3. Aphrodite verschlägt es die Sprache, oder so ähnlich...

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Zane

Okay, wir waren gerade an der Stelle, an der dieser Jason uns eröffnet hat, dass es die griechischen Götter (und ihre römischen Erscheinungsformen, was auch immer das ist) wirklich gibt. Zoe neben mir hat das Ganze ziemlich gut aufgenommen, Marie eher weniger. „Soll das heißen ich bin wirklich die Tochter des Gottes des Todes?" Fragt sie mit zitternder Stimme. Ich lege einen Arm um sie, keine Ahnung wieso aber es fühlt sich richtig an und sie beruhigt sich etwas. Zumindest bis Piper ihre Frage mit dieser komischen Stimme beantwortet: „Ja, du bist eine Tochter des Thanatos und davon gibt es nicht viele. Das muss dir aber in keiner Weise Angst machen." Diese Worte lösen ein warmes Gefühl in mir aus und ich habe tatsächlich weniger Angst. „Außerdem ist der Gott des Todes unter den meisten magischen Wesen sehr geschätzt, denn ohne ihn würden die ganzen Monster, die wir töten, nicht in den Tartarus zurückkehren. Sie würden sich einfach neu zusammensetzen und erneut angreifen." Mein Gehirn versucht mit Hochdruck diese ganzen Informationen zu verarbeiten. So wie Piper redet scheint das schon einmal passiert zu sein. Meine Schwester nimmt das alles dabei viel gelassener auf, aber auch ihr scheint plötzlich etwas einzufallen : „Das bedeutet, dass ihr alle hier mindestens ein Elternteil nicht kennt?" Fragt sie und Piper und Jason nicken. „So ist es, es gibt aber auch noch andere Faktoren die uns sagen, das jemand eine Demigottheit ist." Erklärt Jason und Piper zählt an einer Hand ab: „Legasthenie, ADHS, können sowohl himmlische Bronze als auch kaiserliches Gold sehen, Satyren können es zudem riechen, Monsterangriffe und natürlich die Anerkennung durch einen Gott. Das müsste eigentlich das meiste sein." Inzwischen sind wir irgendwo in dem Gewimmel aus Hütten, in dem ich längst nicht mehr durchblicke verschwunden.

Die beiden bleiben abrupt vor einer der Hütten stehen. So abrupt, dass ich glatt in sie hinein laufe. Schweigend stehen wir einen Moment vor der Hütte. Sie ist aus einem schwarzen Stein und nicht besonders groß. Ein großes Portal markiert den Eingang, komische Symbole sind um es verteilt. Also komisch im Sinne von es ist keine Sprache, die mir geläufig ist. Was in Anbetracht der Tatsache, dass ich nicht mal die Hälfte aller Sprachen spreche nicht so verwunderlich ist. Aber ich verzettle mich und halte es dann kurz darauf nicht mehr aus. Denn als Zoe es ausgesprochen hat, ist es auch mir aufgefallen: „Aber wir kennen unsere beiden Elternteile, keiner von ihnen ist ein Gott!" Aber beide haben ADHS und Legasthenie, was uns beiden zum Glück erspart geblieben ist. Ich habe ADHS und Zoe hat Legasthenie. Die beiden Erwachsenen tauschen einen Blick, den ich nicht richtig deuten kann. „Seid ihr sicher, dass eure Eltern eure Eltern sind?" Fragt Jason schließlich. Ihm ist die Frage sichtlich unangenehm. Aber bevor wir etwas sagen können, das wird der wohl nicht ernst meinen, geht das Portal auf und ein Junge, ungefähr zwei Jahre älter als wir kommt heraus. „Ah, das ist Frank, der Hüttenälteste dieser Hütte." Stellt Piper den Neuankömmling sichtlich erleichtert vor. „Frank, das ist Marie, sie wurde von deinem Dad anerkannt." Frank nickt und schüttelt Marie die Hand. „Und wer sind die beiden anderen?" Fragt er dann und seine graubraunen Augen bekommen einen unheimlichen Schimmer. „Ich bin Zoe und das ist Zane." Stellt meine Schwester uns ungefragt vor und Frank schüttelt uns ebenfalls die Hand. „Willkommen im Club," sagt er, „welcher Gott?". Jason, zu dem ich gerade zufällig schaue zieht eine Grimasse und meine Schwester starrt Frank für meinen Geschmack etwas zu lang an. „Wir wurden nicht anerkannt und ich glaube auch nicht, das wir direkt von einer Gottheit abstammen." Erkläre ich ihm mit verschränkten Armen. „Aber wieso willkommen im Club?". Jetzt mischt sich auch Piper wieder ein: „Wegen des Namens," erklärt sie: „Frank wurde nach einem ehemaligen römischen Prätor benannt, der sein Leben aufs Spiel gesetzt hat um seinen Vater zu retten, und Zoë war  meines Wissens nach eine Tochter des Atlas und Anführerin der Jägerinnen der Artemis. Sie wurde so weit ich weiß noch vor dem zweiten Titanenkrieg während einer Rettungsmission von ihrem Vater getötet." Bei dem Wort Titanenkrieg horcht meine Schwester natürlich auf. Sie hat ein super Gedächtnis, während ich mir Albert Einstein zu Herzen genommen habe: „Wissen ist Wissen wo's steht." Bevor Zoe aber nachfragen kann greift Jason wieder ein. „Ich schlage vor, das Marie jetzt mit Frank mitgeht und ich euch zur Hermeshütte bringe. Die werden euch sicher auch noch ein paar Fragen beantworten und ihr seht euch ja beim Abendessen und anschließendem Lagerfeuer wieder." Piper nickt: „Das hört sich nach einer guten Idee an." Sagt sie und schlägt sich die Hand vor den Mund. „Hört sich nach..." Sie bricht ab. Panisch schaut sie zu Jason, der aber schon wieder auf halbem Weg irgendwohin ist. „Jason, halt!" Ruft Piper nun.
„Ja, ja..." Kommt es von Jason zurück. Dann bleibt er fast so abrupt stehen wie vor her. Ich höre förmlich wie seine Stiefel sich in den Boden bohren. „Warte, was?" Fragt er leicht erschrocken. Sofort läuft Piper zu ihm und wirft sich regelrecht in seine Arme. Die beiden sehen aus wie ein frischverliebtes Teenagerpaar, oder wie unsere Eltern.
Zumindest bis Piper zu schluchzen beginnt. „Oh Jason," schluchzt sie: „es geht einfach nicht mehr."

So geht das eine Weile, bis sie auf einen Schlag wieder Haltung annimmt. „Ich muss nach den Kindern in der Aphroditehütte schauen... Und dann mit Chiron reden." Und schon ist sie weg. Jason, der jetzt fast allein mit uns vor der Thanatoshütte steht, schaut ihr noch einen Moment kopfschüttelnd nach, dann dreht er sich zu Zoe und mir um. „Ich erkläre es euch auf dem Weg zur Hermeshütte." Dann läuft er einfach weiter und uns bleibt nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Marie und dieser Frank sind längst verschwunden.

„Das ist der Speisepavillon, dort findet später das Abendessen statt." Jason deutet auf einen riesigen überdachten Platz, auf dem eine ganze Menge Tische stehen. „Toll", sage ich: „Und was ist jetzt vorher passiert?" Der Sohn des Jupiter seufzt, dann setzt er zu Erklärung dreitausend an diesem Tag an: „Piper hat als Kind der Aphrodite die besondere Fähigkeit jemand mit Hilfe ihrer Sprache zu beeinflussen. Man nennt das Charmesprech und es ist ziemlich selten. Das gerade eben war wahrscheinlich das erste Mal seit ich sie kenne, wahrscheinlich seit sie geboren ist, dass es nicht funktioniert hat." Damit ist die Sache für ihn abgehakt und er erklärt uns nur noch, das Hermes als Gott der Reisenden uns aufnehmen würde, bis wir wüssten von welchem Gott wir abstammen. „Wahrscheinlich werdet ihr beim Lagerfeuer anerkannt." Fügt er aufmunternd hinzu. Aber ich kann nur denken, dass unsere Eltern sich niemals betrogen hätten, niemals.

Zane & Zoe - die zerbrochene GöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt