15. Die Meute der Mutterwölfin

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Zane

Das Schwert in meiner Hand glänzt matt. Es fühlt sich gut an, irgendwie richtig. Die Wölfe sind inzwischen stehen geblieben und auch Lupa mustert uns und vor allem Zoe neugierig, wohl, da diese keine Waffe in der Hand hat. Sie beißt sich auf die Lippe und kneift die Augen vor Konzentration fest zusammen. Doch die Statue der Wölfin will sich nicht verwandeln. Lupas Augen weiten sich jedoch, als ihr Blick auf sie fällt. Die Wölfe ziehen sich zurück und ich höre plötzlich ihre Stimme in meinem Kopf: „Ihr habt euren Mut ein erstes Mal bewiesen, doch seid gewarnt, dass es nicht das letzte Mal sein wird. Wer stark ist gewinnt und wer Schwäche zeigt ist tot. Das ist das Gesetz der Wildnis und es ist auch euer Gesetz." Das sind ja mal aufmunternde Worte. Aber dieser Zwischenstopp macht endlich Sinn. „Natürlich, alle Leute, die ins römische Camp wollen, müssen hier durch oder?" Stoße ich aus und Marie scheint inzwischen gar nichts mehr zu verstehen. Sie schaut erst zu mir, dann zu Zoe und zum Schluss zu Lupa und ihrer Meute. „Ursprünglich hattest du recht, aber diese Regelung gilt für griechische Halbgötter nicht. Ich wollte mir nur selbst ein Bild von euch machen." Erklärt derweilen die Wölfin. Na toll, weil sich eine unsterbliche Wölfin ein Bild von uns hat machen wollen, müssen wir jetzt den Rest des Weges laufen. Marie scheint es ähnlich zu sehen. „Das ist ja alles schön und gut, aber habt ihr vielleicht auch einen Tipp, wie wir ins Camp kommen. Unser ursprünglicher Plan ist nämlich auf und davon." Sagt sie mit bestimmter Stimme. Ich erwarte jetzt irgendeine nicht ganz so freundliche Reaktion der Wölfin. Vom Freund zur Mahlzeit in wenigen Sekunden. Doch zu meiner Überraschung lacht die Wölfin nur: „Du hast Mut, Tochter des Thanatos. Doch deine Impulsivität, der schnelle Wechsel zwischen den Stimmungen, könnten irgendwann deinen Tod bedeuten." Erklärt sie und unsere Freundin wird blass. „Aber die Halbgötter, die von mir Ausgebildet wurden kommen ja auch irgendwie ins Camp. Eigentlich müsst ihr nur immer weiter nach Süden und dann werdet ihr es schon finden. Es ist nicht mehr weit." Wir drei schauen uns an und kommen still darüber ein, dass wir wohl keine andere Wahl haben. „Wir werden dann wohl direkt aufbrechen." Kündigt Zoe an, die Wölfe knurren, aber Lupa hält sie zurück. „Geht, da ihr bereits auf einem Auftrag seid kann ich nichts weiter für euch tun, außer euch noch ein paar Dinge mit auf den Weg zu geben. 1. Jeder Held hat einen Fatalen Fehler, eine Schwäche, die ihm das Leben kosten kann. Maries kennt ihr, aber welche sind eure?" Zoe und ich tauschen einen weiteren Blick. Ich glaube wir haben uns noch nie so verbunden gefühlt. „2. Eine Menge Monster sind hinter euch her, mehr als normal. Ihr solltet auf der Hutt sein. Nur für den Fall..." Sie beendet den Satz nicht und ich bekomme eine Gänsehaut, in gerade einmal zwei Tagen hat sich unser Leben total auf den Kopf gestellt. „Und 3. haltet euch von den Flüssen hier fern, bis ihr den kleinen Tiber gefunden habt und jetzt geht." Das in ihrer Stimme ist keine Aufforderung mehr und so machen wir, dass wir weg kommen.

Eine Weile rennen wir einfach nur schweigend durch den Wald. So lange, bis wir uns ziemlich sicher sind, weit genug von den Wölfen entfernt zu sein und wir aus der Ferne Wasser plätschern hören. Meine Schwester verzieht kurz das Gesicht. Dann dreht sie sich zu uns um. „Das ist nicht der kleine Tiber." Erklärt sie. Inzwischen ist es schon nach zwölf, zumindest steht die Sonne ziemlich hoch. Soweit man das eben mitten in einem düsteren Wald beurteilen kann. Wir beschließen einvernehmlich, dass wir eine Pause brauchen und setzen uns einfach auf den Waldboden, der von den vielen verrotteten Blättern relativ weich ist. Da hält Marie es nicht mehr länger aus: „Wer in aller Welt war diese Wölfin und wieso konnte ich sie in meinem Kopf hören?" Fragt sie und schaut uns entgeistert an, bevor sie sich wieder beruhigt. „Das war Lupa, die Mutterwölfin, die schon Romulus und Remus aufgezogen hat. Das waren die Gründer Roms und deshalb ist es nur Logisch, dass sie in Verbindung mit den römischen Halbgöttern steht." Erkläre ich ihr und Zoe schaut mich überrascht an. Eigentlich bekomme ich die Griechen und Römer ja immer durcheinander. „Und was war das, dass sie am Schluss gesagt hat?" Fragt meine Freundin weiter und zieht einen Apfel aus ihrem Rucksack. In meinem ist eine Packung Kekse und Zoe hat belegte Brote dabei, die sie schnell verteilt. „Ich bin froh, dass die bei ihrer Grundausstattung schon daran gedacht haben, dass die Reise länger als gedacht dauern könnte." Murmelt sie dabei und wir stimmen ihr zu. Ich hoffe nur, dass wir nicht mehr allzu lange für unseren Weg brauchen. Denn spätestens morgen würde uns trotzdem das Essen ausgehen. „Ich schlage vor, dass wir die Tipps von Lupa noch einmal durchgehen und die Prophezeiung natürlich." Schlägt Zoe in dem Moment vor und hat sofort alle Aufmerksamkeit. „Also das Erste verstehe ich ja noch, dass jedes Halbblut eine Schwäche hat, die es umbringen kann." Fängt Marie an. „Aber habt ihr eine Ahnung, welche das bei euch ist?" Fragt sie weiter, worauf wir kollektiv den Kopf schütteln. Welcher normale Mensch macht sich schon Gedanken darüber, welche Schwäche einen einmal das Leben kosten könnte? Die meisten haben da doch lieber Angst vor Terroristen, das ist einfacher. „Aber dann, wieso sollten denn genau hinter uns so viele Monster her sein?" Fragt unsere Freundin weiter. „Nun ja, Zoe und ich scheinen ja beide Kinder von einem der großen Drei zu sein. Also sehr mächtige Halbblute und wenn ich das richtig verstanden habe, dann bedeutet mächtiger auch mehr Monster." Versuche ich zu erklären. Aber wieso sollte Lupa uns dann nochmal extra darauf hinweisen? Das ergibt keinen Sinn und bestärkt das Gefühl, dass irgendwas falsch ist. Bevor ich das aber sagen kann macht Zoe weiter: „Das wirklich komische ist aber, dass wir uns von Wasser fernhalten sollen, ich meine Poseidon und Wasser, das gehört doch zusammen!" Ich stimme meiner Schwester zu. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir dem Rat besser folgen sollten.

So, pünktlich zum heiligen Abend geht die Geschichte jetzt richtig los. Es wird noch so einiges auf die drei zukommen...
Jetzt wünsche ich euch aber erstmal frohe Weihnachten und allen die kein Weihnachten feiern ein paar schöne Feiertage, falls ihr nicht arbeiten müsst.
Eventuell mache ich diese Woche auch noch eine Sonderveröffentlichung, aber das steht noch nicht ganz fest.
Bis spätestens Donnerstag, jolannasa

Zane & Zoe - die zerbrochene GöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt