„Rebecca Mitchell?“
„Nur Beca.“, entgegne ich als ich auf die beiden zugehe. Wir schütteln unsere Hände, wobei er meine Hand meines Erachtens nach etwas zu lange hält und drückt.
„Rebecca“, sagt die Haushälterin, als wir uns gesetzt haben, „Warum meinen Sie für diesen Job geeignet zu sein?“ Ihre Stimme klingt gelangweilt, da sie diese Frage, genau dieselbe Frage schon etliche Mädchen vor mir gestellt hat. Ich meine gar nichts, denke ich mir. Ich bin nicht für den Job geeignet. Definitiv nicht, aber ich brauche ihn, sehr dringend sogar, also reiße dich zusammen, Mitchell. Es ist heiß. Mir stehen die Schweißperlen auf der Stirn und bei dem Haushälter zeichnen sich Flecken unter seinen Armen ab. Meine Hände reibe ich an meinen Shorts so gut es geht trocken, auch wenn sich kurz darauf wieder ein Schweißfilm darüber legt. Ich räuspere mich.
„Nachdem sich meine Eltern getrennt haben, habe ich den Haushalt machen müssen, also gehe ich davon aus den Job gut machen zu können.“ Auf die Mitleidstour wollte ich eigentlich nicht gehen, aber vielleicht bringt es ja etwas. Sie nickt und schaut zu ihrem Mann. Er grinst mich schon die ganze Zeit über schief von der Seite an, wobei sich seine Mundgegend in Falten legt. Die Jüngsten sind die beiden auf jeden Fall nicht mehr. Nun ergreift er das Wort und ich schaudere kurz beim Klang seiner rauchigen dunklen Stimme.
„Ein bisschen Hobbyputzen qualifiziert Sie noch lange nicht für diesen Job hier. Warum also sollten wir uns für Sie entscheiden und nicht für zum Beispiel die attraktive Spanierin dort drüben?“ Er zwinkert in Richtung der Veranda, auf der ich zuvor auch gesessen und gewartet habe. Er spricht von Flo. Sie hat sich mir vorgestellt und ja sie ist durchaus hübsch, nur muss ich nicht attraktiv für diesen Job sein, oder?
Seine Frau ergreift die Initiative und fragt: „Sie sind DJ?“ Sie hebt ihren Blick von meiner Bewerbung.
Ich lächle, als meine wahre Begeisterung zum Thema wird und ich keine Antwort auf die knifflige Frage vom Hausherrn finden muss.
„Ja, bin ich.“, antworte ich knapp. Sie sieht erneut zu ihrem Mann und muss ihm gegen die Schulter schlagen um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
„Das würde sich doch für unsere Galafeier anbieten.“
Er sieht skeptisch zu mir herüber. „Spielen Sie denn auch vernünftige Musik oder nur solchen Technoschrott?“
„Ich spiele alles. Sie müssen nur sagen was Sie hören möchten.“, meine ich schnell. Sie müssen sich weiter für mich interessieren. Vielleicht habe ich ja doch eine Chance, auch wenn das Dj Sein nichts mit dem Job zu tun hat.
Er murmelt ein „Mhm“ an seinen Handrücken, mit dem er sich über den Mund streicht. Mein Rücken klebt an der Lehne des Stuhls und mein Atem geht schwer. Ich schlucke fest den Kloß in meinem Hals herunter, in die Stille hinein, die entstanden ist. Niemand sagt etwas. Ich sehe die Haushälterin erwartungsvoll an. Sie macht sich ein paar Notizen auf einem Zettel, wobei ihr Mann von rechts herüber schielt und dann meint: „Danke Beca. Setz dich noch mal zu den anderen.“ Das war schon? Benommen rapple ich mich auf, indem ich mich kräftig von den Armlehnen abdrücke. Ohne etwas zu sagen begebe ich mich zurück zu den wartenden Mädels.
„Er hat mir so süß zu gezwinkert“, verkündet Flo strahlend. Ich nehme auf dem Stuhl neben Fat Amy Platz und ignoriere Flo’s Kommentar einfach. Im nächsten Moment ist ihr Strahlen verschwunden, als sie sagt: „Meint ihr er hat vor mich umzubringen?“
„Hast du Angst?“, fragt das Mädchen neben ihr.
„Nein, ich lebe sowieso schon länger als erwartet.“ Schulterzucken. Sind hier denn alle verrückt?
Amy, neben mir, meint daraufhin: „Auf keinen Fall hat er dir zugezwinkert. Er hat mir zugezwinkert.“ Sie bewegt sich rhythmisch auf ihrem Stuhl hin und her, während sie fort fährt. „Es ist unfair, ich weiß. Warum muss die talentierteste und bestaussehende von uns allen Australierin sein?“ Flo wirft Amy einen schockierten, fassungslosen Blick zu und dreht sich dann zu zwei anderen Mädchen um. Ich hingegen stütze meine Ellenbogen auf die Knie und lasse mein Gesicht in meine Hände fallen. Dieser Tag soll ein Ende haben. Am besten ein gutes Ende, bei dem DJ Beca mit dem Job in der Tasche nach Hause geht.„Fat Amy?“, ertönt die Stimme der Haushälterin, wobei sie diesmal wesentlich höher spricht, vermutlich verwundert über diesen kuriosen Namen, den sich Patricia selbst gegeben hat, da wir, ich zitiere: „ausgehungerten Bitches“ es sonst hinter ihren Rücken gemacht hätten.
Amy durfte sich nach ihrem Gespräch nicht wieder zurück zu uns setzen, genauso wenig wie drei weitere Mädchen, wodurch ich etwas Hoffnung schöpfe. Flo, Stacie und ich sind noch übrig. Der Haushälter scheint ein Lustmolch zu sein. Stacie macht den Eindruck einer Gogo-Tänzerin. Sie ist schlank, groß, trainiert und wunderschön, außerdem sind ihre einzigen sprachlichen Einwürfe sexistischer Natur gewesen. Flo ist anscheinend sowieso sein Liebling. Die Chancen stehen nicht gut für mich. Was soll ich auch schon groß ausrichten? Ich sehe in seinen Augen wahrscheinlich wie ein nutzloser Hobbit aus. Sicherlich ist er auch kein „Der Herr der Ringe“-Fan. Stacie wird als erstes aufgerufen und kehrt kurz darauf zurück.
„Den Job hast du so gut wie sicher, Flo.“, flüstert sie in Flo’s Richtung, gut hörbar und macht sich dann vom Acker. Ich werde nervös, so nervös das meine Müdigkeit langsam schwindet.
„Rebecca“, ruft es. Ich heiße Beca!, hämmert es in meinem Kopf. Sie muss es sich wohl schwerer machen als es ist. Mein nächster Gedanke ist, dass Flo den Job bekommt und ich jetzt abgewiesen werde.
„Herzlichen Glückwunsch“, verkündet sie lächelnd, durchbricht damit meine Gedanken und schüttelt energisch meine Hand. Mein Mund klappt auf und meine Augenbrauen schießen in die Höhe. Ich habe den Job? Oh mein Gott!
Ich erlange meine Beherrschung zurück und spreche meinen Dank aus, während ich den Händedruck erwidere. Auch ich muss lächeln.
„Können Sie Florencia nach Hause schicken und ihr mitteilen wie leid es mir tut?“, fragt sie leise.
Ich schaue sie verwirrt an. „Wenn es nach meinem Mann ginge, hätte sie den Job und wenn ich sie noch einmal hier her kommen lasse, dann wird er sie beglückwünschen, deswegen komme ich ihm zuvor. Würden Sie das tun? Es geht hier schließlich um ihren Job, Rebecca.“, fügt sie dem mit einem Zwinkern hinzu. Ihr Mann sitzt zurückgelehnt in seinem Stuhl und hat die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Blick ist auf den Boden gerichtet, er ist sichtlich verärgert. Ich habe den Job und nicht seine Flo. Letztendlich nicke ich zustimmend, den Job lasse ich mir jetzt nicht mehr nehmen. Nun lächelt sie wieder, dreht sich um und ruft ins Haus hinein:
„Chloe Liebling, bring mir die Schlüssel.“
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Stets zu Diensten (gxg)
FanfictionBeca ist ihrem Traum so nah wie noch nie, nur fehlt ihr das nötige Kleingeld um umziehen zu können. Ein Nebenjob soll das ändern...und er ändert nicht nur das, sondern noch einiges mehr in Beca's Leben. Nicht meine Geschichte