T e i l _ z w e i

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Ich war glücklich. Seit ich in der OMF war, war ich glücklich. Da war nur pures Glück. Ich spürte es jeden Morgen, wenn ich aufstand und meine Freunde sah. Jeden Nachmittag, wenn ich in der Bibliothek saß und las oder schrieb. Und jeden Abend, wenn ich den künstlichen Sternenhimmel über dem Bett betrachtete.

Im Nachhinein wundere ich mich darüber. Über meinen Optimismus. Meinen Glauben daran, dass mir in der Organisation nichts passieren konnte. Ich bin kein optimistischer Mensch. Ich kann nicht allem etwas Gutes abgewinnen. Und so habe ich keinen blassen Schimmer, wie ich damals so naiv gewesen sein konnte. Gerade ich – diejenige, die schon etliche Bücher verschlungen hatte und deren größte Leidenschaft das Schreiben war – hätte doch wissen müssen, dass je glücklicher der Protagonist ist, desto schlimmer das Unglück, das ihm direkt danach widerfahren wird. Das Glück bleibt nicht, wenn man es schon als selbstverständlich ansieht. Es verschwindet wieder. Weil es will, dass man es zu schätzen weißt. Aber auch, weil man aus Glück eben nicht lernen kann.

Ob ich wohl die ganzen Jahre über pessimistischer hätte sein sollen? Wenn ich damit gerechnet hätte, dass das Glück wieder verschwinden könnte, wäre vielleicht alles ganz anders gekommen. Vielleicht wäre dann nicht alles auf einmal den Bach runter gegangen?

Als die Fantasie Grenzen bekamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt