinen ihrer Gegnerin durch, greift nach ihrer Klinge und hält sie ihr an den Hals. Kein schlechter Trick muss ich sagen. Sie grinst, als es erneut am anderen Ufer raschelt und eine weitere Gruppe von Kämpfern hervorbricht. Dieses Mal sind wir weit in der Unterzahl.

Zane & Zoe - die zerbrochene GöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt