21 | Trahison

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Mit einem Schlag schoss Jaden eine peinliche Röte in das verdutze Gesicht. Ich hob siegessicher das weiße Handtuch hoch und ließ es provokant direkt vor seinen Augen hin und her baumeln »Das was du jetzt spürst, Jaden, ist Scham«, ich hob herausfordern die linke Augenbraue und musterte ihn kalt »Und so fühlt sich ein normalsterblicher, nachdem er so kindisch gehandelt hat wie du gerade zuvor«. 

Jaden grüne Augen leuchteten auf »Du bist verrückt«, stöhnte er und fasste nach dem Handtuch. Gefolgt von einem wiederwilligen Seufzen ließ ich zu, dass er mir es aus der Hand riss. Die Putzfrau hatte sich währenddessen erschrocken umgewandt und stolperte förmlich Richtung Lift. Jaden rang verzweifelt nach seiner Fassung und Selbstsicherheit. Schließlich zog er mich zurück in sein Apartment und schloss mit einem lauten Knall die Tür hinter uns. Einige Minuten lang blickte er mich nur an. 

Ich saß mit verschränkten Händen und überschlagenen Beinen vor ihm auf der Lehne der Couch. Meine pochenden Kopfschmerzen und der Geruch vom Whiskey im Raum erweckten in mir eine rasende Wut. Doch bevor etwas über meine bebenden Lippen kommen konnte, wandte sich Jaden plötzlich lautlos um und verschwand in sein Schlafzimmer. Zuerst dachte ich, dass er sich nur anziehen würde. Doch als er zurück kam, nicht mehr an als eine dunkelblaue Hose und ein offenes weißes Hemd, bemerkte ich eine kleine schwarze Schachtel in in seiner Hand. 

Mir stockte augenblicklich der Atem: es war Adelines Geschenk, dass Hazel gestohlen und in einer meiner Kleidungstücke versteckt hatte. Ich hatte gestern in der Eile genau den Schal in meine Tasche gestopft, in der die ganze Zeit über das diamantene Kolier gewesen war. Unsicher stand ich auf und trat von einem Bein auf das andere. Ich senkte meinen Blick zu Boden, als ich kleinlaut fragte »Woher hast du es?«, Jaden warf das Geschenk daraufhin achtlos neben sich auf eine Kommode »Du tust nicht einmal so, als hättest du es nie gesehen, Valerie«, seufzte er enttäuscht. 

Ich zuckte mit den Schultern »Warum auch? Es hat keinen Sinn es zu leugnen«. Jaden überlegte kurz ehe er erwiderte »Du hast Recht«, seine Worte überraschten mich. Ich beobachtete skeptisch wie er sich ein Glas Rum einschenkte »Es ist nicht einmal zehn«, erklärte ich verächtlich. Jaden führte das halbvolle Glas zu seinen Lippen, stoppte jedoch abrupt, als ich fertig gesprochen hatte. Zufrieden murmelte ich »Schon besser«. Er setzte das Glas vor sich ab »Ich bringe dich nach Hause, Valerie«. 

Es klang nicht nach einem Vorschlag oder Angebot, sondern mehr nach einer beschlossenen Entscheidung. Ich lehnte mit dem Argument, dass er anscheinend immer noch betrunken war, ab. Plötzlich zog er seine Autoschlüssel aus seiner linken Hosentasche hervor und warf sie in meine Richtung. Überrascht fing ich sie auf. Jadens Augen glänzten wieder in diesem unheimlichen Licht auf »Dann fährst eben du, Valerie«. 

JadenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt