30 | Contre-aimer

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Raymond und ich führten das restliche Dinner lang vielseitige Gespräche, in den wir beide darauf achteten, nicht Jaden oder die Familie Lankford generell anzusprechen. Er hatte sich sogar auf Jadens Platz neben mich gesetzt und Libby zwischen uns, um mich besser über die Gespräche der anderen Gäste hinweg zu hören. Um ehrlich zu sein, hoffte ich im Stillen das sein Bruder nicht zurückkam. 

Ich wollte nicht das Jaden sah, wie gut ich mich mit Raymond verstand... wie charmant und aufgeschlossen er mir gegenüber war. Vielleicht lag es auch an dem Champagner, aber ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben von jemanden wirklich verstanden und genoss die Aufmerksamkeit und Zuwendung meines Gesprächspartners. Nach einer Weile fielen Libby die Augen zu und Raymond erklärte, dass er sie jetzt nach oben bringen würde, damit sie in Ruhe einschlafen konnte. Ich bot ihm an mitzukommen. 

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Libby schlief bereits tief und fest, als Raymond sie die Treppe in der Eingangshalle hinauftrug. Mit einem kaum merklichen Lächeln bemerkte ich die unübersehbare Ähnlichkeit die sie zu einem Engel hatte. Lautlos schloss ihr Vater ein wenig später die Tür zu ihrem Zimmer und wir standen alleine in dem leeren Flur. Ich schmeckte den Champagner auf meinen trockenen Lippen und roch das Parfum das Raymond trug. Es war herb und besaß einen Hauch von Eitelkeit. 

Erst jetzt wagte ich zu fragen »Du bist heute Abend ohne Begleitung gekommen...« »Ist Libby denn etwa keine ansprechende Gesellschaft in deinen Augen?«, sein Ton war freundlich und seine gedämpfte Stimme fast hypnotisch. »Doch«, stammelte ich verlegen »Aber ich meine in...« »Ich weiß«, unterbrach er mich, da er bemerkte wie verunsichert ich nun war. 

Raymond und ich entfernten uns etwas von Libbys Schlafzimmer, als er plötzlich gestand »Seit der Trennung mit ihrer Mutter, von der ich schon viel zu oft geredet habe, bin ich etwas unentschlossen was das Thema Liebe angeht. Besonders für einen Mann in meiner Position ist es schwer, eine Frau zu finden, die nicht nur auf das Geld und den Namen meiner Familie aus ist«. 

Ich nickte daraufhin, in der gleichen Weise als würde er mir eine Frage stellen. Mit einem Lächeln versicherte ich ihm »Da draußen gibt es noch genug solcher Mädchen... aber es ist schwierig, diese an den Orten anzutreffen wo du wahrscheinlich die meiste Zeit verbringst. Ich denke nicht, dass du die Liebe deines Lebens auf einer Yachtparty oder bei Geschäftsessen kennenlernen wirst«. 

Raymond blieb plötzlich stehen »Valerie«, in seiner Stimme lag ein Hauch von Erkenntnis »Wie blind ich doch die ganze Zeit über war«. Er trat auf mich zu »Seit dem ersten Tag, an dem ich dich damals in der Kanzlei gesehen habe... ich wusste, dass du mehr als nur ein Zufall bist«. Mit einem Schlag färbten sich meine Wangen rot »Raymond«, stotterte ich geschmeichelt »Du hattest anscheinend zu viel Scotch«. 

 Seine Augen begannen wild zu funkeln »Ich will dich morgen Mittag zum Essen zu mir einladen. Meine Köche kann alles was du willst zaubern...«, er zog eine Visitenkarte aus seinem Jacket »Das ist meine Adresse. Ich verspreche dir Valerie, dass ich morgen keinen Tropfen Scotch anfassen werde, bis ich dich überzeugt habe«. Mit einem verunsicherten »Okay« nahm ich die Karte entgegen und verließ das Dinner.

JadenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt