3. Zuhause

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Jungkooks P.o.V

"Hallo, mein Schatz! Wie war es in der Schule?", meine Mutter blickte strahlend zu mir, doch ich sah die Nervosität in ihren freundlichen, haselnussbraunen Augen. Um ihre Hüfte war eine schmutzige, rote Kochschürze gebunden. Ich inspizierte die Flecken. Schien nur Wasser zu sein. Oder vielleicht Öl oder Essig. "Ganz gut", gab ich kurz angebunden von mir uns lächelte leicht. Augenblicklich sackten ihre Schultern nach unten und sie seufzte erleichtert. Ich sah die Anspannung förmlich von ihren dünnen Schultern fallen. "Das freut mich, Jungkook. Hast du schon Leute kennen gelernt?", nun wesentlich fröhlicher marschierte sie zurück in die Küche, welche links vom Eingang lag. Ich nickte schwach und zog naserümpfend meine Schuhe aus. Dann folgte ich meiner Mutter in die Küche und zog meine Handschuhe kurz aus, um mir die Hände erneut zu waschen. 

"Ja, da waren drei Jungen, mit denen war ich Mittagessen. Sie scheinen wirklich nett", erzählte ich leise und biss mir auf die untere Lippe, um ein siegesreiches Grinsen zu unterdrücken. Ha! Wenn die Schüler aus meiner alten Schule das nur wüssten! Dass sich tatsächlich Leute mit mir abgaben! Die würden vielleicht staunen... "Oh, wie schön! Wie heißen sie?", hakte meine Mutter neugierig nach. Ich seufzte kichernd, die Schwarzhaarige Frau vor mir war einfach unglaublich neugierig. Sie liebte es überall ihre Nase hineinzustecken! "Park Jimin, Kim Seokjin und Jung Hoseok!", erklärte ich und schritt zum Kühlschrank, welchen ich summend öffnete. Ich liebte es bei mir zuhause zu sein. Hier wusste ich nämlich, dass meistens alles blitzblank sauber war. Doch auch in meinem eigenen Heim hielt ich die Handschuhe an. "Wie schön! Vielleicht kannst du ja etwas mit ihnen einmal machen? Nach der Schule?", fragte sie hoffnungsvoll.

Nervös blickte ich gen Boden und schüttelte zwanghaft den Kopf, ehe ich gezwungen grinsend hochsah. "Ja. Vielleicht.", gab ich leise von mir und entnahm eine Tafel Schokolade aus dem Kühlschrank. Ich wusste, dass meine Mutter immer noch hoffte, dass ich irgendwann anfangen würde, etwas mit Leuten zu unternehmen. Mich mit ihnen unterhalten würde. Aber wie sollte das gehen? Im Kino würde ich mich nicht entspannen können, wegen den bakterienverseuchten Sitzen. Das Schwimmbad war für mich das gleiche, wie eine Kloake, mit all dem Schmutz im Wasser. Jemanden einladen, kam sowieso nicht infrage. Und zu jemanden nach Hause gehen? Ungerne. Ich wusste ja nicht, wie oft sie putzten.

"Hast du dir schon etwas rausgesucht, um nach der Schule zu machen?", säuselte meine Mutter lieblich, während sie anfing Karotten zu schälen, wobei sie natürlich Plastik-Handschuhe trug, da sie mittlerweile wusste, dass ich sonst nichts essen würde. Ich spannte unwohl meinen Rücken zusammen und schüttelte vor Nervosität erneut hektisch das Haar. "Ä-Ähm..." Böse funkelnd wandte sich die mir gerade mal zu den schultern reichende Schwarzhaarige um und erdolchte mich praktisch mit ihren Augen. "Jeon Jungkook. Du wirst etwas tun. Es ist mir ganz egal was, aber du wirst dich nicht wieder nur in deinem Zimmer verschanzen und nur rauskommen, um zur Schule zu gehen!" Wenn sie mich so anknurrte, hatte sie irgendwie Ähnlichkeiten mit einem wütenden Löwen.

Sofort kratzte ich mich verlegen am Nacken. "Ja. Verstanden... Ich werde mich morgen umhören...", kapitulierte ich seufzend und biss in meine Schokolade. Genüsslich schloss ich die Augen und leckte mir zufrieden über die Lippen. Ich liebte Schokolade so sehr, ich könnte mich nur von diesen kakaohaltigen Göttlichkeiten ernähren! "Das will ich für dich hoffen...", ihr Blick wurde wieder sanft. "Kookie, vielleicht solltest du deinen Vater anrufen, ihm erzählen, dass es dir hier super geht, dass du die Schule abgöttisch liebst und dass du bereits 100 Freunde hast!", witzelnd zwinkerte mir meine Mutter zu. Ich verdrehte bloß die Augen. "Klar, werde ich später machen", ich rückte einen Küchenstuhl nach hinten und nahm darauf Platz. "Und? Wie war es auf der neuen Arbeit?", fragte ich schmatzend und lehnte mich entspannt nach hinten. Die Braunäugige grinste breit und nickte enthusiastisch. "Ganz gut, soweit! Ich bekomme nächste Woche den Plan ausgeteilt, in welchen Schichten ich arbeiten muss und wenn alles gut geht, bin ich Abends hier und kann mit dir zu Abend essen, mein Schatz!" Ich nickte breit lächelnd.

Meine Mutter, welche heute ihre Arbeit im Krankenhaus angefangen hatte, arbeitete dort in der Notrufzentrale. Einen Job, welchen sie schon seit der Trennung mit meinem Vater hatte, vorher arbeitete sie als Kellner in einem kleinen Café. Deshalb war auch am Anfang der Trennung das Geld etwas knapp gewesen, doch mein Vater hatte uns so lange finanziell unterstützt, bis meine Mutter eigenständig genug Geld verdiente, um uns Beiden ein angenehmes Leben zu finanzieren. Mein Vater versuchte immer noch meiner Mutter Geld zu geben, um ihr zu helfen, doch die Frau war viel zu selbstsicher und stur, um seine Hilfe anzunehmen. "Das freut mich", gab ich grinsend von mir. Dann erhob ich mich und zerknüllte das nun leere Schokoladenpapier. Dieses schmiss ich weg und ging dann gemächlich in Richtung Tür. "Ich gehe in mein Zimmer!", rief ich noch hinter mich, während meine Beine mich schon wie automatisch in mein neues Zimmer trugen.

***

Mein Wecker klingelte. Das Geräusch schien grotesk laut und viel zu schrill. Grummelnd tastete ich schlaftrunken nach dem Störenfried und haute fest gegen den metallenen Kasten, sodass das Geräusch verklang. Ich lächelte zufrieden und gähnte laut. Mit meinen nackten Händen fuhr ich mir über mein Gesicht. Mein Zimmer war der einzige Ort, an welchem ich keine Handschuhe trug, da ich an jedem zweiten Tag staubsaugte und aufräumte und täglich wischte. Neben meinem Bett stand auf einem hölzernen Schreibtisch ein kleiner, roter Wecker und eine große Flasche Desinfektionsmittel, daneben säuberlich gefaltet meine schwarzen Handschuhe und mein Handy. Verschlafen drückte ich mir etwas von dem desinfizierenden Alkohol auf meine Hände, welche augenblicklich unangenehm brannten, doch an den Schmerz war ich mittlerweile gewöhnt. Kurz verzog ich das Gesicht, ehe ich meine Handy nahm und mir ansah, wie das Wetter für heute war.

Murrend stand ich vor meinem Kleiderschrank und betrachtete die sorgfältig sortierten Klamotten. Ich biss mir leicht auf die Lippe und fuhr mir überlegend übers Kinn. Dann zog ich einen roten, recht langen Pullover aus dem Schrank und weiße, enge Jeans. Dazu frisch gewaschene Unterwäsche und Socken. Kurz haderte ich, ehe ich ein paar weißer Handschuhe aus dem kleinen Nachtschrank zog. Dort lagen genau fünf Paar solcher. Ein weißes Paar, zwei graue Paare, zwei blaue Paare und dann noch ein schwarzes Paar auf meinem Nachttisch und eins, welches immer in meiner Tasche war, nur um sicher zu gehen. Mein Blick fiel erneut auf den Wecker. Ich hatte noch eine halbe Stunde Zeit. Ich schritt gemächlich ins Bad, wo ich meine Hände erneut wusch, mein Haar kämmte, das Gesicht wusch, die Zähne putzte, erneut die Hände desinfizierte und den Mund ausspülte.

"Bin schon auf der Arbeit, viel Spaß heute", las ich flüsternd vor, was auf einem kleinen, weißen Zettel am Küchentisch klebte. Summend steckte ich mir vier Packungen Taschentücher in die Tasche meines Hoodies, mein Handy folgte sogleich. Dann fand ein gut eingepacktes belegtes Brot den Weg in meinen Ranzen und eine neue Flasche Wasser. "Fertig!", murmelte ich mir selbst zu und schulterte den Rucksack. Ich zog mir noch meine weißen Schuhe an, schüttelte kurz den Kopf und schritt hinaus, in die kühle Luft des Morgens. Zu Fuß machte ich mich auf den Weg zur Schule, wobei ich mir bereits jetzt Gedanken machte, was zur Hölle ich tun sollte. Immerhin wollte meine Mutter, dass ich nach der Schule etwas unternahm, aber was? Seufzend schlenderte ich über den Gehweg und ließ entspannt den Nacken kreisen. Ach, mir würde schon was einfallen.

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Ich hoffe es hat euch gefallen, auch wenn dieses Kapitel etwas öde wurde! Wenn irgendwas unklar ist, gerne kommentieren! Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1270 Wörter

Dirty. ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt