Kapitel 44

2.6K 115 4
                                    

Mit einem Schrei fuhr ich auf. Zitternd und mit Tränen in den Augen, sah ich mich um.

‘Suga? Was ist denn los?’, müde und dennoch besorgt setzte sich mein Gefährte neben mir auf und vergrub seine Nase in meinem Fell um mich zu beruhigen.
Zitternd drückte ich mich näher an das weiche dichte Fell meines Freundes. Zwar hatte ich meinen Vater eh nie leiden können, aber zu sehen, wie er zerfleischt wurde… Diesen Tod hatte er trotz allem nicht verdient.

Verzweifelt schüttelte ich meinen Kopf um die Bilder zu vergessen. Tränen liefen über mein Gesicht und ich wimmerte leise. Leise schleckte Jeongguk mein Fell wieder trocken.

‘Willst du reden?’, fragte er mich. Ich zuckte nur die Schultern.

‘Na komm.’, er stand auf und stupste mich an, dass ich ihm folgen sollte. Ich stand ebenfalls auf und folgte ihm etwas aus der Höhle heraus, wo wir uns auf einem geschützten Felsen niederließen.

Es dämmerte schon, die Vögel hatten schon zu zwitschern angefangen und das Wasser plätscherte gemütlich über die Felsen, das Tal hinab.

‘Also, was ist los?’ Jeongguk hatte sich an mich gewandt.

‘Hatte 'ne Vision… oder so…’, gab ich zögerlich von mir und scharrte mit meinen Krallen über den Boden. Der nachtschwarze Wolf neben mir, sah mich einfach an und wartete, dass ich weiterredete. Ich seufzte.

‘Der Alpha ist im Dorf angekommen und hat meinen Vater gefunden. Er…’ Ich schluckte hart. Mein Gefährte presste sich an mich.
‘… er hat alle Informationen preisgegeben, die er wusste, aber…’ Jeongguk seufzte tief.

‘Er hat ihn umgebracht?’, fragte er nach. Zitternd nickte ich. 

Seufzend zog er mich unter seinen Bauch, dass er halb auf mir lag und langsam beruhigte ich mich. Wir lagen eine Weile so da, bis er wieder das Wort erhob.

‘Es tut mir leid, dass du scheinbar seinen nicht ganz gewaltfreien Tod mit ansehen musstest.’ Er stockte kurz.
‘Aber was macht der Alpha jetzt?’

Ich atmete einmal tief durch und kroch dann unter Jeongguk hervor. Er hatte Recht, ich sollte jetzt nach vorne sehen um wenigstens die anderen vor so einem Schicksal zu bewahren.

‘Wir müssen die anderen wecken. Wir müssen weiter. Sie werden uns folgen und wer weiß wo sie jetzt schon sind. Leider haben die Visionen keine automatische Zeitanzeige.’

Ich drehte mich um und trottete in die Höhle zurück. Etwas irritiert von meinem Stimmungsumschwung folgte mir Jeongguk. Aber was brachte es mir jetzt im Selbstmitleid zu versinken, weil ich etwas gesehen habe, was ich eh nicht mehr ändern konnte.
Gerade wollte ich Hoseok wecken, als mir wieder schwarz vor Augen wurde.

............................

“Da ist das Auto!”, jaulte ein kleinerer braune Wolf und sprintete voran um den Kleinbus zu untersuchen. Langsam folgte der schwarze Alpha mit dem Rest der Meute. Der junge Wolf schnupperte fleißig.
“Ab hier sind sie zu Fuß weiter.” Hämisch grinste der Alpha und nahm selbst die Fährte von sieben unbekannten Wölfen auf. Und einer dieser Gerüche, war der von seiner Begierde. Er warf seinen Kopf in den Nacken und heulte, woraufhin der Rest seiner Meute antwortete. Er sah zum Himmel, der sich mittlerweile schon wieder etwas färbte.
“Wir gehen noch etwas in den Wald und machen kurz Pause. Danach geht die Jagd weiter.”, befahl er streng und übernahm wieder selbst die Führung. Es sollte ab jetzt ein leichtes werden, den Jungen aufzuspüren. Wahrscheinlich hatten Er und seine Freunde einfach keine Lust auf langweiliges Versteckspielen und sind deshalb auf einen Ausflug gegangen. Hauptsache sie sind nicht im Dorf. Leise begann er zu lachen. Falsch gedacht. Er führte seine Meute auf die nächste Lichtung, wo sie sich niederließen. Während die anderen sich zum schlafen legte, tapste sein brauner Beta zu ihm.
“Kommt dir das nicht auch langsam komisch vor?”, fragte er leise. “Wieso?”, gelangweilt gähnte der Alpha.
“Ich meine, woher sollen die wissen, dass wir kommen? Und dass ausgerechnet unser Zielobjekt in der Wildnis einen Ausflug macht, während sein Vater sich irgendwo versteckt. Vielleicht hat ja der Junge irgendwie von der Prophezeihung erfahren und…” Der Alpha unterbrach ihn und zuckte mit den Schultern.
“Zufälle passieren. Warum sollte denn der alte Jeon sich plötzlich um etwas kümmern, was er als Schwachsinn abtut?” Er legte sich hin und bettete seinen Kopf auf die Pfoten. Er sah kurz zu seinem Beta ehe er die Augen schloss.
“Mein Cousin ist und bleibt ein Idiot. In dieser Welt kann man nur mit Macht überleben. Und wenn er das kapiert hat, wird er schon längst nicht mehr am Leben sein. Und jetzt lass mich schlafen! Du bleibst gefällig wach und hältst Wache!”, knurrte er noch, ehe er auch schon einschlief.

...............................

‘Yoongi!’

Mit schmerzendem Kopf setzte ich mich auf. Unter mir lag Hoseok, der schmerzerfüllt stöhnte. Ich war anscheinend auf ihn gefallen und hatte ihn geweckt.
Naja. Immerhin war ich so weich gelandet und er war jetzt wach.

Mission Wecken erfolgreich.’, gab ich grinsend von mir und stand von ihm auf. Alle anderen starrten mich ungläubig an. Offenbar waren die anderen durch Hoseoks Gejammer aufgewacht.

‘Ist was?’, gab ich belustigt von mir. Diese Gesichter waren einfach super. Nur Jeongguk sah mich besorgt an.

Das war keine Absicht…’, stellte er fest. Offenbar nur an mich gerichtet da die anderen nicht darauf reagierten. Diese Gedankenlinks waren echt praktisch. Ich seufzte und sah alle an.

Wir müssen weiter.’, gab ich ernst von mir.
Die Meute war schon im Dorf und müsste jetzt in der Nähe des Autos sein, das wir stehen gelassen haben. Sie kommen immer näher. Wir sollten noch etwas essen und dann sofort weiterziehen. Am besten in Wolfsgestalt. Dann sind wir schneller. Den Proviant können wir hier lassen. Ich glaube es ist nicht mehr weit.’ Erschrocken sahen mich die anderen an. Ebenso Jeongguk. Aber sofort nickte er.
Dann los!’

Er verwandelte sich und begann das Essen herzurichten. Ich warf noch einen Blick zu dem Ausgang. Ein Glück dass offenbar der Alpha, doch etwas dümmer als gedacht war und nicht damit rechnete, dass wir tatsächlich auf der Suche nach der Halle waren.

Mates~ [yoonguk]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt