Kapitel 14

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Jimin

Stumm beobachtete ich Taehyung und sah zu, wie er langsam wieder einschlief. Meine Arme waren immer noch fest um ihn geschlungen und ich hatte meinen Kopf an seine Schulter geschmiegt.

Nachdem ich Taehyung die Drogen weggenommen hatte, hatte er wieder versucht, mich von sich zu drücken, was ich tatsächlich etwas kindisch fand. Teilweise ließ er meine Umarmungen zu, aber dann gab es wieder einen Moment, in dem er mich wegdrückte. Ich konnte mir nicht erklären, woran das lag und ich hoffte einfach, dass es sich bessern würde. Mein Beschützerinstinkt wurde bei Taehyung aktiv und ich musste ihm einfach helfen - egal, was er davon hielt oder wie es endete.

Es hatte ein wenig gedauert, bis er endlich wieder eingeschlafen war. Ich hatte nicht auf die Uhr gesehen, doch mein Gefühl verriet mir, dass ich mindestens seit über einer Stunde wach war und mich um ihn gekümmert hatte. Und auch jetzt wollte ich nicht weiterschlafen, obwohl ich vermutlich nur wenige Stunden Schlaf gehabt hatte, jedoch war die Angst, dass Taehyung wieder einen Albtraum hatte, einfach zu präsent.

Leise seufzte ich und hob meinen Kopf etwas, um die Konturen von seinem Gesicht zu mustern. Taehyung war durchaus ein schöner Mensch,  vielleicht sogar der Schönste, den ich jemals getroffen hatte. Doch diese Schönheit konnte man nur wiedererkennen, wenn er mal ruhig schlief. Tagsüber sah er fertig und erschöpft aus, was an den Drogen lag und genau das verbarg sein gutes Aussehen.

Doch das war irgendwie ganz gut für mich, somit wusste ich, dass niemand sich an ihn heranschmiss und mir in die Quere kam, während ich ihm zu helfen versuchte. Ich wollte nicht wirklich etwas von Taehyung, mir ging es eher darum, dass er wieder gesund wurde. Wenn jemand dahergelaufenes mich allerdings von ihm trennen würde, könnte er meinen Versuch zu helfen wieder zunichte machen. Das hatte ich bereits einmal erlebt und es war nicht gut ausgegangen.

Langsam spürte ich, wie die Müdigkeit mich einholte und schloss nun doch meine Augen. Die Haare, die zuvor wegen dem Schweiß an Taehyungs Stirn geklebt hatten, waren inzwischen wieder trockener und das zeigte mir, dass auch sein Körper sich wieder beruhigt hatte. Somit brauchte ich mir vermutlich in dieser Nacht keine Sorgen mehr zu machen und konnte ebenfalls schlafen. Wahrscheinlich würde Taehyung nicht einmal in die Tiefschlafphase fallen und deshalb nichts mehr träumen. Das hoffte ich zumindest.

-

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schlief Taehyung noch seelenruhig neben mir. Tatsächlich waren wir beide über Nacht kein weiteres Mal aufgewacht und erleichtert atmete ich durch, während ich mich leicht aufrichtete und mit einem Arm abstützte. Ich war froh darüber, ihm Beistand hatte leisten zu können, obgleich ich nicht einmal wusste, was Taehyung davon hielt und ob seine Freunde nicht hilfreicher gewesen wären.

"Jimin?"

Die raue Morgenstimme von Taehyung holte mich aus meinen Gedanken und mit einem sanften Lächeln schaute ich auf ihn hinab. Er sah mich etwas verschlafen an, ehe er sich ebenfalls aufrichtete und mit seiner Hand durch seine Haare fuhr.

Ich musste leicht schlucken, da Taehyung, auch wenn wir nur saßen, deutlich größer war als ich und mich mit einen Blick musterte, der mich ein wenig einschüchterte. Dennoch hielt ich diesem stand und sah ihm fest in die Augen, ließ mein Lächeln nicht fallen; er sollte sehen, dass es mir ernst war.

Doch dann schwang er seine Beine aus dem Bett und griff nach seinen Klamotten, um sich unzuziehen. Dabei ignorierte er mich völlig und etwas verlegen sah ich zur Seite, überlegte nebenbei, wo der verängstigte Taehyung von heute Nacht war. Ich spürte, dass er ein großes und warmes Herz hatte, allein sein Zusammenbruch in der Nacht hatte mir das bewiesen. Aber er hielt eine Mauer aufrecht, die anscheinend niemand zerstören konnte. Wahrscheinlich, um sich selbst zu schützen. Aber damit stieß er alle - somit auch Hilfe - von sich. War ihm das bewusst? Wollte er das?

"Du solltest gehen, Jimin. Und dir keine weiteren Gedanken mehr um mich machen."

Don't Leave Me ★ VminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt