Zwei Wochen später, es war Ende September, durfte ich das Krankehaus endlich verlassen. Der kalte Regen der sich aus grauen, tristen Himmel ergoss, prasselte auf den schwarzen Stoff des Regenschirms, den Hazel wortlos über meinen Kopf hielt. Ich schlang meine dunkelblaue Jacke enger um meinen Körper »Es ist eisig hier draußen«, murmelte ich.
Hazel gab mir einen aufmunternden Stoß mit dem Ellbogen in die Seite »Was kann ich dafür, dass du den ganzen Sommer verschlafen hast? Wir hatten herrliches Wetter!«. Ich begann zu lachen »Du musst mir alles darüber erzählen...«, Hazel nickte zustimmend und wurde ein wenig rot »Ich habe jemanden kennengelernt, Valerie«. Meine Freude für sie drückte ich in einer langen Umarmung aus. »Wie heißt er?«, begann ich aufgeregt zu fragen, als wir in das Taxi gestiegen waren » Lewisham«.
Ich musterte sie interessiert »Was macht er beruflich?« »Er ist in der British Army, ich habe ihn in unserem Lieblingspub kennengelernt«, sie senkte ein wenig betrübt den Blick »Ohne ihn, hätte ich das glaube ich nie durchgestanden«. Ich legte ihr tröstend meine Hand auf ihre Schultern »Er scheint dir wirklich etwas zu bedeuten, Hazel. Du musst ihn mir unbedingt einmal vorstellen« »Er kommt zu Weihnachten wieder nach London«, erklärte Hazel »Er musste vor drei Wochen zurück in den Iran«.
In diesem Moment hielt das Taxi. Ich hatte nicht auf die Umgebung geachtet, aber ich war mir sicher, dass Hazel ihm die falsche Adresse gegeben hatte. Die großen Häuser, die aneinander gereiht an beiden Seite der Straße standen, wirkten gepflegt und teuer. Doch es schien, als wären wir richtig, denn Hazel bezahlte hastig und brachte mich dann eine kleine Treppe hinauf zur Haustür. »Wo sind wir hier?«, fragte ich verwirrt. Hazels Schwermut wich einer aufgeregten Vorfreude »In unserem bescheidenen neuem Heim«.
Die prickelnde Wärme des großen Kamins im Wohnzimmer umfing mich wie eine freundschaftliche Umarmung und ich wusste sofort, auch wenn ich noch nie zuvor hier gewesen war, dass ich endlich Zuhause angekommen war. Hazel deutete nach oben »Du musst dein Bad und dein Schlafzimmer sehen«, bestand sie grinsend »Es ist einfach unglaublich!«. Sie zog mich förmlich die Treppe in den zweiten Stock hinauf. Vorbei an unzähligen Türen bis hin zum Ende des Gangs.
Mit einem wilden Funkeln in den Augen riss sie die weiße Tür auf. Mein Blick fiel zuerst auf ein riesiges Bett, das direkt neben zwei großen Fenstern stand. Wie in Trance ging ich an all den teuren Möbeln vorbei, hin zu dem rechten Fenster. Ich griff nach dem leichten Stoff des Vorhangs und zog ihn ein wenig zur Seite. Über die Dächer hinweg erstreckte sich direkt vor mir die hellblaue Kuppel der St. Pauls Kathedrale, die im Kontrast zum grauen Himmel fast zu leuchten schien.
Hazel trat neben mich »Raymond wollte, dass du das Zimmer bekommst. Auch wenn ich ein wenig neidisch darüber war«, sie zupfte ungeduldig an meinem linken Jackenärmel »Komm, ich muss dir noch dein Bad und deinen begehbaren Kleiderschrank zeigen, Valerie«. Ich wich zurück und starrte sie ausdruckslos an »Wir können das nicht annehmen, Hazel«.
Sie wirkte überrascht »Was?«, sie fühlte mit dem Handrücken meine Stirn »Wie heftig hast du dir denn bitte beim Unfall den Kopf gestoßen? Das gehört jetzt alles uns, Val!«. Sie bemerkte, dass sie mit ihren Worten auf taube Ohren traf »Bitte überleg es dir.. ich meine, dass ist eine Wiedergutmachung für alles, das Jaden dir angetan hat... all die Beleidigungen und das respektlose Benehmen«. Ich seufzte schwer »Das ist keine Wiedergutmachung«, flüsterte ich
»Das ist dafür, dass wir den Mund halten sollen. Die Kanzlei darf sich keine schlechte Publicity leisten«. Hazel wirkte entrüstet »Wie kommst du nur auf so einen Blödsinn?« »Ich habe in den ersten Tagen, als ich an das Bett gefesselt war, recherchiert. Und weißt du, was in all den Zeitungsberichten stand?«, ich wandte mich wieder dem Fenster zu »Das zwei betrunkene Verlobte aus Spanien bei dem Unfall ums Leben gekommen seien. Jetzt weißt du es, Hazel«.
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Jaden
Romance»Liebe macht süchtig. Und jeder weiß, dass uns jede Sucht am Ende zerstört«, flüsterte er mit rauer, gedämpfter Stimme. Ein bitterer Geruch von kaltem Rauch drang aus seinen Lippen. Seine grünen Augen glänzten matt in dem blauen Neonlicht über uns...