Kapitel 43

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Taehyung

Mittlerweile saß ich mit den anderen beiden auf dem Sofa. Ich zitterte leicht und kuschelte mich in die Decke, die mir über die Schulter gelegt wurde. Sprechen konnte ich nicht mehr, es würde nur ein Krächzen herauskommen, was wohl die Folge von den ganzen Wutausbrüchen war.

Noch nie in meinem Leben war ich so sauer geworden wie heute und noch nie hatte ich jemanden so sehr angeschrien, wie ich es heute bei Jungkook getan hatte. Mit mir stimmte etwas überhaupt nicht.

So verging die Zeit bis zum Abend, als es plötzlich an der Tür klingelte und irritiert sahen wir uns alle drei an, was wohl hieß, dass keiner von uns Besuch erwartete. Dennoch stand Jungkook auf und ging zur Tür, um diese zu öffnen.

Gespannt wartete ich ab, als auf einmal ein kleiner Schwarzhaariger Jungkook zur Seite schubste und mit großen Augen beobachtete ich, wie Jimin auf mich zuhetzte.

,,Lies das!", rief er ein wenig zu laut und atmete schnell, als er mir einen Briefumschlag reichte. Vollkommen überfordert konnte ich im ersten Moment nicht reagieren. Stattdessen öffnete ich meinen Mund, um mich bei ihm zu entschuldigen, doch sofort schüttelte Jimin den Kopf.

,,Wir reden später. Bitte, lies das hier zuerst."

Artig nickte ich nun einfach. Offensichtlich war es Jimin ziemlich wichtig, dass ich diesen Brief hier las und darum nahm ich ihn aus dem Umschlag und faltete ihn auf.

Doch kaum erkannte ich die Schrift, weitete ich meine Augen.

Hey, Taetae,

Du wirst nicht erfreut sein, diesen Brief hier zu lesen. Denn das hier wird das letzte Mal sein, dass ich mit dir irgendwie kommunizieren kann. Und es tut mir so leid, dass ausgerechnet du mich so vorfinden musst, aber anders geht es einfach nicht, verstehst du? Ich kann dieses Leben nicht mehr weiterführen.

Darum habe ich den anderen Weg gewählt und mich umgebracht. Ich weiß genau, wie du reagieren wirst. Du wirst dir die Schuld geben, du wirst dich hassen, aber ich bitte dich...tu es nicht. Dich trifft keine Schuld. Ich möchte dir hier sagen, was genau der Grund war und wie es zu allem kam. Vielleicht verstehst du es dann.

Alles fing an, als man mir sagte, ich habe Depressionen. Natürlich musste die Schule das auch erfahren, damit sie wussten, warum es mir manchmal einfach so schlecht geht. Ich weiß nicht wie, aber die aus meiner Klasse haben das herausgefunden und mich dafür fertig gemacht. Jeden Tag standen neue Beleidigungen auf meinem Tisch oder ich bekam Drohbriefe, dass ich ja aufpassen sollte, sonst würde mir noch viel schlimmeres passieren.

Es hat so weh getan, Taehyung. Ich wurde für etwas gehasst, wofür ich nichts konnte und noch mehr habe ich es gehasst, dass ich es dir nicht erzählen konnte. Ich tat es nicht, weil du dir doch schon genug Sorgen um mich gemacht hast. Das hätte ich dir nicht auch noch antun können.

Jedenfalls habe ich nach einer Weile seltsame Gedanken bekommen. Ich wollte mich immer wieder verletzen und manchmal mich auch einfach umbringen. Darum wollte ich mir Hilfe suchen. Ich habe unsere Eltern angefleht, mich zu einem Therapeuten zu schicken. Ich wollte nicht meinen Gedanken unterliegen. Ich wollte leben und ich wollte zusammen mit dir leben. Aber sie? Sie haben es mir verboten. Sie wollten einen funktionierenden Sohn und nicht noch einen 'kaputten'.

Dabei war ich viel kaputter als du.

Ich weiß, dass unsere Eltern mich mehr lieben als dich. Weil du rebellierst. Aber sie kennen den Grund dafür nicht. Du rebellierst wegen mir, nicht wahr? Sie sollen dich weniger lieben, damit ich mehr geliebt werde und damit es mir besser geht, oder? Das beweist mir aber nur, was für ein toller Hyung du bist...

Ich wünschte mir so sehr, dass alles anders gekommen wäre. Ich würde nur zu gerne weiter mit dir Schneemänner bauen oder eine Schneeballschlacht machen...ich würde nur zu gerne wieder mit dir bis tief in die Nacht reden und lachen, aber das wird nicht mehr so sein und dafür entschuldige ich mich. Während ich aufhöre zu leiden, wirst du es erst recht tun...

Erinnerst du dich noch an heute? Als ich dich angefleht habe zu bleiben? Ich tat es nicht, damit du mich aufhältst. Ich hätte es so oder so durchgezogen. Ich tat es, weil ich mit dir den letzten Abend verbringen wollte. Mit dir, meinem Hyung und der wichtigsten Person in meinem Leben.

Ich danke dir für so vieles. Du hast mich immer aufgebaut, wenn ich mal meinem Selbsthass unterlag. Du hast alles getan, damit es mir besser geht und warst immer für mich da. Du hast mir erlaubt, nachts in dein Bett zu kommen, wenn ich mal nicht schlafen konnte...ich danke dir für alles.

Bitte, gib dir keine Schuld. Du hättest mich nicht aufhalten können, auch wenn du es denkst. Ich gebe dir keine Schuld. Du warst immer der einzige, der mich wirklich geliebt hat.

Ich liebe dich, Taehyung. Und ich werde für immer auf dich aufpassen und an deiner Seite sein.

Dein Mingyu

~~~

I'm sad now ;-;
Poor Taehyungie ;-;
~Cookie

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