8 | Crétin

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Jadens halb volles Glas zitterte in seiner rechten Hand, während er niedergeschlagen auf dem dunkelgrauen Sessel vor mir saß. Sein müder, leerer Blick war auf Boden geheftet. »Mr. Lankford?«, fragte ich leise und klammerte mich verunsichert an dem Türgriff fest. Jaden bewegte sich keinen Millimeter, als er heiser antwortete »Das ist mein Vater...«. Verwirrt kniff ich die Augen zusammen »Ich.. ich wollte fragen...« »Nicht jetzt«, knurrte er plötzlich schroff. Sein leerer Blick füllte sich plötzlich mit Wut »Verschwinden Sie«.

 Mit einem Schlag hob er seinen Kopf. Das Glas entglitt ihm und fiel zu Boden. Dumpf kam es am Boden auf. Der übrig gebliebene Inhalt, der aus scharf riechenden Alkohol bestand, wurde vom Teppich aufgesogen. Hastig trat ich einen Schritt zurück, um es auf zu heben, doch Jaden packte mich grob am Arm, als ich danach greifen wollte. Seine Augen glänzten matt im Licht der spärlichen Beleuchtung. Sein warmer Atem, der nach Whiskey roch, streifte meine Wangen. Jaden war betrunken. Er lockerte seinen Griff ein wenig »Sie werden nicht fürs putzen bezahlt«, raunte er nun etwas milder »Dafür sind Sie zu hübsch«. 

Mit einem Mal ließ er mich los. Erschrocken wich ich zurück und rieb mir das schmerzende Handgelenk. Ich wurde wütend »Ich werde jetzt gehen«, fuhr ich ihn ungehalten an »Sie bezahlen immerhin keine Überstunden«. Für einen Moment wurde es ganz Still im Raum. Verwundert stellte ich fest, dass Jaden mir keine schlagfertige oder beleidigende Bemerkung zurückwarf. Nicht einmal sein dämliches Lächeln wurde auf seinen Lippen sichtbar. Wortlos stand er auf und ging zu seinem Schreibtisch nach hinten, um sich nachzuschenken. Ich spielte mit dem Gedanken, einfach zu gehen, doch ich brachte es aus irgendeinem Grund nicht zustande. Wir versteinert wartete ich regungslos vor der offenen Tür und beobachtet, wie Jaden drei große Schlücke aus der Whiskeyflasche nahm. 

Erbärmlich, dachte ich angewidert. Erst, als er die Flasche absetzte, schien ihm wieder einzufallen, dass ich noch da war. Er seufzte »Wieso sind Sie noch hier?«. Ich verschränkte selbstsicher die Arme »Weil ich dafür sorgen muss, dass Sie nicht an einer Alkoholvergiftung sterben«. Jaden lachte plötzlich auf »Wieso kümmert ausgerechnet Sie das, ob ich sterbe oder lebe?«. Eiskalt entgegnete ich ihm »Weil Sie mich bezahlen und ich das verfluchte Geld brauche«, mit leiser Stimme fügte ich noch hinzu »Sie wissen wahrscheinlich nicht, wie das ist, wenn man auf jeden Pence angewiesen ist, Mr. Lankford«. Mit einem Kopfschütteln musterte die Flasche »Nein, das weiß ich wirklich nicht«. Als wäre es das selbstverständlichste der Welt, kippte er den Inhalt der Flasche neben sich achtlos auf den Boden. 

Dabei begann er zu grinsen »Das ist ein zwei Millionen Dollar teurer Whiskey und ich gebe einen Scheiß darauf, ob er den vier-Millionen-Dollar-Teppich ruiniert«. Mein Gesicht färbte sich rot »Sie sind ein verzogener Mistkerl«. Jaden nickte zustimmend »Ja, ja das bin ich«, er ließ die Flasche fallen. Seine glasigen Augen musterten nachdenklich den Fleck im Teppich. »Ich sage einfach«, begann er murmelnd »Dass Sie das waren, Miss Acaster. Dann müssen Sie für den Schaden aufkommen und ich kann mir einen schöneren Teppich kaufen«.

 Er versuchte die Flasche wegzukicken, aber verfehlte in seinem Rausch. Fassungslos schüttelte ich den Kopf »Sie sind ein Idiot, wissen Sie das?«, zu meiner großen Überraschung entgegnete er dieser rhetorischen Frage mit einem Kompliment »Und Sie, dass Sie wunderschön sind, wenn Sie so wütend sind?«.

JadenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt