50. Alles nur weil irgendwer vor tausend Jahren einen Fehler gemacht hat

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Zane

Da liege ich also. Auf dem Boden irgendwo auf dem Schlachtfeld zwischen dem Halfbloodhill und dem Wald. Ich bin mit dem goldenen Staub von Monstern überzogen, meine Klamotten sind leicht zerfetzt und mein Arm schmerzt höllisch. Außerdem bin ich unbewaffnet, wenn man von meiner Fähigkeit einmal absieht. Aber ich glaube nicht, dass diese mir in diesem Kampf helfen kann. Malcolm steht ein paar Zentimeter vor meinen Fußsohlen aufrecht da. In einer Hand hält er ein bronzefarben glänzendes Schwert. Sein Gesicht ist zu einem verächtlichen Lächeln verzogen und in seinen Augen steht der pure Hass. Was habe ich getan um diesen Hass zu verdienen? So sehr ich auch grüble mir fällt nichts ein, einmal davon abgesehen, dass ich wichtigere Probleme habe. Das hier überleben zum Beispiel, denn obwohl Malcolm mir gerade geholfen hat glaubt mein Instinkt fest daran, dass er mich trotzdem umbringen wird. „Wen haben wir denn da?" Fragt er nun, seine Augen blitzen gefährlich und seine Stimme klingt herablassend. „Ein Halbblut, das gerade einen Ausflug unter einen Höllenhund gemacht hat. Es geht mir aber gut, danke fürs Retten." Zu meinem Erstaunen zittert meine Stimme kaum, sie klingt nur genervt. „Du bist genau wie dein Vater" „Woher kennst du meinen Vater?" Erst nach dem ich es ausgesprochen habe fällt mir ein, dass immer noch alle Glauben Poseidon wäre mein Vater und wie der so drauf ist wissen wohl die meisten Halbgötter. Es wäre wohl schlauer erst zu denken und dann zu reden. „Ich kenne ihn gar nicht, nur aus den Erzählungen." Diese Information hat es jetzt wirklich gebracht. Ich versuche aufzustehen, aber Malcolm hält mich davon ab. Irgendwo in der Ferne ertönt erneut dieser Schrei. Ich kann nichts für die Person tun und spüre auf einmal, wie sich Wasser um meine Faust sammelt. Als Malcolm es sieht lacht er erneut ironisch auf. „Ein Kind, dass mit Poseidon und Athene verwandt ist. Das schließt sich eigentlich aus." Erklärt er mit ruhiger Stimme. „Ihr solltet eigentlich gar nicht existieren!" Er brüllt, aber durch den ganzen Lärm um uns herum hört man es trotzdem nur ein paar Meter weit. „Was habe ich dir denn getan?" Frage ich, während mein Herz wie wild in meiner Brust schlägt. Eine Empusa zu töten ist das eine, mit einem Halbgott zu kämpfen das andere. Wobei ich diesen Kampf sowieso nur verlieren kann. „Was du mir getan hast?" In Malcolms Gesicht steht sowas wie Wahnsinn geschrieben. Er lacht zur Abwechslung mal wieder auf, es klingt bitter. „All die Jahre war es ruhig hier aber dann müsst ihr hier auftauchen und alles wieder ins Chaos stürzen." Ich versuche das alles zu verarbeiten, als er schon das erste Mal mit seinem Schwert nach unten fährt. „Man tötet die Leute aus dem eigenen Team nicht." Zische ich und kann mich gerade noch zur Seite rollen. „Ihr gehört nicht zu meinem Team!" Erklärt Malcolm mir mit zusammengebissenen Zähnen. Der nächste Schlag ist noch näher an meinem Körper. Die Wiese ist uneben, Steine und Erde schneiden mir in den Rücken. Der Dreck vermischt sich mit dem goldenen Staub, der sowieso schon überall klebt. „Und das bestimmst nur du?" Frage ich und versuche erneut mich aufzurichten. Kaum bin ich etwas weiter oben muss ich mich schon wieder fallen lassen um dem nächsten Schlag auszuweichen. „Ich bin der einige, der es weiß. Ich weiß, was eure Eltern getan haben und ihr werdet nicht besser sein als sie!" Der nächste Schlag würde mich treffen, wenn nicht plötzlich alles um mich herum leicht golden zu Strahlen beginnen würde. Malcolm muss sich geblendet abwenden und sein Schwert prallt an mir ab. Der Wind um uns frischt auf, während alle Anderen weiter kämpfen. Malcolm schnappt nach Luft, er starrt auf etwas über mir. Ich hebe den Kopf und erblicke die Hälfte eines Siegels. Es ist wie bei einer Anerkennung, nur dass ich bereits anerkannt worden bin. Nun erkenne ich auch das Siegel und in meinem Kopf hallen Malcolms Worte wieder. „Ein Kind, dass mit Poseidon und Athene verwandt ist." Das ist wirklich ein ziemlicher Kontrast, aber wie vor einer Woche das Siegel des Poseidon über meinem Kopf geschwebt ist tut es jetzt das Siegel der Athene. Oder zumindest ein Teil davon. „Ich hatte Recht..." Murmelt Malcolm vor sich hin, er scheint es selbst nicht ganz glauben zu können. Wollte er mich einfach auf gut Glück irgendwie umbringen? „Ich hatte Recht, ich hatte Recht, ich hatte Recht!" Dann fasst er sich wieder und setzt zu einem neuen Schlag an. Ich bin mir ziemlich sicher, nicht ausweichen zu können und versuche es trotzdem. Meine Augen habe ich zusammengekniffen. Ich will nicht sehen, wie das bronzene Schwert auf mich zu gerast kommt. Ich möchte nicht sehen, wie es immer noch im Licht der Sonne glänzt. Irgendwie glaubt man nicht, dass diese Schwerter auch einen selbst verletzen können. Doch sie können es, immer und immer wieder. Ein lautes Geräusch lässt mich meine Augen wieder öffnen. Metall trifft auf Metall, erst einmal, dann zweimal dann dreimal. Malcolm schreit frustriert auf. Wie schon davor geht der Schrei im generellen Lärm unter. Da ist aber noch ein weiterer Schrei. Man kann ihn kaum hören über den ganzen Lärm der Schlacht. Aber ich erkenne ihn trotzdem wieder. Es ist der Schrei meiner Schwester, der mich für einen Moment erstarren lässt. Und nicht nur mich, auch die Person, die mir zur Hilfe gekommen ist bleibt für einen Moment stehen. Sie fasst sich jedoch schneller als ich wieder und entwaffnet Malcolm mit einer schnellen Anzahl von Schlägen. „Ich weiß sehr gut, was ich getan habe und glaub mir, mir wäre es auch lieber gewesen diese Schlacht müsste niemals stattfinden." Sagt sie und ich erkenne die Person an der Stimme. Es ist „Dad?" Flüstere ich. Mir fällt wieder ein, dass er ja gar nicht mein Dad ist, wahrscheinlich. „Was machst du hier?" „Das, was ich schon viel früher hätte machen sollen." Sagt er mit sanfter Stimme. Etwas zu sanft, wenn man bedenkt, dass er gleichzeitig eine Empusa von hinten ersticht. Aber das ist jetzt egal, denn im selben Moment höre ich ein überraschtes aufkeuchen. Ich drehe meinen Kopf und sehe...

Zane & Zoe - die zerbrochene GöttinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt