Kapitel 55

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JK PoV

“Hey, Kooks!”

Ich brummte nur als Antwort und schmiss weiterhin Steine von meinem Sitzplatz aus in den Bach.

Mein bester Freund kam zu mir und ließ sich neben mich fallen. Stumm sah er zu, wie ich weiterhin die Steine in den Bach warf.

“Was ist denn los?”, fragte er sanft.

Frustriert schnaubte ich und warf die Steine aggressiver als zuvor in das Wasser.

“Mein Gefährte ist los!”, fauchte ich.

Verwundert sah Jimin mich an.
“Was hat er denn getan?”

Ich warf die Steine die ich in der Hand hatte beiseite und raufte meine Haare.

“Er war es! Er hat die fünf Fremden so zugerichtet! Unter anderem war auch einer von denen der Alpha, der so machtversessen war!”, rief ich noch immer durcheinander.

“Yoongi war das?!”, Jimin sah mich nun ebenfalls fassungslos an.

“Ja!”, knirschte ich mit den Zähnen.

Daraufhin sagte Jimin erst einmal nichts mehr. Ich nahm mir wieder einige Steine und begann wieder zu werfen.

“Und jetzt bist du sauer auf ihn.”, stellte Jimin fest.

Verzweifelt seufzte ich.

“Ich weiß doch auch nicht. Es ist einfach nur so…”, ich schnaubte und seufzte erneut.

“Ich weiß es doch auch nicht…”, murmelte ich frustriert.

Jimin betrachtete mich eine Weile von der Seite.

“Du hast Angst um ihn.”, stellte er trocken fest.

Ertappt senkte ich meinen Blick. Er sprach das aus, was ich mir bisher nicht eingestehen wollte.

“Dir macht es Angst, dass er hätte sterben können.”

Mir kamen die Tränen. Sofort spürte ich eine Hand auf meinen Schultern.

“Es ist okay. Lass es einfach raus.”, beruhigte mich mein bester Freund und brach damit meinen Damm.

Weinend klammerte ich mich an Jimin und heulte mich an seiner Schulter aus. Wortlos ließ er das zu und strich mir lediglich beruhigend über den Rücken.

“I… ich… ich w… ill ihn d… doch beschützen. U… und dann… dann tritt er d… das einfach m… mit Fü… ßen und… und stellt sich a… allein ge… gegen die Meute… die mich… ver… mutlich doch to… tot sehen will…”, schluchzte ich aufgelöst.

Jimin hörte mir zu, sagte aber erst einmal nichts und wartete bis ich mich etwas beruhigt hatte.

“Weißt du…”, fing er an, als sich mein Heulkrampf etwas gebessert hatte,
“… ich verstehe es vielleicht nicht, wie es für dich angefühlt haben muss, als du gesehen hast, dass Yoongi ebenfalls regungslos und blutverschmiert am Boden lag, ich habe schließlich meine bessere Hälfte noch nicht gefunden. Aber was ich glaube, ist, dass Yoongi uns, so dumm diese Aktion auch gewesen sein mag, gerettet hat.”

Verwirrt sah ich ihn aus meinen verheulten Augen an.

“Ich meine, wenn das wirklich die Meute war, dann wollten sie zumindest uns, deine besten Freunde tot sehen. Hätte sich unser kleiner Omega nicht dazwischen gestellt, würden wir vermutlich nicht mehr hier sitzen.”

Betroffen senkte ich meinen Kopf. Vor lauter Sorge um meinen Kleinen, hatte ich meine Freunde und die möglichen Konsequenzen, wäre es anders gelaufen, außer acht gelassen.

“Yoongi ist verdammt mutig, dass er das getan hat und dafür, dass er ganz alleine gegen eine Meute gekämpft hat, ist er ganz gut aus der Sache wieder rausgekommen.”

Ich rückte wieder etwas von Jimin weg und versuchte mein Gesicht von meinen Tränen zu trocknen.

“Ich weiß, aber der Gedanke, dass er nicht mehr hätte da sein können…” Ich brach ab, da sich mein Herz wieder zusammen zog.

“Dann wären wir auch nicht mehr da.”, erwiderte Jimin trocken.
Ich schluckte.

“Ich liebe ihn doch so…”, hauchte ich.
“Ich will nicht mehr ohne ihn. Aber durch diese Aktion von ihm… Ich habe das Gefühl, dass ihm das nichts wert ist.”

“Jeongguk!”, ich sah vorsichtig zu Jimin. Sonst nannte er mich nie so.

Er sah mich ernst an.

“Ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Du bedeutest ihm mindestens genauso viel, wie er dir. Wenn nicht sogar mehr. Du bist die erste Person in seinem Leben, die ihm wirklich Liebe geschenkt hat. Und das auch erst nachdem du ihn jahrelang fertig gemacht hast. Na gut, das haben wir auch, aber egal.
Ich glaube, dass du die Person in seinem Leben bist, die dieses erst lebenswert macht. Dass du die Person bist, für die er alles geben würde, auch wenn es seinen Tod bedeuten würde. Wenn ihm das, was du ihm in der kurzen Zeit bisher gegeben hast, nichts bedeuten würde, dann hätte er sich nicht der Meute in den Weg gestellt, um dich und uns zu beschützen.”

Ich sah auf den Boden und schluckte.

“Yoongi hatte es bisher nicht leicht. Er hat auch keine Erfahrung damit, wie er anderen seine Zuneigung zeigen kann. Du siehst ja wie schüchtern er, vor allem am Anfang, noch war. Erwarte deshalb nicht zu viel von ihm.”, fuhr er fort.

Ermutigend lächelte er mich an.

“Rede mit ihm und mache ihm klar, warum du so reagiert hast, wie du eben reagiert hast. Mach ihm klar, wie wertvoll er dir ist.
Weil ich wäre, glaube ich, verstört wie sonst etwas, wenn ich eine solche Nacht hinter mir hätte und mein Gefährte mich, als er mich das erste Mal danach sieht, nichts besseres zu tun hat, als mich anzuschnauzen.”

Schuldig biss ich mir auf meine Lippe. Er hatte ja Recht. Ich war ein Idiot.

“Na dann geh mal zu deiner Julia, du Romeo, und kümmer dich um sie.”, lachte Jimin, bevor er wieder ernst wurde.

“Er braucht dich, Kooks. Im Gegensatz zu uns, wurde er heute Nacht verletzt und hat nicht nur einer Person das Leben genommen. Und jemanden bewusst das Leben zu nehmen, ist doch etwas anderes, als jemanden aus Notwehr zu töten.”

Erschrocken weitete ich meine Augen. Er hatte Recht. Ich war wirklich ein Idiot. Mein süßer Omega brauchte mich und ich war wegen etwas sauer, wofür er nicht einmal wirklich etwas konnte. Ich war wirklich ein Idiot.

Schnell sprang ich auf und lief zurück zur Höhle.

“Danke Jimin!”, rief ich noch meinem besten Freund zu.

“Kein Problem! Für so etwas bin ich doch da!”, hörte ich ihn noch antworten.
Dann verschwand ich in der Höhle.

Mates~ [yoonguk]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt