„Ich weiß gar nicht wo ich anfangen und wie ich es sagen soll." Sie reibt sich mit einer Hand den Nacken und schaut auf den Boden.
„Sag's einfach gerade raus, Chlo." Ich lehne mich an die Hauswand und beobachte sie, wie sie nervös den Gehweg auf und ab läuft.
„Also, ich glaube ich habe gestern zu viel getrunken und einen Fehler begangen.", sagt sie und malt mit ihrer Fußspitze Muster auf den Asphalt.
Ich warte, doch sie sagt nichts. Sie schaut einfach hinunter auf den Boden.
„Und weiter?", frage ich, wobei ich versuche sie nicht zu drängen.
Sie soll aus freien Stücken mit mir reden, einfach weil sie es kann, auch wenn es mich in den Wahnsinn treibt so geduldig sein zu müssen.
„Ich hatte zwar noch nie ein Problem damit, aber ich kann mich einfach nicht erinnern und das frisst mich auf, weil ich nicht weiß mit wem ich geschlafen habe." Jetzt vergräbt sie ihre Hände in den Haaren und sieht mich verzweifelt, Hilfe suchend, an.
„Beca, ich habe mit jemandem geschlafen und ich weiß es nicht mehr. Was ist wenn es Tom war? Das wäre der Weltuntergang."
In ihrer Verzweiflung schreit sie mich beinahe an und ich erkenne wie sich ein Schleier von Tränenflüssigkeit über ihre Augen legt.
„Hey, beruhige dich.", sage ich, mit der Absicht sie erst etwas auszufragen, bevor ich mit der Sprache heraus rücke und ihr verrate, dass sie mit mir geschlafen hat, auch wenn ich nicht wissen kann, ob sie davor nicht schon jemand anderes abgeschleppt hat. Ich mag keine Gedanken daran verschwenden wie irgendwer anders ihren Körper berührt und sie küsst. Ich entscheide mich um.
„Alles gut, du hast nur mit mir geschlafen.", betone ich schulterzuckend und tue so als wäre es total selbstverständlich das wir miteinander schlafen.
„Oh..." Sie lässt sich neben mich gegen die Wand fallen und wir schweigen uns einen Moment lang an.
„Ich bin erleichtert, dass du es warst, aber auch enttäuscht, weil ich mich nicht daran erinnere.", sagt sie sanft und massiert sich leicht die Stirn, „Verrate mir nur eins, Becs. War's gut?"
Ihr erwartungsvoller Blick brennt auf mir, wodurch mir heiß wird, meine Wangen einen rosigen Ton annehmen und ich verlegen wegschauen muss, die Frage jedoch bejahe. Ein leichtes, beruhigtes Lächeln schmückt ihre Lippen, die ich jetzt am liebsten küssen würde. Ich drehe mich um und erblicke Emily, die bereits mit den Donuts zurück gekehrt ist und auf uns wartet. Mit ihrem verwirrten Gesichtsausdruck fragt sie mich was wir da draußen machen.
„Du? Da wäre noch etwas, das mir fast genauso schwer fällt auszusprechen.", meint Chloe und spielt an ihren Fingernägeln.
Ihre Gemütslage färbt regelrecht ab und ich merke wie mir immer unwohler wird.
„Was ist denn?", frage ich und versuche diesmal ihren Blick einzufangen, der unkontrolliert über den Boden schweift.
„Ehm, also...ja die Sache ist die...", stammelt sie vor sich hin.
Haben wir irgendwie die Rollen getauscht oder was ist hier los?
„Chloe, sieh mich an.", ich drehe ihr Gesicht zu mir, „Sag's einfach, das ist okay."
Daraufhin nickt sie und stopft ein paar Strähnen zurück in ihren Dutt.
„Ich finde wir sollten ausgehen.", gibt sie zu und sieht mir dabei sogar in die Augen.
„Ausgehen?", hake ich überrumpelt nach. Damit habe ich jetzt wirklich nicht gerechnet.
„Ja, wir sollten miteinander ausgehen. Du weißt schon, auf Dates, um uns besser kennen zu lernen."
Ihre Augen leuchten vor Begeisterung, auch wenn ich meine einen Funken Angst aufblitzen zu sehen, Angst vor einer möglichen, aber doch unmöglichen Abweisung.
„Und dann müsste ich nicht mehr lügen, wenn ich dich als meine Freundin vorstelle.", fügt sie dem schüchtern hinzu, wobei ihre Stimme immer leiser wird und sie unseren Blickkontakt abbricht.
Wahrscheinlich habe ich meine Verwunderung nicht sonderlich gut versteckt, sodass sie denkt, dass ich ihr wirklich einen Korb gebe.
„Dann lass uns miteinander ausgehen.", sage ich sicher, wonach sie mich fest in den Arm nimmt.
„Aber jetzt sollten wir wieder reingehen. Em wartet schon.", meine ich mit einem Kopfnicken in die Richtung unseres Tisches.
„Ja, du hast recht.", entgegnet sie mir.
Hintereinander betreten wir den Shop, als wäre nichts gewesen und nehmen an unserem Tisch und neben Emily Platz.„Ich hab dir deine Lieblingssorte mitgebracht.", verkündet Emily froh und reicht mir den Donut über den Tisch, „Uhm naja, und dir Chloe, hab ich einfach einen meiner Lieblingssorte mitgenommen. Kaum jemandem schmecken die Dinger, die Beca in sich hinein frisst."
Ich grummle deutlich hörbar und rolle mit den Augen, während ich einen großen Bissen von der Leckerei nehme und mich dabei provozierend vorlehne. Chloe bedankt sich und nimmt ihren Donut entgegen um diesen zu kosten.„Der ist wirklich gut.", murmelt sie mit noch halb vollem Mund.
Em wirft mir einen triumphierenden Blick zu, weswegen ich ihr die Zunge herausstrecke.
„Darf ich von deinem probieren, Becs?", fragt sie zu unser beider Verwunderung.
Emilys Augenbrauen schießen in die Höhe und ihr Gesicht verzieht sich angewidert. „Iss das bloß nicht. Ugh."
„Klar darfst du.", meine ich mit einem Zwinkern und halte ihr den Donut hin, von dem sie genüsslich abbeißt und mir dabei tief in die Augen schaut. Ich sitze wie auf heißen Kohlen, als ich Chloes Reaktion abwarte. Auch Emily sieht sie gespannt und erwartungsvoll an.
„Hm, also...", beginnt sie mit einem Zungenschnalzen und spannt uns extra auf die Folter, „der Geschmack ist eindeutig gewöhnungsbedürftig, auf der anderen Seite aber auch sehr interessant."
Em seufzt enttäuscht und fragt: „Das heißt, du würdest das Zeug auch essen?"
Chloe nickt und bestätigt meinen Sieg. Stolz verschlinge ich den Rest und lehne mich dann zurück. Der Rotschopf beugt sich zu Emily herüber und flüstert ihr etwas ins Ohr, sodass sich ein breites Grinsen auf ihre Lippen legt.
„Was?", frage ich, da ich deren Verhalten unfair finde.
„Ach nichts.", versucht Chloe mich zu beschwichtigen und legt mir ihre Hand auf den Unterarm.
„Sie hat gesagt meine schmecken besser!", platze es aus Emily heraus.
Erneut strecke ich ihr meine Zunge entgegen und behaupte: „Umso besser, dann muss ich nicht teilen."
„Eh, hey Beca.", ruft jemand von der Tür aus, woraufhin sich meine beiden Mädels umdrehen.
„Oh und hey Chloe.", sagt er weniger erfreut und zieht einen Jungen an seinem Pulli näher zu uns heran.
„Das ist Benji.", er stellt uns seinen kuriosen Kumpel vor, der verlegen nickt und dann einen Blumenstrauß aus seinem Ärmel zaubert und ihn zitternd an Emily überreicht, die rot anläuft und das Geschenk zögernd und verwirrt annimmt.
Fragend ziehe ich meine Augenbrauen nach oben und fokussiere Jesse, der anscheinend ein Talent dafür hat mich zu nerven.
„Willst du uns deine Freundinnen gar nicht vorstellen, Beca? Das ist aber unfreundlich."
Gespielt setzt er eine traurige Miene auf und bringt mich zum Seufzen. Was bildet er sich ein?
„Emily, das sind Jesse und Benji.", meine ich genervt und mache eine kaum erkennbare Handbewegung in Richtung Emily, „Und Chloe scheint ihr ja bereits zu kennen."
„Ja leider.", murmelt der Rotschopf neben mir und stützt ihren Kopf mit der Hand ab.
„Emily, also.", sagt er schelmisch und boxt Benji gegen die Schulter, weil er Emily total gruselig anstarrt.
„Woher kennt ihr euch?", frage ich einfach, auch wenn ich mich nicht mit ihnen auf einen Plausch einlassen wollte. Meine Neugier ist stärker als meine Vernunft.
„Chloe war eine Bella.", trällert Jesse vor sich hin und setzt sich so frech wie er ist einfach neben mich auf den freien Sessel. Na jetzt habe ich den Salat.
„Ich weiß.", entgegne ich ihm mit einem abwehrendem Blick, als er seinen Stuhl immer näher an meinen heran rückt.
„Ich mache nur Platz für Benji.", meint er daraufhin und zeigt auf seinen Freund, der sich gerade tatsächlich einen Sessel von einem anderen Tisch mopst und ihn zwischen Jesse und Emily schiebt.
Ich rolle mit den Augen und versuche Blickkontakt mit Chloe aufzubauen, die ihr Gesicht nun fast mit ihren Händen vergräbt.
„Beim Acapella war er mein Feind.", kommt es dann von ihr.
„Die Betonung liegt auf „war", meine liebe Chloe." Jesse zwinkert ihr zu, was jedoch bewusst von allen ignoriert wird. Benji ist damit beschäftigt Emily all seine wundervollen Zaubertricks zu demonstrieren und stottert sich ab und zu ein paar Worte zu recht.
„Mal was anderes", beginnt Jesse und versucht mit einer meiner Locken zu spielen.
„Ugh, lass das."
„Legst du heute Abend wieder auf, Becaaw?", fragt er und zieht seine Hand schnell zurück in seinen Schoß. Daraufhin nicke ich zustimmend.
„Dann sehen wir uns da alle wieder?", hakt er nach und macht sich zum Gehen bereit. Er steht hinter Benjis Sessel und klopf im leicht auf die Schultern, wobei er erwartungsvollen Blickes zwischen Emily und Chloe hin und her sieht.
„Ich bin dabei.", verkündet Em mit einem schüchternen Lächeln. Mein Gott, dieser verrückte Benjityp hat es ihr wohl sofort angetan.
„Wo denn?" Chloe hebt ihren Kopf und wartet darauf von mir eine Antwort zu bekommen, nur ist Jesse schneller.
„Im Motion. Treffen wir uns Punkt Null Uhr?"
Emily stimmt dem Vorschlag zu und Chloe sieht mich skeptisch an.
„Das wird bestimmt cool.", sage ich und lege meine Hand auf ihre um sie beruhigend zu drücken, wobei ich mir bei dieser Aussage selbst nicht so richtig glaube. Hauptsache Chloe tut es.
„Ich habe sowieso nichts vor.", seufzt sie und schenkt mir ein leichtes Lächeln.
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Stets zu Diensten (gxg)
FanfictionBeca ist ihrem Traum so nah wie noch nie, nur fehlt ihr das nötige Kleingeld um umziehen zu können. Ein Nebenjob soll das ändern...und er ändert nicht nur das, sondern noch einiges mehr in Beca's Leben. Nicht meine Geschichte