Jimin
Tränen rannten über meine Wangen und versperrten meine Sicht, aber dennoch rannte ich einfach weiter. Ich hatte kein Ziel, es gab keinen Ort, zu dem ich wollte. Alles, was gerade in meinem Kopf herrschte, war der Schmerz der Vergangenheit.
Anscheinend hatte Taehyung es immer noch nicht verstanden. Anscheinend hatte er immer noch nicht verstanden, dass ich all das bereits einmal durchgemacht hatte und verdammt nochmal, er hatte nicht verstanden, dass ich seinen Schmerz nachempfinden konnte. Auch ich hatte einen Menschen verloren, der mir verdammt viel bedeutet hatte und Drogen waren längst kein unbekanntes Gebiet mehr für mich.
Ein weiteres Schluchzen entkam meiner Kehle und ich wischte über meine Augen, um einigermaßen eine klare Sicht zu bekommen. Dadurch sah ich viel zu spät das kleine Loch im Boden, in dem ich hängen blieb und stolperte, jedoch fiel ich nicht. Rechtzeitig hatte ich mich noch fangen können und rannte einfach weiter.
Meine Lunge brannte inzwischen und auch meine Augen schmerzten. Ich bekam beinahe keine Luft mehr und meine Beine fühlten sich so an, als würden sie jeden Moment schlapp machen, doch tapfer lief ich weiter. Ich musste einfach weg von mir, egal, wie sehr meine Lunge mich dazu zwang, nach Sauerstoff zu japsen und kurz darauf erneut zu schluchzen.
Ohne es wirklich zu merken, kam ich am Friedhof der Stadt an, allerdings konnte ich das nur begrüßen. Eilig passierte ich das Eingangstor und lief über die kleinen, mit Kies belegten Wege. Meine Schritte wurden schneller und schneller, je mehr ich mich seinem Grab näherte und schließlich stand ich davor.
Erneut wischte ich mir über die Augen und ließ mich zu Boden sinken. Meine Sicht klärte sich nur langsam und mit einem erschöpften Blick musterte ich den Grabstein vor mir. Besonders den Namen darauf.
Min Yoongi.
Ich schluckte schwer und zog meine Beine näher an meinen Körper. Schon lange hatte ich nicht mehr hier gesessen, zu sehr hatte mein Herz geschmerzt und gestochen. Auch jetzt zog es sich schmerzhaft zusammen und ich kniff kurz meine Augen zusammen. Ein letztes Mal zog ich meine Nase hoch und wischte dann mit meinem Ärmel unterhalb meiner Nase entlang, ehe ich anfing zu sprechen.
"Es tut mir leid, dass ich gescheitert bin", sagte ich leise. Meine Stimme zitterte und brach schließlich ab. Schuldbewusst senkte ich meinen Blick und biss auf meine Unterlippe. Sicherlich war er wütend auf mich. Immerhin hatte ich ihm versprochen, dass ich auf Taehyung aufpassen und ihm helfen würde. Und nun war ich kläglich gescheitert und weggelaufen. Wie immer.
Aber es tat einfach zu sehr weh.
Mein Herz stach wieder, als ich an Taehyungs Worte dachte. Dass ich keine Ahnung hatte. Dass ich mich nicht so benehmen sollte, als wüsste ich alles. Mit jedem Satz hatte er mich an Yoongi erinnert, denn dieser hatte all das ebenso schon einmal zu mir gesagt. Außerdem war er daran schuld, dass ich überhaupt eine Ahnung von alldem hatte. Dass ich all das hatte durchmachen müssen und nun überhaupt in dieser Situation steckte.
"Ich hasse dich... du hast mich einfach allein gelassen, mich zurückgelassen... und dabei hast du mir versprochen, dass du immer bei mir bleiben würdest...", schluchzte ich nun wieder. Ohne es zu wollen, fingen die Tränen wieder an zu fließen und ich schlang meine Arme fester um meine Beine, damit ich so leise weinen konnte. Die kalten Tränen auf meinen Wangen schmerzten und es fühlte sich so an, als würden sie tiefe Schnitte hinterlassen. Es tat so sehr weh... ich wollte das alles nicht mehr.
Aber es war kein Ende in Sicht.
Ich wusste nicht, wie lange ich hier saß und weinte, aber irgendwann spürte ich, wie mich eine angenehme Wärme umhüllte. Obwohl niemand bei mir war, fühlte ich mich auf einmal weniger allein und somit verebten meine Schluchzer langsam wieder.
Und trotzdem blieb ich hier noch lange Zeit sitzen und dachte einfach nur nach.
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Don't Leave Me ★ Vmin
Fanfiction»Right now I am between your past and future. Even if I'm struck by rain, Even if I'm erased by darkness, I will definitely save you. You are not alone.« Aufgrund eines tragischen Unfalls wurde Taehyung von seiner Familie verstoßen und fing an, sich...