Kapitel 2

5.1K 171 15
                                    

Schon als ich den Schulhof betrat, hörte ich sie schon. Ich duckte mich instinktiv und hoffte, dass sie mich nicht sehen, aber wie so oft in meinem Leben, war das Glück nicht auf meiner Seite.

"Schaut mal wer da ist. Unser aller Lieblingsopfer! Bleib stehen, du Fehlgeburt.‘’

Zitternd blieb ich stehen. Und kaum zehn Sekunden später standen sie schon vor mir. Der Sohn des Alphawolfs mit seinen fünf Betas. Richtig gehört. Alpha und Beta.

Ich lebte in einem Werwolfsrudel und war dementsprechend auch ein Wolf. Allerdings weder einer der Anführer, der Alphas, noch deren besten Freunde, bzw Gefährten, den Betas, noch einer der Jäger oder Wächter. Nein. Ich war ein beschissener Omega. Das schwächste Glied im Rudel. Zwar auch eines der wertvollsten, aber was zählte das schon, wenn man ein männlicher Omega war.

Während die weiblichen Omegas in diesem Rudel versorgt und fast wie kleine Prinzessinnen behandelt wurden, wurde ich als einziger männlicher Omega im Umkreis von 100 km verachtet. Zwar meinten unser Alpha und seine Luna, dass es nicht schlimm war und ich etwas besonderes war, immerhin würde ich, wenn ich meinen Gefährten gefunden hätte, besondere Kräfte oder Gaben entwickeln und könnte auch Kinder austragen, aber was brachte das schon, wenn man von dem Rest des Rudels genau deshalb verachtet und gemobbt wurde. Ich bin ja schwul und eine Fehlgeburt, denn welcher Mann konnte denn schon schwanger werden?

Das frustrierendste war, dass der größte Mobber der Sohn vom Alpha selbst, mit seinen gesamten Freunden war und somit das komplette Gegenteil zu seinen Eltern. Von wegen alle Mitglieder des Rudels sind wertvoll.

Er hätte gut in meine Familie gepasst. Immerhin hatte mich meine Familie, seit sie wussten, dass ich ein Omega war verstoßen. Und deshalb sah ich jeweils nur einen von ihnen einmal alle drei Monate in meiner eigenen Wohnung, die sie mir auch nur zahlten um mich nicht zu sehen. Dort kamen sie allerdings auch nur vorbei, um mich vor und nach meiner Hitze, quasi meine Periode, bzw Läufigkeit als Wolf, an der einzigen Heizung in meiner Wohnung an- und abzuketten, damit ich niemanden in die Quere kam.

Und so musste ich mir Tag für Tag in der SchuleSchule anhören, was für eine Missgeburt ich doch sei und dass ich zurecht niemanden hätte. Und es gab niemanden der mich in irgendetwas unterstützt hätte.

"Ey, du Opfer! Ich hab mit dir geredet!", Jeon Jeongguk, der zukünftige Alpha dieses Rudels stand vor mir und sah mich abwertend an.

“Scheinbar ist er so blöd, dass er selbst das zuhören verlernt hat.”, spottete Hoseok, einer von Jeons Clique.

“Hast wohl Recht. Kann ja kein Zufall sein, dass Omega und Opfer mit demselben Buchstaben anfangen.”, kicherte jetzt auch Jimin, der engste Freund von Jeon und wohl zukünftiger Berater von ihm.

Ich hielt mein Blick weiterhin auf den Boden gerichtet und versuchte ihre Worte zu ignorieren.

Aus dem nichts heraus traf mich plötzlich eine Faust in der Magengrube und ich klappte sofort zusammen. Ich hörte das gehässige Lachen der Sechs um mich herum.

“Du bist echt noch erbärmlicher als du aussiehst.”, lachte Jeon.

Doch bevor er weitermachen konnte, klingelte es und sie zischten in der Unterricht ab. Zitternd stämmte ich mich hoch und schleppte mich in die Klasse. Helfen tat mir eh niemand. Wer wollte sich schon auf die Seite des erbärmlichen Omegas stellen, wenn er auch auf der des zukünftigen Alphas stehen konnte. Gerade noch rechtzeitig schaffte ich es auf meinen Platz in der letzten Reihe, was von einem verächtlichen Lachen kommentiert wurde.

Als wenn das Schicksal mich noch mehr mobben wollte, waren nämlich die Sechs auch noch alle in meiner Klasse. Dementsprechend schlecht waren auch meine Noten. Wie immer wurde ich mit meinen Schmerzen ignoriert, als der Lehrer freudig die Klasse betrat und diese begrüßte. Ich kritzelte desinteressiert in meinem Heft herum und bekam die ganze Zeit irgendwelche Zettel an den Kopf geworfen. Von ‘Missgeburt’ bis ‘Schwuchtel’ waren alle Beleidigungen dabei.

Ich seufzte. An die Beleidigungen hatte ich mich gewöhnt. An das verprügelt werden und die Einsamkeit im meinem Leben, würde ich mich wohl nie gewöhnen.


Die sind hier vom Alter in etwa gleich alt. Offensichtlich... sonst würden sie nicht in eine Klasse gehen. Okay... ich halt schon meine Klappe.

Mates~ [yoonguk]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt