Kapitel 33

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Taehyung

Es wurde mir langsam alles zu viel.

Ich hatte das Gefühl, als würde man mir die Luft zudrehen. Als würde man alles von mir erwarten, selbst wenn man mich nur ansah. Sie erwarteten alle von mir, dass ich es schaffte. Dass ich wieder der Alte wurde.

Doch meine Angst verstanden sie nicht.

Egal, wie oft ich es sagte, sie würden es nicht verstehen. Ich hatte Angst davor, dass ich wieder schwach werden und erneut zusammenbrechen würde. Jungkook glaubte an mich, das wusste ich. Namjoon hingegen schien langsam wirklich zu begreifen, dass man mir nicht unbedingt helfen konnte. Wobei, nein. Er begriff, dass er mir nicht helfen konnte, ebenso wie Jungkook es langsam verstanden hatte.

Leise schloss ich die Tür und setzte mich auf mein gemachtes Bett. Natürlich war es nur eine Lüge gewesen, dass ich müde war oder schlecht auf dem Sofa schlief. Eigentlich war es sogar ziemlich angenehm gewesen, aber ich wollte nicht länger dort sein.

Ich wollte nicht länger bei der Hoffnung sein.

Ich konnte an Jimins Blick erkennen, dass er sich gefreut hatte, als ich seine Hilfe annahm. Ihm war ebenfalls bewusst, dass ich es nur für Jungkook tat. Mein bester Freund tat mir so unendlich leid, als ich ihn so fertig gesehen hatte.

Das war meine Schuld. Gerade weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte, musste ich einen Gang zurückschalten. Wenigstens etwas.

Unruhig kaute ich auf meiner Unterlippe rum und seufzte dann schwer auf. Zwar wollte ich alleine sein, aber genauso sehr wollte ich gerade wieder Gesellschaft haben oder die Nähe einer Person spüren. Oder die Wärme durch ihren Körper...

...doch kaum hatte ich dieses Wort im Kopf, blitzte ein Bild vor meinem Gesicht auf. Ein lebloser Körper, genau vor mir, auf dem Boden. Verschreckt rutschte ich sofort auf meinem Bett zurück. Es war eine Halluzination, das wusste ich. Aber warum zum Teufel hatte ich sie jetzt, ohne, dass ich irgendetwas genommen hatte?

Meine Atmung beschleunigte sich, als ich die fahlen, blonden Haare sah, die sich gerade durch das Blut rot färbten. Heilige Scheiße.

Immer, wenn ich eine Halluzination hatte, war es mir nicht richtig bewusst gewesen. Es spielte mit meiner Psyche und meiner Wahrnehmung, plus ich war immer auf Drogen gewesen oder alkoholisiert. Aber alles nüchtern zu erleben, war noch viel schlimmer.

Es zeigte mir, dass ich daran schuld war, dass jemand sein Leben gelassen hatte. Wieder wurde es mir vor Augen geführt, dass ich an allem schuld war. An meiner Situation, daran, dass es Jungkook schlecht ging und verdammt, ich würde auch schuld daran sein, dass es Jimin schlecht ging.

Genau deswegen wollte ich ihn hier nicht haben. Er würde sich selbst zerstören, oder ich würde das tun, wenn auch nicht beabsichtigt. Aber warum verstand es dieser Idiot einfach nicht?

Tief holte ich Luft, als ich plötzlich merkte, wie ein schluchzender Laut aus meinem Mund kam. Wann hatte ich angefangen zu weinen? Wann hatte ich überhaupt aufgehört, die Realität von einer Illusion nicht mehr unterscheiden zu können?

Doch so sehr ich auch versuchte mich zu beruhigen, es fraß sich alles in mein Herz. Die Tränen überkamen mich und auch meine Schluchzer wurden lauter, die ich so gut es ging zu unterdrücken versuchte. Dabei hatte ich nur einen Gedanken im Kopf:

Es tut mir alles so unendlich leid, Mingyu...

~~~

I don't wanna see Taehyungie-Baby cry ;-;
~Cookie

Don't Leave Me ★ VminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt