43. Telefonat

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Jungkook P.o.V

"Wo denkst du, dass er sein wird?", hektisch blickte Jin beide Straßenseiten runter und blieb orientierungslos mitten auf dem Asphalt stehen. Ich kam kurz neben ihm auch zum halten und fing an nervös an meinem Pullover zu nesteln, während ich zwanghaft den Schopf schüttelte. Mein Blick glitt genauso orientierungslos zu Seokjin. Sein Atem ging schnell, das Haar hing ihm wild über der Stirn und seine Wangen schienen rosig vom schnellen gehen. Wir waren mittlerweile einige Straßen von der Schule entfernt und überlegten nun unseren nächsten Schritt. Nur leider hatte ich nicht die geringste Ahnung, wie dieser lauten sollte. Leicht zuckte ich mit den Schultern und grübelte stumm vor mich hin. Dann zückte ich schnell mein Handy, während ich triumphierend anfing zu grinsen. "Ich werde ihn einfach anrufen, Jinnie! Dann kann ich ihn warnen und zudem kann er mir dann auch sagen, wo er gerade ist", rief ich ekstatisch aus und entriss Jin meine schwitzige, behandschuhte Hand. Hoch lebe die Technologie! Der Braunhaarige nickte hektisch und stellte sich neben mich. Hastig entnahm ich ein Desinfizierungstüchlein aus meiner Hoodie-Tasche und wischte damit über mein Handydisplay. Zitternd drückte ich auf Kontakte und schließlich auf 'Taetae♥'. Gespannt hielt ich das Telefon nahe an mein rechtes Ohr, achtete dabei sorgfältig darauf, dass es nicht mit meiner Haut in Kontakt kam und wartete. Es klingelte. Und klingelte. Und klingelte. Und-

"Hey, Kookie! Was gibt's, Baby?", ein fröhlicher Taehyung antwortete mir unbeschwert. Erleichtert atmete ich aus und hielt mir eine Hand gegen mein vor Nervosität hektisch schlagendes Herz. Dort zitterte sie nun stark und bohrte sich in den Stoff meines Hoodies. "Tae! Du musst sofort da weg, wo auch immer du gerade bist", schrie ich aufgelöst und fing an unruhig meine beiden Fersen in den Boden zu drücken. Jin, welcher neben mir stand, zuckte aufgrund meiner ungewohnten Lautstärke zusammen und blickte besorgt zu mir. Kurz herrschte verdutzte Stille auf der anderen Seite des Telefonats. "Was? Was ist los, ist etwas passiert? Hast du eine Panikattacke, Babe?", er klang nun viel besorgter, seine tiefe Stimme schien fürsorglich. Natürlich ging er sofort davon aus, dass ich wegen meiner Mysophobie so aufgelöst war. Aber diesmal hatte meine Panik einen anderen Grund. Tief atmete ich ein und schüttelte zwanghaft den Kopf, wobei mich eine schwarze Haarsträhne im Auge traf. "In deiner Gruppe ist ein Maulwurf! Im Kino, sie haben mir damals gedroht", brüllte ich den Tränen nahe und riss nervös die zerrupften Ärmel meines dicken Pullis länger. "Sie sagten, wenn ich dich nicht von der Gruppe fernhalte, halten sie mich von dir fern. Aber woher sollten sie von deinen Spionage-Arbeiten wissen, wenn sie nicht wenigstens einen Insider haben?!", mittlerweile waren meine braunen Augen doch glasig. Erneut blieb es kurz still, ich hörte bloß seinen tiefen Atem und ein leises Seufzen. "Kookie, du musst dich beruhigen, ja? Ich kann meiner gesamten Gang blind vertrauen. Sie würden mich niemals verraten, Kitten", erklang es verzerrt durch mein Handy. Sofort übermannte mich heiße Wut und kalte Verzweiflung. 

"Nein, nein, nein! Tae, hör mir doch zu! Sie haben mir gedroht. Du musst jetzt sofort weg!", schniefte ich aufgebracht und wischte mir über mein tränennasses Gesicht. Mein Freund seufzte am anderen Ende laut und ich hörte etwas leise rascheln. "Jungkook, mir geht es gut, niemand wird mir etwas antun. Wir sind gerade bei Yoongi zuhause, du weißt doch wo er wohnt, nicht wahr?", seine Stimme klang ganz sanft und zärtlich. Er wollte mich wohl beruhigen. Doch es funktionierte diesmal so absolut gar nicht. "Ja...", hauchte ich schluchzend und ignorierte Seokjin, welcher sanft eine Hand auf meinen linken, zitternden Arm legte. Warum glaubte er mir denn nicht?! Irgendjemand in seiner Gruppe hatte sich mit den Feinden zusammengeschlossen, anders konnte ich mir das alles nicht erklären. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass jemand meinem Freund weh tun würde, sollte er nicht sofort verschwinden und nie wieder zu seiner Bande zurück kehren. Die Gefahr war kalkuliert und viel zu hoch. Und ich bin verdammt gut in Mathe. "Gut, dann beruhige dich jetzt und komm zu uns, jetzt sofort. Dann wirst du sehen, dass alles in bester Ordnung ist", erklärte er sanft. Mein Atem zitterte scheußlich und ich spürte immer mehr heiße Tränen mein verzerrtes Gesicht hinunter tropfen. "Ich werde jetzt auflegen, Baby. Komm her, ja? Bis gleich." Eine Träne landete auf dem kalten Asphalt und blieb dort ruhig liegen. "Okay. Bis dann."

Ich beendete den Anruf und starrte schluchzend auf das nun schwarze Telefon. "Er glaubt dir nicht?", hakte Jin leise nach. Stumm nickte ich und wischte mir schnell die letzten Tränen vom Gesicht. "Das wird schon, JK.", murmelte der Brünette und strich sanft über meinen Arm. Die Berührung gefiel mir nicht. Es fühlte sich stickig und viel zu warm an. Ekelhaft. Doch ich beklagte mich nicht. "Er ist bei Yoongi. Wir gehen jetzt auf der Stelle dahin.", erklärte ich kurzangebunden und schniefte erneut laut. Entschlossen ballte ich die schwitzigen Hände zu Fäusten und reckte das blasse Kinn in die Luft. Niemand würde meinem Freund weh tun. Niemals. "Gut, dann haben wir ja einen Plan! Na los, auf geht's", enthusiastisch reckte Jin eine Faust in den Himmel und lächelte strahlend, ehe er sich nach links wandte und bereits losmarschierte. Ich folgte ihm hastig, als sich auf einmal ein fester Griff um meinen Arm legte. Panik überrollte mich. Sofort zuckte ich zusammen und wollte schreiend nach links ausweichen, um den Fingern zu entkommen, da spürte ich etwas stechendes in meinem Nacken. Irgendjemand stach mich. "JIN!", schreiend wollte ich mich lösen, als die Spritze auch schon wieder hinausgerissen wurde. Seokjin drehte sich verwirrt um. Dann riss er die Augen auf und schrie erschrocken auf. Mein Freund wollte bereits schockiert auf mich zu rennen, wurde jedoch von zwei breiten Männern aufgehalten, welche ihn fest hielten. "KOOKIE! KOOK-", man hielt ihm fest den Mund zu. Langsam fing alles an, sich zu drehen. Ich sah farbige Punkte und hörte laute Geräusche. In dem festen Griff sackte ich zusammen. "Gute Nacht, Jungkook", erklang eine warme mir bekannte Stimme. 

Und schon wurde alles um mich herum schwarz.

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Hey! Ich bin es wieder, Melly. Miko hat einen ganzen Monat lang Wattpad allein übernommen, also dafür einmal einen großen Applaus! Ich liebe dieses Mädchen wirklich mit Herz und Seele. Sich ganz allein um unser Buch zu kümmern war nämlich recht schwer für sie, da Miko ja auch Teste hatte, aber jetzt haben wir es endlich geschafft! Also, hoffentlich hat euch das neue Kapitel gefallen, meine Süßen! Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1080 Wörter

Dirty. ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt