9 | Témérité

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Ich verstand die Welt nicht mehr und griff stammelnd nach Worten »Sie... Sie sind doch völlig betrunken«. Ich wandte mich zum Gehen um, doch Jaden hielt mich auf »Wieso denken Sie, dass ich es nur deswegen sagen? Halten Sie mich wirklich für so einen arroganten Bastard?«. Ich lachte plötzlich auf »Ja«, mit einem Kopfschütteln wandte ich mich um »Ja, das tue ich«, wiederholte ich herausfordernd.

»Sie verarschen jeden, weil Sie denken, dass Sie etwas besseres sind. Aber das sind Sie nicht, Mr. Lankford«, ich spürte wie die ganze aufgestaute Wut in mir hochkam. Ich trat einen Schritt nach vor »Vielleicht haben Sie und ihre Familie ein siebenstelliges Konto und wir »normal-sterblichen« keinen einzigen Pence, aber dafür sind wir, was die Menschlichkeit angeht, um einiges reicher«. Mit einer verärgerten Geste deutete ich auf auf Jadens gefälschten Abschluss, der als provokantes Zeugnis eingerahmt an der Wand hing

»Ich könnte da rausgehen und jeden Einzelnen erzählen, dass Sie und Ihr Vater erbärmliche Lügner sind«, ich schnappte aufgebracht nach Luft »Und selbst wenn die Kanzlei wegen dem Skandal geschlossen wird, seid ihr immer noch diese arroganten Arschlöcher mit dem ganzen Haufen Geld! Ihr seid wie der Abschaum, der einfach nicht verschwindet! Aber wir... wir Angestellten landen auf der Straße ohne irgendeine Chance, nur weil ihr Scheiße gebaut habt!«. Jaden öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch ich vollendete meine Hassrede, ohne auch nur eine kurze Pause wegen ihm zu machen »Ich wünschte, dass Sie nur einen einzigen Tag so leben müssten wie wir... verwundbar und zu Tode erschöpft.

Das Sie am Morgen aufstehen und nicht wissen, ob Sie heute nicht entlassen werden, weil Ihr arroganter Boss Sie für unnötig hält, obwohl man ständig alles gibt«. Ich sank erschöpft auf Jadens Sessel nieder »Aber das wird nicht passieren, weil Sie gleich in ihren Porsche steigen und nach Hause fahren. Und wenn Sie ein Polizist aufhält, weil Sie betrunken sind, dann wird das verfluchte Geld zu einem Freiticket«. Ich ließ die Schultern sinken. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass Jaden zu Sinnen gekommen war, doch dann sagte er nur »Ich fahre doch keinen billigen Porsche, sondern einen sonderangefertigten Lamborghini«.

Am liebsten hätte ich ihm die Kehle herausgerissen, damit er kein einziges, unbedachtes Wort mehr sagen könnte. Ich stand fassungslos auf »Gute Nacht, Mr. Lankford«, murmelte ich leise. Plötzlich griff Jaden von hinten nach meiner Hand »Warten Sie, Valerie«. Ich senkte den Kopf »Lassen Sie mich los« »Es tut mir leid«, flüsterte Jaden ehrlich »Ich weiß, dass ich ein ziemlicher Dummkopf sein kann. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum mich Adelia verlassen hat«. Überrascht drehte ich mich zu ihm um »Was? Sie hat Sie verlassen?«. Jaden nickte niedergeschlagen. Ich musste plötzlich grinsen »Das kann ich mir gar nicht vorstellen«.

Er begann ebenfalls zu Lächeln. Aber es war nicht das boshafte, nervige Lächeln, sondern ein warmes, freundliches. Sein Griff um meine Hand wurde fester »Ich kenne kein Mädchen, dass jemals so mit mir geredet hat, wie du gerade, Valerie. Das bewundere ich« »Etwa das ich keine Angst vor Ihnen habe? Oder Respekt?«. Jadens glasige Augen wurden etwas klarer »Nein«, flüsterte er gedämpft »Sondern, dass du, obwohl ich so zu dir bin, geblieben bist. Jede andere Assistentin ist nach zwei Stunden abgehauen«.

Ich nickte »Ich werde mich nicht von so einem eingebildeten Arschloch wie dir fertig machen lassen, Jaden«. Wir waren uns immer näher gekommen. Ich biss auf meine Unterlippe »Vielleicht finde ich dein Selbstbewusstsein auch irgendwie anziehend«. Jadens Wangen wurden rot »Wir beide sind ziemlich verrückt«. Ich stimmte ihm zu »Ja, vielleicht hast du Recht«. Und kaum hatte ich diese Worte ausgesprochen, spürte ich Jadens heiße Lippen auf meinen. Noch nie zuvor war der Geschmack von Whiskey so schön gewesen, wie in diesem Moment.

Ich habe währendes Schreibens dieses Lied auf und ab gehört. Ich finde es passt gut zu dieser Szene:

JadenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt