43. Ich bin Zeuge, es gab aber keine Straftat oder Hochzeit

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Zane

Immer noch verwirrt nicken Marie und ich, woraufhin Lydia fortfährt: „Dann brauchen wir einen Zeugen", sie deutet auf mich, „und so viele Teile von der Seele meiner Mutter wie gerade möglich." Sie deutet auf Marie und Lucretia. „Die Erscheinungsform müsste für das Ritual ausreichen." Vielleicht hätte sie noch mehr gesagt, aber in diesem Moment fällt Marie ihr ins Wort: „Heißt das...?" Fragt sie bevor sie ihrerseits von Lydia unterbrochen wird. „Das heißt, dass ich deine Vorfahrin bin und Lucretia ist es auch. Eigentlich ist es keine schöne Tatsache, dass du die einzige deiner Generation bist, die unser Blut in den Adern hat. Aber in diesem Fall spielt es uns in die Hände, denn so ist der komplette Teil von Lucretias Seele, der damals in mich über ging, auch in dich übergegangen. Das sparrt bei eurem Vorhaben Zeit, Zeit die wir sowieso nicht haben, weswegen wir jetzt weitermachen sollten." Während ihrer Rede ist sie immer schneller geworden. Jetzt aber schaut sie für einen Moment gedankenverloren in die Luft. Nachdem Lydia sich materialisiert hat, ist es noch dunkler geworden und einzig und allein der Taufbecken ähnliche Stein ist noch erleuchtet. Im Raum hat sich eine geradezu andächtige Stille breitgemacht. Eine Stille, wie ich sie nur aus der Kirche kenne, die wir mal mit der Schule besucht haben. Sie wird nur durch Lydia gestört, die nun zum Glück etwas langsamer weiter redet. „Du", sagt sie und deutet auf mich. „Stellst dich bitte etwas an den Rand, du musst das ganze nur bezeugen und es wäre gut, wenn du dir die Schritte des Rituals merkst. Ich weiß nämlich nicht ob beim nächsten Mal jemand von uns dabei sein kann." Etwas überrumpelt, was absolut nichts neues ist, seit Lydia aufgetaucht ist, stelle ich mich an die Stelle, auf die sie gezeigt hat. Damit scheint sie zufrieden zu sein, denn sie nickt einmal. „Ich werde gleich die Formeln sprechen und wenn ich einmal damit angefangen habe, kann ich das Ritual nicht mehr unterbrechen. Also merkt euch bitte was ich gesagt habe, ja?" Wieder nicken Marie und ich. Etwas anderes können wir auch gar nicht tun, denn Lydia lässt uns keine Zeit dazu. „Gut, an einer Stelle werde ich Und das Blut wird einen, was einst gespalten sagen. Dann musst du den Dolch nehmen und etwas von deinem Blut in die Schale tropfen lassen. Drei bis vier Tropfen dürften genügen und ja, Blutopfer sind nicht mehr Zeitgemäß, aber das Ritual ist schon über zweitausend Jahre alt und damals war es noch zeitgemäß.
Du lässt also das Blut in die Schale tropfen und sprichst folgende Worte: Ich schwöre, das ich keine bösen Hintergedanken habe, dieses Blut dar zu bringen. Ich schwöre, dass ich eine Nachfahrin der Göttin Lucretia bin. Ich schwöre, dass ich meine Macht niemals missbrauchen werde. Dies alles schwöre ich bei meinem Blut und bei meinem Leben. Verstanden?" Marie nickt, will aber noch etwas nachfragen. Lydia lässt sie aber nicht zu Wort kommen. Kaum das sie Maries Zustimmung gesehen hat, redet sie auch schon weiter: „Das ist gut, denn dieser Schwur ist, durch die Tatsache, dass er gesprochen wird, während etwas von deinem Blut auf einen der Steine tropft, auf denen damals der Bann gesprochen wurde, einem Schwur auf den Styx gleichzusetzen. Das bedeutet das du, solltest du ihn brechen, stirbst und ein Fluch auf etwaige Nachkommen übergehen wird. In dieser Hinsicht ist er sogar mächtiger als ein Schwur auf den Styx." Marie nickt und lächelt tapfer, auch wenn diese Sachen schlimme Auswirkungen auf sie haben könnte. Doch wir alle haben beschlossen unser Leben zu riskieren um Lucretia ihre ursprüngliche Form zurückzugeben. Spätestens als wir die Grenze von Camp Halfblood hinter uns gelassen haben war das uns allen klar.

Gerade als ich das denke macht Lydia auch schon weiter. „Danach solltest du darauf achten, dass kein weiteres Blut auf den Stein tropfst. Ich werde dann noch ein paar Formeln sagen und dann komme ich zu einer Stelle in der es heißt: So wird heute geeint, was zu unrecht getrennt. Es kommt zusammen, was zusammen gehört. Es kommt zusammen, was zusammen sein muss. Dann legst du", sie deutet auf Lucretia, „deine Hand in die Schale und du", sie deutet auf mich, „sagst folgendes: Ich bezeuge, das das Ritual vollzogen wurde. Ich schwöre, dass sie eine Nachfahrin von Lucretia ist. Ich schwöre, dass dieses Ritual nicht in böser Absicht vollzogen wurde. Ich schwöre, dass zusammenkommt, was zu unrecht getrennt wurde. Dies alles schwöre ich beim... Das kannst du dir glaube ich denken, ich will schließlich keinen ungewollten Schwur, wobei du natürlich wirklich schwören musst. Nachdem du diese Worte gesagt hast ist das Ritual vorbei. Noch irgendwelche Fragen?" Während dieses ganzen letzten Teils der Erklärung hat Lydia mich angeschaut. Erst jetzt mustert sie uns noch einmal der Reihe nach. In ihrem Blick liegt fast etwas wehmütiges. Das aber sofort wieder verschwindet, als niemand von uns Einwände zu haben scheint. „Dann fangen wir jetzt an." Sagt sie nur und stimmt einen Singsang an, von dem ich nur die Hälfte verstehe. Es scheint als wäre er aus einer Mischung von Englisch, Latein und Altgriechisch. Müssen wir unsere Sätze etwa auch so sprechen und müssen wir auch singen? Jetzt ärgere ich mich doch, dass ich nicht mindestens noch zwei Fragen gestellt habe und merken kann ich mir das alles auch niemals. Zoe wäre perfekt für diese Aufgabe gewesen, dann stände sie jetzt hier und würde nicht mit ihrem Leben kämpfen. Irgendwann kommt Lydia zu der Stelle an der Marie ihren Teil sagen muss. Sie trägt es mit fester Stimme auf Englisch und ohne singen vor. Vier Tropfen Blut fallen in den Teil des Steins, der wie ein Taufbecken aussieht. Dann donnert es einmal und Lydia fährt mit ihrem Singsang fort.

Erst als ich an der Reihe bin schrecke ich auf. Lucretia hat ihre Hand bereits in die Schale gelegt und schaut mich erwartungsvoll an. Ich hole noch einmal tief Luft, denke an Zoe und beginne dann zu sprechen: „Ich bezeuge, das das Ritual vollzogen wurde. Ich schwöre, dass sie eine Nachfahrin von Lucretia ist. Ich schwöre, dass dieses Ritual nicht in böser Absicht vollzogen wurde. Ich schwöre, dass zusammenkommt, was zu unrecht getrennt wurde. Dies alles schwöre ich beim Styx." Sage ich ohne mich ein einziges Mal zu versprechen. Dann warte ich gespannt darauf, was nun folgen wird.

Zane & Zoe - die zerbrochene GöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt