10. Umarmungen

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Taehyungs P.o.V

Mein Blick glitt über den zitternden Jungen, welcher schweigend neben mir im Auto saß. Tränen liefen ihm stumm übers Gesicht und er hatte sich angefangen an der Kopfhaut zu kratzen. Er wimmerte kurz und hob nun auch die linke Hand um sich am Kopf wahrscheinlich blutig zu kratzen. "Hey. Hör auf damit!", sanft sah ich zu Jungkook, welcher laut schniefte und das Haar schüttelte. Die Finger jedoch kratzten hartnäckig weiter, als würde er versuchen den nicht-existenten Schmutz so weg zu bekommen. Braune Augen füllten sich mit Nässe und er zog die Nase hoch. Mein Herz zog sich bei dem Anblick des Häufchen Elends zusammen. 

Seufzend beugte ich schließlich in seine Einfahrt und schaltete den Motor aus. Der Schwarzhaarige schien noch nicht einmal zu bemerken, dass wir bereits angekommen waren. Langsam hob ich eine Hand und legte sie bestimmt um seine Handgelenke. Diese zog ich mit leichtem Druck von seinem Kopf fort. Jungkooks Atem stockte und er sah mich aus großen Augen an. Die Augen waren rötlich und schimmerten, die Lippen prall und rosig. Sogar wenn er weinte sah er niedlich aus! Meine Finger legten sich besänftigend über Jungkooks zitternde Hände. Der Junge atmete zischend ein und blickte wie gebannt auf seine Hände, welche unter meinen verschwanden. "Sind deine Eltern zuhause?", erkundigte ich mich leise um ihn nicht zu erschrecken.

Trotz meines sanften Tons, zuckte der Junge zusammen. "M-Meine Mutter ist a-arbeiten.", flüsterte er heiser. "Und dein Vater?", der Junge schüttelte den schwarzen Schopf. "D-Der wohnt nicht hier", erklärte er leise und wimmerte leicht, als ich seine Hand kurz losließ, um den Schlüssel zu nehmen. Leicht verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. War das Wimmern jetzt nur wegen dem Weinen, oder wollte er, dass ich seine Hand wieder hielt? "Na gut, hör mal, ich möchte dich wirklich ungerne jetzt alleine lassen. Also, darf ich mit zu dir? Wenn du nicht willst kannst du auch zu mir.", meine Stimme war sanft und ich versuchte so viel Vertrauen wie möglich hinein zu legen.

Jungkook stockte. Sein Körper verkrampfte sich und er blickte ängstlich zu mir. "I-Ich..." erneut hob ich sanft seine Hand und verschränkte meine Finger mit seinen. Ein leises Stöhnen entfloh ungewollt Jungkooks Lippen, als ich beruhigend über seinen Handrücken strich. Sofort wurde er feuerrot und versteckte das Gesicht in seinem heute grauen Pullover. Ich unterdrückte ein Schmunzeln, unterbrach meine Massage dabei nicht. In kreisenden Bewegungen strich ich über seine malträtierten, behandschuhten Finger, was Jungkook erneut zusammenzucken ließ. "Ich will dich so nicht alleine lassen. Und habe ich dir je einen Grund gegeben mir nicht zu vertrauen?" Ich sah, wie es hinter seiner Stirn ratterte. Ich kannte die Antwort bereits: Nein. Ich war stets ehrlich zu ihm gewesen, egal in was für einer Situation, ich hatte den Jüngeren nie angelogen.

"Z-Zu dir...", es schien ihn einiges an Überwindungen zu kosten, diese zwei Wörter über die schönen Lippen zu bringen. Ich nickte leicht. "Okay. Dann fahren wir zu mir.", ich stoppte mit meinen Streicheleinheiten über seiner Hand und startete den Motor wieder. Neben mir verspannte sich Jungkook und schüttelte verkrampft den Kopf. Dann hob er leicht den Blick und biss sich nervös auf die untere Lippe. "Kannst du... Kannst du bitte meine Hand halten?" Prompt schoss dem Jungen jegliches Blut ins Gesicht, während ich verwundert zu ihm sah. "Klar!", bestätigte ich hastig und löste die Hand von der Gangschaltung um damit die Finger des Anderen zu umschlingen. Ich bemerkte, wie Jungkook ein wenig entspannte. Seine Augen fielen erschöpft zu und er atmete schwer aus.

"Vielen Dank, Tae..."

***

Sollte ich ihn tragen? Nein, was wenn er dann wieder eine Panik Attacke bekam? Ich seufzte leise, während mein Blick unschlüssig über den zusammengekugelten Jungen glitt. Jungkook hatte die Augen geschlossen und er atmete entspannt ein und aus. Seine Gesichtszüge schienen friedlich und die Wangen rosig. Das schwarze Haar hing ihm wirr über die Stirn und er schmatzte leicht, während er sich etwas räkelte. Sofort setzte mein Gehirn aus. Scheiße, wie konnte man nur so unglaublich niedlich sein?! Argh, ich würde noch an Karies sterben, so süß wie er war! Ich schmunzelte leicht und blickte zu unseren verschränkten Händen. Er hielt meine Finger mit beiden Händen fest umklammert und schien nicht mehr loslassen zu wollen. So süß...

"Hey, aufstehen", sanft zog ich an meiner Hand. Jungkook murrte leise und seine prallen Lippen öffneten sich schläfrig. Ich musste fest schlucken. Wie sich diese Lippen wohl anfühlten? Bestimmt weich und süß und prall und... "Taehyung?", verschlafen blinzelte mich der Schwarzhaarige an. Ich zuckte leicht zusammen, als er mich aus meinen Gedankengängen riss, dann lächelte ich ihn ermutigend an. Jungkook biss sich während dessen peinlich berührt auf die untere Lippe. "Wir sind da. Na los, gehen wir rein!", forderte ich den Jungen auf und beugte mich über ihn um ihn loszuschnallen und ihm die Tür zu öffnen. Jungkook nickte leicht und gähnte verschlafen. "Ja. Danke."

"Willst du noch etwas schlafen? Du siehst müde aus", besorgt musterte ich den Jungen, welcher verschlafen mir hinterher torkelte. Dabei glitt sein Blick aufmerksam durch mein Haus. Es sah nicht schmutzig aus, da mein Vater meist eine Putzfrau kommen ließ, doch trotzdem schien Jungkook nichts berühren zu wollen. "Ä-Ähm... Wo... Wo kann ich denn schlafen?", flüsterte er und sah aus großen fragenden Augen zu mir hoch, während seine Finger mit dem Rand seines Pullis spielten. Fast schmolz mein Herz augenblicklich hin. "Du kannst in meinem Zimmer schlafen, wenn du willst.", schlug ich leichthin vor. Der Junge schien dies in Erwägung zu ziehen, doch schien sich nicht allzu sicher zu sein.

"Ich werde das Bett auch frisch beziehen.", setzte ich auch noch hintendran. Immer noch schien der Junge nicht komplett überzeugt, doch er nickte leicht. "Ja, bitte", murmelte er und blickte aus diesen viel zu niedlichen Augen zu mir. Ich lächelte leicht und nahm wieder seine Hand in meine, was ihn zum Keuchen brachte. Ein Schaudern rieselte mir bei dem Geräusch über den Rücken. Gott, wenn er schon so darauf reagierte, wenn ich nur seine Hand hielt, wie würde er dann erst auf ganz andere Sachen reagieren? Dann schüttelte ich jedoch leicht den Kopf. Jetzt war nicht die Zeit um sich über sowas Gedanken zu machen. 

Vielleicht später.

***

"Vielen Dank, Tae...", murmelte der Kleinere und setzte sich zögerlich auf das Bett. Dabei schien er sich nicht zu trauen, sich darauf zu legen. Ich nickte leicht. Er blickte etwas müde zu mir und knabberte an seiner Lippe. "Weißt du... Du bist der Erste seit fast zehn Jahren, der mich umarmt hat", gab er leise zu und fuhr sich nervös über den Nacken. Mir stockte der Atem und ich ließ mich neben ihn sinken. "Was? Warum?", hakte ich neugierig nach, während ich unsere behandschuhten Finger wieder miteinander verschlang. "Keine Ahnung. Außer meinen Eltern wollten mich sowieso die wenigsten umarmen und ich ließ nicht zu, dass meine Mom oder Dad mir so nahe kamen." Ich drückte kurz aufmunternd seine Finger. "Ich verstehe bloß immer noch nicht, warum du denkst, du würdest mich schmutzig machen?"

Hektisch riss er den Kopf hoch und sah aus großen Augen zu mir. "Wann habe ich das gesagt?!", flüsterte er ungläubig und seine Kinnlade klappte runter. Verwirrt runzelte ich die Stirn. "Na, in der Schule. Im Flur!" Jungkook schüttelte leise fluchend das Haar und kniff die Augen zusammen, er wurde augenblicklich wieder rot. "Also? Warum?", hakte ich zaghaft nach. Jungkook versteifte sich und er blickte starr auf unsere verschränkten Hände. Dann schüttelte er behutsam den Kopf, vermied immer noch mich anzusehen. "Kann ich dir nicht sagen", krächzte er heiser und fing wieder an leicht zu zittern. Sofort riss ich die Augen auf. Okay, das würde ich demnächst wohl nicht mehr fragen!

"Hat es dir denn gefallen?", fragte ich leise um ihn auf andere Gedanken zu bringen. Verwirrt blickte er hoch. "Was?" "Na, als ich dich umarmte.", erklärte ich schmunzelnd. Die Wangen Jungkooks wurden wie erwartet feuerrot und er zuckte leicht nervös mit den Schultern. "I-Ich.. Ähm... Ein wenig...", stotterte er peinlich berührt. Ich lachte unterdrückt. "Nur ein wenig?" Erneut blieb der Junge kurz stumm und mied meinen Blick. "Ein wenig viel...", gab er schließlich leise von sich. Nickend lächelte ich an. "Gut, mir nämlich auch." Und schon schlang ich meine Arme wieder beschützend über seinen zusammengesunkenen Körper und presste ihn fest an mich. Jungkook erschauderte und stöhnte leise an meinem Ohr, was mich fast wahnsinnig machte. Ich kicherte leise und wusste bereits, dass der Junge in meinen Armen wahrscheinlich wieder knallrot wurde.

"Ich mag es wenn du rot wirst, Jungkook!"

Und schon verfärbten sich seine Wangen noch dunkler.

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Hey! Ich hoffe wie immer dass euch das Kapitel gefallen hat! Hoffentlich sieht man sich bald wieder! Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)

1447 Wörter

Dirty. ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt