Damian
Lange hielt ich es zu Hause nicht aus. Ich lief durch die Stadt und mal wieder fiel mir auf wie sehr ich es vermisst hatte hier zu sein. Ich lief an einem Spielplatz vorbei und musste daran denken, wie Nea von der Schaukel gefallen war. Sie hatte fürchterlich geweint, weil ihrer Puppe dabei der Kopf abgefallen war. Ich hatte meine Eltern angefleht ihr zum Geburtstag eine Neue schenken zu dürfen.
Unter der Rutsche hatten wir ihre Puppe dann begraben. Wir hatten sogar einen Grabstein gebastelt. Als dieser nach Monaten dann verschwunden war hatte Nea wieder stundenlang geweint. Ich hatte ihr versprochen einen Neuen zu machen, aber dann sind wir weggezogen und ich hatte die Möglichkeit dazu nicht mehr.
Ich lief weiter und sah en Mädchen ein paar Meter vor mir. An ihren Haaren konnte ich erkennen, dass es Nea ist die mit gesenktem Kopf auf das dunkle Tor des Friedhofs zu ging. Verwirrt ging ich ihr hinterher. So weit ich wusste lebten ihre Großeltern in einer ganz anderen Stadt und waren auch dort auf dem Friedhof begraben. Wen wollte sie also hier besuchen?
Als sie sich vor einem Grabstein auf die Knie fallen ließ blieb ich auch stehen.
"Mum... Ich wünschte ihr wärt bei mir", sagte sie und ich hielt überrascht den Atem an. Ihre Eltern lagen hier. Sie waren tot. Mary und Cole waren nicht mehr hier. Das würde meine Eltern ebenfalls sehr überraschen. Sie waren befreundet gewesen.
"Damian ist wieder da. Es tut so weh. Ich bin doch gerade erst richtig damit klar gekommen, dass er weg war. Jetzt ist er wieder da und versucht immer wieder mit mir zu reden. Er hat sich kaum verändert. Seine Augen strahlen noch genauso wenn ihn etwas begeistert. Er sieht älter aus als vor 12 Jahren. Besser. Ich hab ihn vermisst, Mum."
Ich wusste, dass ich gehen sollte. Was sie zu sagen hatte ging mich nichts an. Doch ich konnte nicht.
"Du hast immer gesagt er würde zurückkommen. Er würde eine gute Erklärung für sein Verschwinden haben. Du weißt als einzige, wie viel Damian mir bedeutet hat. Wie verliebt ich damals in ihn war."
Als sie das sagte blieb mein Herz stehen. Sie war in mich verliebt. Diese Erkenntnis traf mich mitten ins Herz und es machte meine Schuldgefühle noch größer.
"Du hast immer gesagt, Geschehenes sollte verziehen aber nicht vergessen werden. Mum, ich kann das aber einfach noch nicht verzeihen. Es tut einfach so weh, wie er mich ansieht als wäre ich das einzige Mädchen auf der Welt. Es tut weh, wie er sich durch die Haare fährt wenn er versucht das Gespräch mit mir sucht. Es tut weh, ihn in meiner Nähe zu haben. Ich kann das einfach nicht mehr. Er hat seine Versprechen gebrochen. Er war nicht da als ich mir meine Haare geschnitten habe und furchtbar aussah. Er war nicht da als ich mir mein Bein gebrochen hatte. Er war nicht da als ich mir mein Tattoo habe stechen lassen. Er war nicht da als ich... als ich vergewaltigt wurde. Er war nicht da als ihr gestorben seit. Er hat mich alleine gelassen. Er hat mich nicht vor dem Schlechten beschützt. Er war einfach weg. Ich kann ihm das nicht verzeihen, nicht ohne zu wissen wieso er gegangen ist. Aber ich kann mir das jetzt noch nicht anhören. Dafür tut es noch zu sehr weh", sie legte weinend ihren Kopf auf ihre angezogenen Knie.
Dass sie vergewaltigt wurde machte mich unglaublich wütend. Ich war sauer auf mich, dass ich nicht für sie da war. Ich war sauer auf denjenigen der Schuld daran hatte.
"Es tut mir so wahnsinnig leid. Ich hätte für dich da sein müssen", bevor ich wusste was ich tat hatte ich es ausgesprochen. Auch wenn ich wusste, dass es das nicht ungeschehen machen würde, hoffte ich das wir uns wieder näher kommen könnten.
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We can reach the Moon
Teen FictionEin Junge, der seine beste Freundin verlor. Ein Junge, der nur ein Mädchen wieder haben möchte. Ein Junge, der sein Mädchen wieder in den Armen halten kann. Als Damian vor 12 Jahren verschwand brach für Nea eine Welt zusammen. Doch dann stand er plö...