Der Geschmack von bitterem Whiskey lag noch immer auf meiner Zunge, als Jaden mich wortlos in den Aufzug drängte und den untersten Knopf drückte. Eine unheimliche, eisige Stille hing in der Luft, die jedoch von dem metallenen Rattern des Aufzugs abgelöst wurden, als sich die Türen mit einem leisen Klicken schlossen. Mit angehaltenem Atem wagte ich einen flüchtigen Blick zu Jaden hinüber, der nachdenklich an seinem rechten dunkelblauen Jacketärmel herumzog.
Ich bemerkte nach längerem Hinsehen, dass er versuchte seine Manschettenknöpfe zu schließen. Mit einem schüchternen Lächeln wandte ich mich ihm zu und griff nach seiner linken Hand »Lass mich das machen«, erklärte ich schon fast bittend. Er befreite sich mit einem genervten Blick aus meinem Griff und zog seine linke Hand demonstrativ zurück, während er mir die rechte bereitwillig entgegenstreckte.
Kaum hatte ich den Verschluss der silbernen Manschettenknöpfe an ihren Platz gedrückt, hielt der Aufzug an und die Türen öffnete sich. Jaden nickte in meine Richtung »Danke«, seine Worte klangen fremd und gezwungen. Bevor ich die peinliche Röte auf seinen Wangen bemerken konnte, eilte Jaden mir bereits davon. Ich schüttelte seufzend den Kopf »Idiot«, stieß ich leise hervor und folgte ihm. Wir gingen hastig durch eine halbleere Tiefgarage.
Der graue Beton wirkte fast erdrückend in dem grässlichen neonblauen Licht über uns. Aber es schmeichelte Jadens grünen Augen. Ich biss mir instinktiv auf meine Unterlippe - was für ein oberflächlicher und naiver Gedanke! Jaden hielt vor einem schwarzen Jaguar. »Du besitzt doch einen Führerschein, oder?«, seine Frage klang ernst, als würde er mir wirklich zumuten, dass ich in meinem Alter nicht wusste wie man ein Auto fuhr.
Ich zeigte meine Enttäuschung in dem ich ihm sarkastisch an den Kopf warf »Nein, natürlich nicht... ich konnte mir ja immerhin keinen leisten!«. Jaden zog seine rechte Augenbraue fragend hoch »Ich wusste ja nicht, dass du wirklich so arm bist«. Ich lachte entrüstet auf »Du verfluchter...« »Beruhig dich, Valerie«, schnitt er mir grinsend den Satz ab »Das war doch nur ein despektierlich und unsäglicher Scherz meiner Seitz«. Ich starrte ihn mit meinen großen braune Augen fassungslos an »Ich... ich weiß nicht was schlimmer ist«, begann ich gereizt und trat auf ihn zu »Das du so mit mir umgehst, oder das du hier und da klingst wie mein Urgroßvater!«.
Jaden vergrub seine Händen in seinen Hosentaschen und blickte amüsiert zu Boden »Meine wohlerwogenen Worte scheinen eine verzagte und erquickende junge Frau wie dich, Valerie...«, sein Grinsen wurde noch breiter »In diesen kapriziös Momenten von meiner Seite zu verwirren«. Ich war so nah dran Jaden eine Ohrfeige zu verpassen. Zum Glück jedoch fuhr gerade ein anderes Auto an uns vorbei, so dass ich ihn nur ermahnenden ansah. »Steig ein«, befahl ich kalt, nachdem ich das Auto aufgesperrt hatte. Jaden zuckte mit den Schultern »Ist ja schon gut«, murmelte er und nahm am Beifahrersitz platz.
Als ich den Motor startete, bemerkte ich wie Jaden neben mir übertrieben auffällig den Sicherheitsgurt anzog. Er erntete einen kräftigen Stoß in die Seite dafür. Kaum war ich auf die Straße abgebogen, verschränkte Jaden plötzlich die Arme »Wenn du noch langsamer fährst, dann kommen wir erst morgen bei dir Zuhause an«. Mein Griff um das Lenkrad wurde fester »Ich bin bereits über dem Tempolimit«, gestand ich bissig. Jaden murmelte irgendetwas vor sich her. Nach wenigen Minuten erreichten wir schließlich den Trafalgar Square.
Jaden war indessen etwas »angenehmer« geworden, doch es schien, als würde ihn etwas in seinem sturen Kopf beschäftigen. Ein beklemmendes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. Plötzlich spürte ich Jadens kalten Atem an meiner linken Wange. Der Alkoholgeruch biss in meiner Nase.
»Was zum Teufel machst du da?«, fragte ich gereizt und ein wenig panisch, als ich sah, wie Jaden nach dem Lenkrad griff. Wie aus dem Nichts heraus, drückte er mein Bein auf den Gaspedal mit seiner freien Hand gewaltsam nach unten, während er mit der anderen das Lenkrad wild herumriss. Ich schrie auf.
DU LIEST GERADE
Jaden
Romance»Liebe macht süchtig. Und jeder weiß, dass uns jede Sucht am Ende zerstört«, flüsterte er mit rauer, gedämpfter Stimme. Ein bitterer Geruch von kaltem Rauch drang aus seinen Lippen. Seine grünen Augen glänzten matt in dem blauen Neonlicht über uns...