17. Die Gala

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Ich habe Chloe’s Vorschlag zugestimmt, weswegen sie auch pünktlich 16 Uhr erschienen ist. Zuvor habe ich mit Emily telefoniert und sie ebenfalls zum Kaffeetrinken am Samstag eingeladen. 

„Ich mach das.“, sagt Chloe, als ich verzweifelt versuche den Verband um mich zu wickeln, damit das Kleid noch passt. 
Wie zu erwarten, lässt sie zuerst ihre Finger über meinen Bauch gleiten bevor sie die Binde abwickelt. Daraufhin bildet sich gegen meinen Willen eine leichte Gänsehaut. Unsere Gesichter sind sich so nah, sodass sich bald unsere Nasen treffen. Ihr Blick ist jedoch konzentriert auf meinen Oberkörper gerichtet, wobei sie eng den Verband umlegt. 
„Ich glaube der sitzt zu fest.“, jammere ich und fummle an dem Verband rum, der beinahe mit meiner Haut verschmilzt. 
„Stell dich nicht so an.“, entgegnet mir Chloe und gibt mir einen Kuss auf die Nasenspitze. 
„Und was machen wir mit deinem Kopf?“, fragt sie nachdenklich und legt mir eine Hand in den Nacken, während sie mit der anderen versucht eine Strähne hinter mein Ohr zu stecken. 
„Ich weiß nicht.“, gebe ich zu, „Den Verband muss ich noch bis Montag tragen.“ 
„Darf ich mal sehen?“ Ich stimme mit einem Nicken zu, zu sehr darauf bedacht sie nicht zu küssen.  
Zaghaft entfernt sie den weißen Stoff und erlöst mich somit von dem unwohlen Gefühl auf dem Kopf. 
„Das sieht schon richtig gut aus, Beca.“, meint Chloe, die nun hinter mir steht und mir langsam durch die Haare streicht und meinen Kopf massiert. 
Es fühlt sich so gut an, dass ich mir ein Stöhnen nicht verkneifen kann. Natürlich hat sie gehört, dass es mir gefällt, woraufhin sie mit einem Lächeln beginnt meinen Nacken zu küssen und nebenbei meine Schultern knetet. 
„Wir müssen bald los.“, sagt sie zwischen zwei Küssen. Diesmal gebe ich ein genervtes Stöhnen von mir.
„Warum vergeht die Zeit immer so schnell, wenn du hier bist?“, wettere ich und versuche vor dem Spiegel einen Blick auf meinen Hinterkopf zu werfen. 
„Willst du es ohne Verband versuchen?“, fragt sie zögernd. Ich bejahe die Frage, weswegen wir ins Bad gehen und meine Haare provisorisch mit Trockenshampoo „waschen“. 
Fertig angezogen und mit Chloe, die meine Ausrüstung schleppt, hinter mir, gehen wir nach draußen zu ihrem Auto, einem schwarzen Porsche Boxster. Ich staune, so wie einer meiner Nachbarn, der mit offenem Mund den Wagen bestaunt.  
Während der Autofahrt singt Chloe selbstverständlich, wodurch diese noch schneller vergeht und wir kurze Zeit später ankommen.

Eine Stylistin steckt mir die Haare hoch, sodass es unmöglich ist zu bemerken, dass sich darunter eine Wunde versteckt. Nach dem Schminken, sehe ich im Endeffekt doch richtig gut aus, auch wenn ich mich nicht dementsprechend fühle, weil der Verband um meinen Brustkorb mir das Atmen nicht so leicht gestaltet und den Abend somit erschweren wird.
Kurz vor Beginn der Veranstaltung stehe ich bereits am Pult und halte meine Kopfhörer bereit. Nicht nur Mrs Beale, sondern auch ich bin dezent nervös. Sie meinte zwar, dass nicht viele Leute kommen würden, doch da haben wir wohl unterschiedliche Vorstellungen. Etliche Männer in schicken Anzügen und in Begleitung  von Frauen in kurzen und noch kürzeren Kleidern strömen auf das Anwesen und plaudern nett in Grüppchen miteinander. Zum Glück haben wir das Ganze nach draußen verlegt. Ich sehe mich um und erblicke den Rotschopf in der Menschenmenge. Ihre Haarfarbe wird durch das Blau ihres Kleides hervorgehoben und betont perfekt ihre Augen, die bis hin zu mir leuchten. Jede ihrer Kurven wird elegant von dem Stoff umspielt, wobei Chloe extra mit der Hüfte wackelt als sie auf mich zukommt.  Wenige Meter vor dem Mischpult stößt die Blonde zu ihr und die beiden umarmen sich innig. Aubrey zieht Chloe an der Hand mit sich und ich bekomme lediglich einen kurzen, entschuldigenden Blick zugeworfen. 

19 Uhr, nach dem Zeichen von der Gastgeberin starte ich das Eröffnungslied, das ihr zu gefallen scheint. Danach hält sie eine kleine Rede und wünscht guten Appetit, als sie das Büffet für eröffnet erklärt. Viele stürzen sich sofort auf die Leckereien, doch einige bleiben stehen oder tanzen sogar etwas zu meinen Tracks. Ich frage mich, wann ich mich einmal von hier fort schleichen kann um auch etwas zu essen oder mir die Füße zu vertreten. Die meisten Menschen sammeln sich um Mrs und…Mr Beale. Ich habe überhaupt nicht mitbekommen, dass er zurück oder gar hier ist. 
„Buh.“
Ich erschrecke, als ich an den Schultern berührt werde und mir direkt ins linke Ohr geflüstert wird. Im nächsten Augenblick drehe ich mich um und schaue in die strahlend blauen Augen, in die ich so gerne blicke. 
„Wie gefällt’s dir?“, fragt sie, nachdem sie sich neben mich gestellt hat und mit mir in die Menge sieht.
„Du hattest auf jeden Fall recht, als du meintest, dass hier hauptsächlich ältere Herrschaften aufkreuzen, aber es ist ganz nett.“
Chloe nickt zustimmend und lächelt den Leuten zu, die an uns vorbeigehen. 
„Hast du schon gegessen?“, frage ich sie, ohne dabei zu klingen als würde ich gleich vor Hunger sterben. Mein Magen reißt sich hoffentlich zusammen und knurrt nicht wie verrückt los. Ich habe nämlich den ganzen Tag über noch nichts gegessen und das bekomme ich nun zu spüren.
„Nein, möchtest du etwas essen?“, entgegnet sie mir und hebt ihren Blick nicht von den Gästen, weswegen ich ihr wunderschönes Profil bestaunen kann, wobei ihr Lächeln ihre leicht roten Wangen nach oben drückt. Daraufhin nimmt Chloe, ohne eine Antwort abzuwarten, meine Hand und führt mich durch die überall stehenden, stilvoll gekleideten Menschen. Ich passe hier nicht rein, denke ich mir, noch nicht.
Als wir uns durch die Menge gekämpft haben und Chloe einige eindeutig zu hungrige Männer abwimmeln musste, stehen wir endlich vor dem Büffet, doch zum Essen sollen wir so schnell nicht kommen. 

Stets zu Diensten (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt