39. Handschuhe

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Taehyung P.o.V

Zögerlich blickte Kookie den roten Stuhl an. Da er tatsächlich erst zweimal im Kino gewesen war, als er ungefähr sechs Jahre alt gewesen war, schien er wohl ein wenig beeindruckt von dem Saal. Sein Blick klebte nun seit fast fünfzehn Minuten schon an dem riesen Bildschirm, ehe er sich langsam den Stuhl besah. Ein Popcorn-Kern lag auf dem roten Stoff. Zudem erkannte ich einen klebrigen Fleck an der Armlehne. Nervös blieb mein Freund stehen, während ich mich bereits hinsetzte und schnell meine Jacke auszog. "Hier", freundlich lächelnd legte ich die schwarze Lederjacke auf den Sitz von Kookie und klopfte sachte dagegen. "Ist das besser?", fragend sah ich zu ihm hoch. Jungkooks Blick glitt zu mir, und ein leichtes Grinsen erschien auf seinen plumpen Lippen. "Viel besser. Danke, Tae", ich schüttelte bloß sachte den Kopf. "Dafür doch nicht, Kookie."

Zögernd setzte sich mein Freund hin, wobei er penibel darauf achtete, nichts außer meiner Jacke unter ihm zu berühren. In den behandschuhten Händen hielt er eine Trinkpackung mit Apfelsaft, welche er natürlich von sich zuhause mitgenommen hatte, und eine Schokoladentafel. Auch diese stammte aus seiner Küche. Kookie mochte es nämlich auch nicht, wenn fremde Menschen sein Essen auch nur berührten. Aus großen Augen starrte mein Baby nun wieder den Kinosaal an, welcher gerade dabei war leicht die Lichter zu dämmen. Grinsend legte ich meinen Arm über seine Armlehne und streichelte ihm sanft über die Schulter. Augenblicklich erschauderte Jungkook unter meinen Berührungen und biss sich leicht auf die untere Lippe. Schelmisch beugte ich mich nahe an sein Ohr und hauchte sanft gegen sein Ohrläppchen. "Ich hoffe der Film wird dir gefallen, Bunny", sanft platzierte ich einen Kuss kurz unter seinem Ohr. Ich hörte ganz leise, das unterdrückte Stöhnen meines Freundes.

Die ersten Werbungen wurden groß angewiesen. Die Reklame irgendeines mir unbekannten Parfums und dann eine weitere Reklame von George Clooney beim Kaffee schlürfen. Die nächste Werbung ließ mich kurz grinsen. Es war die Firma, von welcher ich Jungkooks Kette hatte. Ziemlich edel und sauteuer doch für meinen Freund würde ich absolut alles bezahlen. Zu meinem Glück wurde Kookies Kette, die goldene Katzenpfote, nicht angewiesen. Jungkook hatte mir nämlich bereits gesagt, er würde nicht wollen, dass ich für ihn Geld ausgab. Wenn er nun wüsste wie viel Geld ich eigentlich für diesen Schmuck ausgegeben hatte, würde er mich wahrscheinlich auffordern, die Kette zurück zu geben. Lächelnd bemerkte ich, dass mein Freund sich etwas zu entspannen schien. Leise seufzend lehnte er sich gegen meinen Arm und sein Griff um die Trinkpackung in seinen Händen lockerte sich kaum merklich.

Der Film begann und das Licht wurde komplett ausgeschaltet.

Gespannt verfolgte mein Baby den Film, während ich ihn bloß stumm betrachtete. Gott, er war so wunderschön. Sein stets abstehendes, tiefschwarzes Haar hing ihm wirr über der Stirn. die funkelnden, hellbraunen Augen, welche an die Farbe von nassem Sand erinnerten, klebten praktisch an der Projektion, wobei seine langen Wimpern einen Schatten auf die blasse Stupsnase warfen. Als sich seine dicken Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen, musste ich mir mühsam einen Glücksschrei verkneifen. Womit hatte ich diesen Jungen nur verdient? Seufzend richtete auch ich meine Aufmerksamkeit dem Film. Wir gingen uns irgendeinen Marvel Film ansehen, da Kookie diese anscheinend zu vergöttern schien. Manchmal dachte ich, ich müsste mir irgendwann noch Sorgen machen, dass er mich für seinen heißgeliebten Iron Man verlassen würde.

Die Jacke von Kookie vibrierte sanft. Verwirrt blickten wir beide zu seiner Jackentasche. Sein Handy summte leise und wackelte leicht. Schnell schaltete Jungkook das nervige Summen ab und betrachtete die Nummer. "Die Nummer ist unterdrückt", flüsterte er verwirrt und schüttelte kurz zwanghaft den Kopf. Schulterzuckend legte der Junge auf und wollte das Handy zurück stecken, als es erneut zu summen anfing. Mittlerweile sahen schon einige Kinobesucher genervt zu uns. Augenblicklich wurde Kookie rot an den Wangen und stand hastig auf. "Ich schau mal ob es wichtig ist, bin sofort zurück", erklärte er und beeilte sich bereits aus dem Saal zu kommen. Ich nickte leicht und blickte ihm noch hinterher, bis er aus der Tür verschwand. Dann wandte ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Film zu. Jungkook würde ja gleich zurück sein.

***

Wo ist er nur? Mittlerweile ein wenig nervös starrte ich erneut auf die dunkle Tür, welche in den Kinosaal führte. Kookie war nun schon eine ganze Weile verschwunden und so langsam fing ich an mir ernsthafte Sorgen zu machen. Was wenn er gegen irgendeinen Dreck gekommen war und nun ganz alleine eine Panikattacke hatte? Oder jemand ihn ausraubte? Oder ihm schlecht wurde, und er nun auf dem Klo kotzte? Scheiße, Jungkook hasste öffentliche Toiletten! Ich verlor mich so tief in meinen Grauens-Szenarien, dass ich schließlich nicht länger warten konnte. Unter meinem Atem fluchend hob ich meine Jacke von Jungkooks Stuhl, schlüpfte schnell in diese und drückte mich an etlichen Zuschauern vorbei, bis ich schließlich bei dem Ausgang aus dem Kinosaal stand. Nervös drückte ich die Klinke runter und trat hinaus.

Jungkook stand nirgends. Verwirrt drehte ich mich leicht im Kreis. Ich sah ihn weder bei den Kassen, noch bei dem Stand, welcher Popcorn und Softdrinks verkaufte. Wo war mein Kitten nur hin? Leise Stimmen aus dem Bad ließen mich aufschrecken. War er etwa aufs Klo um zu telefonieren? Nein. Kookie würde niemals auf eine öffentliche Toilette gehen. Da würde er noch lieber einmal in ein Schwimmbad gehen, als sich auf nur in die Nähe von solchen Klos zu wagen. Nicht einmal in der Schule ging er aufs Klo. Höchstens während den Pausen um sich die Hände zu desinfizieren und zu waschen. Erneut erklangen leise Stimmen. Eine schien mir merkwürdig bekannt, als hätte ich sie schon einmal gehört. Ich wusste jedoch nicht mehr, von wo. Jemand schrie unterdrückt, doch das Geräusch schien gedämpft. Mein Herz blieb stehen.

Kookie.

Ich sprintete förmlich zu den Toiletten und riss die Tür hektisch atmend auf. Mein Blick fiel nach vorne und ein tiefes Knurren entwisch meiner Kehle. Zwei mir unbekannte Typen hielten meinen Jungkook fest an die Wand gepresst. Einer hatte seine dreckigen Finger um den dünnen Hals meines Freundes gelegt, während der andere seine zitternden Hände festhielt. Unterdrückt schreiend wand sich Kookie unter dem festen Griff, während Tränen der Verzweiflung sein Gesicht benetzten. Augenblicklich schnellte mein Arm nach vorne. Ich zog den ersten Mann von meinem Freund weg und schlug ihm hart ins Gesicht. "FASS MEINEN FREUND NICHT AN, DU WICHSFRESSE!", brüllte ich zornig und ließ meine Faust erneut gegen seine Nase krachen, ehe ich ihn freigab. Bebend vor Adrenalin und Wut sah ich nun den zweiten an. Dieser grinste mich kalt an, ehe er sich zu meinem Freund beugte und ihm etwas zu flüsterte. Augenblicklich wurde Jungkook leichenblass und fing an noch heftiger zu schluchzen.

Ich riss den Mann mit der schwarzen Kapuze von Kookie und stoß ihn einfach aus der Tür. Als dieser schnell mit seinem Komplizen das weite suchte, bemerkte ich, dass etwas weißes zwischen seinen Händen hervorblitzte. Der linke Handschuh meines Babys. Abrupt wandte ich mich an den zitternden, schluchzenden Jungen, welcher elendig an der Mauer hinunter rutschte und seine dünnen Knie umschlang. Sein glasiger Blick richtete sich auf seine linke, nackte Hand, an welcher der Handschuh fehlte und er verstummte komplett. Keine Tränen, keine Schreie, gar nichts. "Kookie? Geht es dir gut?! Komm, wir gehen sofort nach Hause! Wir rufen die Polizei. Na los, ich-", mein Baby unterbrach mich. "Nein. Nicht die Polizei.", flüsterte er heiser, während er immer noch seine raue, unbedeckte Hand anstarrte. Die Haut war rot, abgekratzt und aufgeschürft. Ohne den Handschuh wirkte er merkwürdig schutzlos. Als hätte man Jungkook einen Teil seiner Selbst gestohlen. "Nicht die Polizei? Warum nicht? Das war körperliche Verletzung, Bunny! Wir können-" "Nein."

Verwirrt starrte ich ihn an und nickte dann zaghaft. "Na gut. Keine Polizei.", murmelte ich sanft und ging vor ihm auf die Knie. Aus tränennassen Augen blickte mein Freund zu mir hoch und schniefte laut. "Darf ich dich aufheben, Kookie? Dann gehen wir nach Hause. Duschen. Baden, alles was du willst.", flüsterte ich sanft. Leicht nickte der Schwarzhaarige und streckte erschöpft die Arme aus. Erleichtert, dass ich ihn anfassen durfte, hob ich ihn hoch und presste seinen schwachen, zitternden Körper an mich. "Kookie? Was hat der Typ dir überhaupt gesagt?" Sofort versteifte sich mein Freund und schüttelte hektisch das Haar. Kurze Zeit blieb er komplett stumm.

"Nichts. Er hat gar nichts gesagt."

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Oh mein Gott, Leute! Ihr werdet es nicht glauben, aber dieses Kapitel wurde von Melly (mir) geschrieben! Ich hatte tatsächlich drei Sekunden zeit um die Story weiterzuschreiben! Halleluja! Naja, auf jedenfall tut es mir leid, sollte alles ein wenig gehetzt geschrieben sein... Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1420 Wörter

Dirty. ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt