2. Der Gott des Todes schickt ein Zeichen

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Zoe

Auf dem Weg in diese kleine Stadt, die sich anscheinend Camp Halfblood nennt, werden wir von allerlei Kinder und Jugendlichen begrüßt. Das heißt die Familie, die uns zielsicher durch das Gedränge führt, wird begrüßt. Wir werden nur neugierig von der Seite angestarrt. „Das sind die neuen." Flüstert es. „Zu wem sie wohl gehören?" Ich fühle mich unwohl, hebe den Kopf aber nur noch höher. Dann drehe ich den Kopf zur Seite und sehe, wie mein Bruder Lächelt. „Du hast Angst!" Flüstert er. Ich widerspreche reflexartig. Dann schüttle ich den Kopf. „Du etwa nicht?" Frage ich und drücke seine Hand. „Doch schon." Gibt er flüsternd zu. In diesem Moment bin ich froh einen Zwillingsbruder zu haben, welcher diesen Weg mit mir geht.

Irgendwann bleiben wir vor einem mehrstöckigen himmelblauen Gebäude stehen. Es hat eine Veranda auf der mehrere Personen an einem Tisch sitzen und Karten spielen. Der Mann rollt mit den Augen: „Sie spielen doch nicht etwa wieder Binokel?" Binokel?Wieso sollten die Männer Binokel spielen und wieso sollte das ein Problem sein? „Sie spielen nun einmal gerne Binokel, du weißt doch was Per..." Sie bricht mitten im Satz ab und schlägt sich die Hand vor den Mund. „Tut mir..." Sie bricht erneut ab und versucht mit aller Mühe das letzte Wort zu sagen. Der Mann schmunzelt: „Das soll wohl <<Tut mir leid>> heißen." Auf dem Gesicht der Frau macht sich Verzweiflung breit. „Ich... Ich kann es aus irgendeinem Grund nicht aussprechen." Erklärt sie und der Mann legt einen Arm um sie. Inzwischen sind auch die Binokelspieler auf der Veranda auf uns aufmerksam geworden. Einer von ihnen kommt rollend auf uns zu. „Piper, Jason, schön euch auch dieses Jahr bei uns begrüßen zu dürfen." Sagt er feierlich: „Und ihr habt gleich noch ein paar Neulinge mitgebracht." Er mustert Marie einmal von oben bis unten. Dann schweift sein Blick zu Zane und mir und er wird auf einmal ganz blass. „Ist das denn möglich?" Murmelt er und nicht nur ich starre ihn verwirrt an. Er fängt sich aber schnell wieder und breitet nun lächelnd die Arme aus: „Also, Willkommen im Camp Halfblood. Ich bin Chiron, der Unterrichtskoordinator und wer seid ihr?" Marie fasst sich als erstes ein Herz: „Ich bin Marie Lang." Stellt sie sich vor und schüttelt Chiron die Hand. Mein Bruder folgt ihrem Beispiel: „Zane Johnson," sagt er und zuckt nicht das kleinste bisschen zusammen, als er der falsche Nachname aus seinem Mund kommt. Mit der Zeit gewöhnt man sich echt an alles. „Das ist meine Schwester Zoe." Er zeigt auf mich und ich schüttle dem Unterrichtskoordinator ebenfalls die Hand. In dem Moment kommt Wind auf und über Maries Kopf erscheint ein Zeichen. Chiron lächelt, falls er zwischendurch damit aufgehört hat. „Heil dir Marie Lang, Tochter des Thanatos." Marie zuckt zusammen und in meinem Kopf regt sich plötzlich etwas. Ehe ich mich versehe habe ich es schon laut ausgesprochen: „Tarnathos, wie der Gott des Todes?" Mein lieber Bruder schlägt sich natürlich als erstes die Hand vor die Stirn. „Nein, Tarnathos wie dieser Typ aus diesem einen Gedicht, wie hieß das doch gleich." Er legt sich eine Hand ans Kinn und setzt ein übertriebenes Denkergesicht auf. „Da ging es ebenfalls um den Gott des Todes." Falle ich ihm ins Wort, bevor ihm der Name wieder eingefallen ist. „Echt?" „Ja, aber woher wollen sie das wissen?" Schaltet Marie sich jetzt ein. Sie ist ganz blass geworden, aber das wäre ich auch, wenn irgendjemand vollkommen fremdes mir erklären würde, das mein Vater wie der griechische Gott des Todes heißt. Chiron seufzt und dreht sich dann zu dem Paar, das immer noch neben uns steht. „Würdet ihr bitte die Einweisung übernehmen und Marie dann zu ihrer Hütte bringen." Die beiden nicken. „Klar, machen wir." Sagen sie unisono und führen uns dann wieder von dem Haus weg. Im weggehen, hören wir noch wie einer der Binokelmänner etwas wie: „Sie erinnern mich ein wenig an den anderen Johnson." Sagt.

„Wie alt seid ihr denn?" Fragt uns die Frau, Piper hat Chiron sie genannt, im gehen. „Dreizehn." Kommt es von uns einstimmig zurück. Schweigend laufen wir weiter. Irgendwann, als wir an einer großen Arena vorbeikommen geht mir auf, dass es sich hierbei auf keinen Fall um ein normales Feriencamp handelt. Im selben Moment ergreift Piper erneut das Wort. „Ihr habt sicher viele Fragen." Sagt sie und ihre Stimme hört sich nicht mehr wie die, der Hexe aus Hänsel und Gretel an. „Eigentlich nur eine, was genau passiert hier gerade?" Der Mann, Jason, prustet los. „Ich glaube es hat noch nie jemand so unbehelligt wie ihr hier her geschafft. Das hättest du einbeziehen müssen." Piper stöhnt auf, dann nickt sie. „Wenn du schon dabei bist kannst du ja auch gleich den Rest machen, du Meisterstratege." Ich tausche einen Blick mit Zane, die Beiden erinnern mich so sehr an unsere Eltern und ich bekomme sofort Heimweh. „Naja, machen wir es doch mit der Standard Aufklärung: Kennt ihr die ganzen griechischen Mythen und Sagen?" Natürlich kennen wir die. Unsere Eltern haben uns Abends immer eine von ihnen erzählt, als wir klein waren. „Du meinst die mit den ganzen Göttern, Zeus, Poseidon, Pluto?" Mein Bruder nickt und Marie und ich schließen uns an, auch wenn Pluto eigentlich römisch und nicht griechisch ist. „Genau die." Bestätigt Piper seine Aussage: „Auch wenn Pluto römisch und nicht griechisch ist." Wusste ich es doch. Zane konnte die Namen noch nie gut auseinander halten. „Römerschwäche" haben unsere Eltern das immer genannt. ‚Das ist wohl der Ausgleich dafür, dass er keine Legasthenie hat.' Habe ich immer gedacht. „Und diese ganzen Mythen und Sagen, sind tatsächlich so passiert. Die griechischen Götter gibt es wirklich, ihre römischen Erscheinungsformen auch, und manchmal haben sie Kinder mit Sterblichen. Aus diesen Verbindungen entstehen Halbgötter bzw. Halbblute oder Demigottheiten, wie ihr es seid und wie wir es sind." Erklärt Jason uns, dann streckt er uns die Hand hin. „Ich bin Jason, Sohn des Jupiter und das ist meine Frau Piper, Tochter der Aphrodite." Piper lächelt, das kleine Mädchen ist schon seid längerem verschwunden, aber die beiden scheint das nicht zu stören. Aus irgendeinem Grund erachte ich ihre Geschichte trotzdem als logisch oder will es zu mindest glauben, weil es immer noch besser ist als ein Freak zu sein. Oder noch schlimmer, den Verstand verloren zu haben.

Zane & Zoe - die zerbrochene GöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt